Hilde Koplenig
Hilde Koplenig, * 31. August 1904 Prag, † 16. April 2002 Wien, Historikerin, Journalistin, Übersetzerin, Juristin, Politologin.
Biografie
Hilde Koplenig, geborene Oppenheim, entstammte einer jüdisch-deutschsprachigen Familie aus bürgerlichem Milieu, in dem Religion keine Rolle spielte. Sie war die Tochter von Samuel Oppenheim und seiner 18-Jahre jüngeren Ehefrau Helene Oppenheim, geborne Löbl, und hatte einen jüngeren Bruder, Ernstl. 1911 zog die Familie nach Wien, da der Vater an die Universität Wien als Professor für theoretische Astronomie berufen wurde.
Koplenig besuchte ab 1915 das Cottage-Lyzeum in Döbling, da es damals noch keine öffentlichen Mädchenmittelschulen gab. Nach der Absolvierung der Lyzealmatura in der sechsten Klasse wechselte sie an die Schwarzwaldschule und studierte ab 1922 gegen den Willen ihres Vaters Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien. 1924 absolvierte sie ein Auslandssemester an der Universität Zürich.
Zurück in Wien setzte sie ihr Studium fort und erwarb zudem das Fürsorgerinnendiplom, für das sie einen Kurs an der Sozialakademie in Wien abschloss. Bereits 1922 war sie der Sozialistischen Arbeiterjugend beigetreten und wechselte 1924 zur Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), die sie zuvor scharf abgelehnt hatte. Im Herbst 1926 traf sie zum ersten Mal im Parteilokal in Währing den kommunistischen Politiker Johann Koplenig.
Emigration und Exil
1927 promovierte sie zur Dr. rer. pol. mit einer Dissertation „Über die staatsrechtliche Regelung der Bauernfrage in der Französischen Revolution“ bei Max Adler und Hans Kelsen. Von 1927 bis 1928 war sie am Archiv des Marx-Engels-Institut in Moskau tätig, da sie in Wien keine passende Arbeit finden konnte. Dort gehörte Johann Koplenig als Generalsekretär der KPÖ der österreichischen Delegation des VI Weltkongress der Komintern in Moskau an, mit dem sie sich dort regelmäßig traf. Nach dem Tod ihres Vaters kehrte sie nach Wien zurück und heiratete 1928 Johann Koplenig. 1929 bekam das Paar die gemeinsame Tochter Elisabeth.
Von 1931 bis 1933 arbeitete sie als Sekretärin bei der Handelsvertretung der UdSSR. Nach dem Verbot der KPÖ 1933 und der kurzzeitigen Verhaftung von Johann Koplenig, wurde die Tochter Elisabeth bis 1938 zu Pflegeeltern in die Schweiz gebracht, während das Ehepaar nach Prag flüchtete, wo Koplenig ihre illegale Arbeit für die Partei begann und ihren Mann als Sekretärin unterstützte. 1938 flohen sie nach Paris und 1939 nach Moskau, wo Koplenig als Übersetzerin tätig war. In dieser Phase entwickelten sich erste Zweifel an der Parteipolitik unter anderem wegen der stalinistischen Säuberungen in der Sowjetunion und des Hitler-Stalin-Pakts 1939. Als Intellektuelle beklagte sie zudem die kultur- und intellektuellenfeindliche Haltung der KPÖ.
Am 22. April 1941 kam ihr Sohn Ernst zur Welt. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 wurde die Familie nach Nižnij Novgorod evakuiert, wo Hilde Koplenig als Assistentin der dort praktizierenden Kinderärztin arbeitete. 1942, nach dem sowjetischen Sieg in der Schlacht um Moskau, konnte die Familie nach Moskau zurückkehren, wo sie nicht nur erneut als Übersetzerin tätig war, sondern ab 1943 für den österreichischen Sender von Radio Moskau unter Walter Fischer sowie schriftstellerisch und herausgeberisch tätig war.
Rückkehr nach Wien
1945 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie ihre Mitgliedschaft bei der KPÖ erneuerte, und von 1946 bis 1964 Redakteurin der kommunistischen Tageszeitung „Volksstimme“ war, obwohl sie sich im Laufe der Zeit zunehmend von der Politik der KPÖ und Sowjetunion distanzierte. Zudem arbeitete sie als Journalistin für die Zeitschrift „Stimme der Frau“. Ihr Ehemann wurde währenddessen als Staatssekretär ohne Portefeuille Mitwirkender an der provisorischen Regierung in Österreich. 1964 trat sie ihre Pension an, arbeitete nichtsdestotrotz noch an der Zeitschrift „Wiener Tagebuch“ unter Franz Marek mit und publizierte zu Themen der Französischen Revolution.
1968 starb ihr Ehemann, woraufhin sie sich der Aufarbeitung der Biographie ihres Mannes widmete. Sie selbst verstarb am 16. April 2002 in Wien.
Literatur
- Korotin Ilse: „…genug Geschichte erlebt.“ Hilde Koplenig (1904–2002): Erinnerungen. Wien: Praesens-Verl. 2008
- Maria Bianca Fanta: Arbeiter der Feder. Die Journalistinnen und Journalisten des KPÖ-Zentralorgans „Österreichische Volksstimme“ 1945–1956. Clio: Graz 2016, S. 148
Hilde Koplenig im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Österreichisches biographisches Lexikon: Hilde Koplenig [Stand: 22.10.2024]
- biografiA: Koplenig Hilde [Stand: 22.10.2024]
- OTS-Presseaussendung: Hilde Koplenig gestorben. [Stand: 22.10.20.24]
- Wikipedia: Hilde Koplenig [Stand: 22.10.2024]
- Praesens: Hilde Kolpenig Erinnerungen [Stand: 22.10.2024]