Hilde Holger

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Hilde Holger in einer Tanzpose, 1926
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Holger, Hilde
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Sofer, Hilde; Boman-Behram, Hilde
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  370455
GNDGemeindsame Normdatei 118940171
Wikidata Q1618225
GeburtsdatumDatum der Geburt 18. Oktober 1905
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 24. September 2001
SterbeortSterbeort London 4074335-4
BerufBeruf Tänzerin, Choreographin, Tanzlehrerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes HildeHolger.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Hilde Holger in einer Tanzpose, 1926

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Hilde Holger, * 18. Oktober 1905 Wien, † 24. September 2001 London-Camden, Tänzerin, Choreographin, Tanzlehrerin.

Biografie

Hilde Holger, geborene Sofer, wurde unter ihrem Künstlernamen Hilde Holger bekannt. Sie kam aus einer liberal jüdischen Familie und war die Tochter von Alfred Sofer und Elise Sofer, geborene Schreiber. Ihr Großvater war Schuhmacher und fertigte Schuhe für Franz Joseph I. und einige habsburgische Familienmitglieder. Ihr Vater, ein Poet, starb früh, bereits 1908.

Bereits mit sechs Jahren begann Holger mit dem Tanzen. Zu jung für eine Akademie begann sie mit Showtanz und tourte mit der von Gertrud Bodenwieser gegründeten „Bodenwieser Ballettgruppe“ durch Europa, die nicht nur ihre Lehrerin, sondern auch ihre Freundin war. Mit 18 Jahren debütierte Holger als Solotänzerin in Wien. Sie gründete später auch ihre Tanzgruppe „Hilde Holger Tanzgruppe“ und eine Kindertanzgruppe. 1926 eröffnete sie ihre eigenen Tanzschule „The New School for Movement Arts“ im Palais Ratibor in Wien.

Nach dem Anschluss 1938 konnte sie als Jüdin nicht auftreten und arbeiten. So floh Holger 1939 aus Wien. Zunächst wurde ihr die Einreise nach Großbritannien verwehrt und sie ging stattdessen nach Indien. Ihre Mutter, ihr Stiefvater, ihre Schwester und weitere 14 Familienmitglieder starben im Holocaust. In Bombay wurde ihre Ankunft sogar in Radio und Zeitung angekündigt. Sie lernte den Homöopathen und Kunstliebhaber Dr. Ardeshir Kavasji Boman-Behram kennen (kurz Dr. Adi Boman), den sie 1940 heiratete. 1941 eröffnete sie eine neue Tanzschule in Bombay, in die sie alle Interessierten unabhängig von Herkunft, Religion und Nationalitäten aufnahm.

1946 hatte das Paar eine gemeinsame Tochter Primavera Boman-Behram, die später ebenfalls Tänzerin und Choreographin wurde. 1948 verließ die Familie aufgrund des ersten indisch-pakistanischen Krieges und den Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus Indien. Nach Wien wollte Holger nie wieder zurückkehren und so zog die Familie nach Großbritannien, wo 1949 der Sohn Darius Boman-Behram geboren wurde. Dieser wurde mit Down-Syndrom geboren und inspirierte Holger zu ihrer Arbeit mit geistig Behinderten. Schon bald trat sie wieder mit ihrer Gruppe auf und eröffnete eine neue Tanzschule „The Hilde Holger School of Contemporary Dance“. Vor allem indische traditionelle Tänze hatten auf ihr Schaffen Einfluss genommen.

Der Durchbruch gelang ihr 1951 in London mit der Premiere von „Under the Seas“. Holger war die erste Choreographin, die mit jungen Erwachsenen mit schwerer Lernbehinderung 1968 auftrat. Das Stück hieß „Towards the light“. In ihrer Schule stellte sie jeden ein, der offen und unvoreingenommen war, um mit behinderten Menschen zu arbeiten. Sie behandelte alle Schüler gleich, unabhängig von ihrer Statur, sozialen Herkunft, Gesundheit, Talent oder geistigen Verfassung. Im Vordergrund ihres pädagogischen Konzepts stand die Balance zwischen Wissensvermittlung und eigenständiger Kreativität.

Noch wenige Wochen vor ihrem Tod hielt sie trotz ihrer schweren Arthritis Tanzstunden in ihrem Kellerstudio im Londoner Ortsteil Camden Town, wo sie mehr als fünfzig Jahre gelebt und gearbeitet hatte. Sie starb 2001 im Alter von 95 Jahren.

Literatur

  • Denny Hirschbach (Hg.): Die Kraft des Tanzes, Hilde Holger Wien - Bombay- London; über das Leben und Werk der Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin. Bremen: Zeichen und Spuren Verlag 1990

Weblinks