Helga Pollak-Kinsky

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Pollak-Kinsky, Helga
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Pollak, Helga
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Kinsky, Helga
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42633
GNDGemeindsame Normdatei 1047805448
Wikidata Q18412332
GeburtsdatumDatum der Geburt 28. Mai 1930
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 14. November 2020
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Zeitzeugin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bundesverdienstkreuz am Bande (Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland) (Verleihung: 16. Oktober 2013)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 9. Dezember 2014, Übernahme: 13. April 2016)

Helga Pollak-Kinsky, * 28. Mai 1930 Wien, † 14. November 2020, Überlebende der Shoah, Zeitzeugin.

Biografie

Helga Pollak wurde am 28. Mai 1930 als einziges Kind von Frieda und Otto Pollak in Wien geboren. Der Vater führte gemeinsam mit seinem Bruder Karl Pollak von 1919 bis 1938 das Konzert-Caféhaus "Palmhof" in der Mariahilfer Straße 135 im 15. Bezirk.

1937 ließen sich Otto Pollak und seine um 14 Jahre jüngere Frau einvernehmlich scheiden. Ihre gemeinsame Tochter Helga blieb in der väterlichen Wohnung, betreut von einem Kindermädchen. Unter dem Druck der Ereignisse in Wien nach dem "Anschluss" 1938 entschlossen sich Helgas Eltern, ihre Tochter bei Verwandten in Kyjov (Tschechien) zu lassen. Im März 1939 okkupierte die deutsche Wehrmacht die sogenannte "Rest-Tschechei" und errichtete dort das "Protektorat Böhmen und Mähren".

Helga sollte im Rahmen eines organisierten Kindertransports zu ihrer mittlerweile nach England emigrierten Mutter fahren, was durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 verhindert wurde. 1940 musste das Mädchen nach Brünn übersiedeln, da es nur noch dort eine jüdische Schule gab, 1941 fuhr sie auf Eigeninitiative mit elf Jahren zurück nach Kyjov zu ihren Verwandten. Ihr Vater entging im Sommer 1941 knapp der Deportation und konnte im September des Jahres zu seiner Tochter in Kyjov reisen, von wo sie im Jänner 1943 gemeinsam nach Theresienstadt deportiert wurden.

Helga Pollak wurde von ihrem Vater getrennt und kam in das Mädchenheim L 410, Zimmer 28. In ihrem Tagebuch beschrieb sie den Alltag der Mädchen im Zimmer 28, das kulturelle Leben, den Hunger, die Not, Krankheit und Transport, Deportationen nach Auschwitz usw. Im Oktober 1944 wurde auch sie nach Auschwitz geschickt und wenig später in ein ein Außenlager des KZ Flossenbürg verlegt, wo sie zur Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik eingeteilt wurde. Ende April 1945 wurde sie erneut nach Theresienstadt gebracht, wo sie ihren Vater wieder traf. Gemeinsam erlebten sie hier die Befreiung. Aus der Quarantäne entlassen, fuhr sie mit einer Cousine und ihrem Vater zurück nach Kyjov und musste von der Ermordung vieler Verwandter erfahren.

1946 übersiedelte Helga zu ihrer Mutter nach London. Dort machte sie ihre Matura und besuchte das College. 1951 heiratete sie einen aus Ostpreußen stammenden Emigranten, der sich vor den Nazis nach Bangkok gerettet und dort eine neue Existenz aufgebaut hatte. Sie lebte mit ihm zusammen zunächst in Bangkok (Thailand), dann in Addis Abeba (Äthiopien). 1957 kehrte sie zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern nach Wien zurück.

Ab 1986, nach mehr als 40 Jahren, traf Helga Pollak-Kinsky die die Shoah überlebenden Freundinnen Anna Flachová-Hanusová und Ela Stein-Weissberger aus Theresienstadt (Zimmer 28) in Prag wieder.

1989 drehte die tschechisch-amerikanische Dokumentarfilmerin Zuzana Justman den Film "Terezín Diary", für den Pollak-Kinsky interviewt wurde, 1998 den Film "Voices of the children" über Pollak-Kinsky und zwei weitere Überlebende. "Voices of the children" wurde 1999 mit einem Emmy ausgezeichnet.

Pollak-Kinskys Erlebnisse und Erinnerungen sind auch im Buch "Die Mädchen von Zimmer 28: Freundschaft, Hoffnung und Überleben in Theresienstadt" von Hannelore Brenner-Wonschick nachzulesen, das auf Helga Pollaks Tagebuchaufzeichnungen basiert. 2011 gestalteten Johanna Tinzl und Stefan Flunger eine Audiocollage und mehrere HD-Videos zu einem Gespräch zwischen Helga Pollak-Kinsky, Anna Flachová-Hanusová und Ela Stein-Weissberger. Im Jänner 2014 erschien "Mein Theresienstädter Tagebuch 1943 - 1944 und die Aufzeichnungen meines Vaters Otto Pollak", ebenfalls herausgegeben von Hannelore Brenner-Wonschick.

Pollak-Kinsky besuchte als Zeitzeugin auch immer wieder Schulen und nahm als Gesprächspartnerin an Vorführungen der oben erwähnten Filme teil.

Literatur


Helga Pollak-Kinsky im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks