Ignaz Parhamer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Parhamer, Ignaz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Parhammer, Peter Ignaz
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  3905
GNDGemeindsame Normdatei 129242810
Wikidata Q112822
GeburtsdatumDatum der Geburt 15. Juni 1715
GeburtsortOrt der Geburt Schwanenstadt
SterbedatumSterbedatum 1. April 1786
SterbeortSterbeort Landstraße (Vorstadt)
BerufBeruf Schulreformer, Kanzelredner
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde St. Marxer Friedhof
Grabstelle
  • 3., Rennweg 91 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Oberdirektor der Armenkasse und Stiftungen
  • Oberdirektor des Findelhauses
  • Oberdirektor der Waisenhäuser Wiens

Parhamer (auch Parhammer) (Peter) Ignaz, * 15. Juni 1715 Schwanenstadt, Oberösterreich, † 1. April 1786 Vorstadt Landstraße (Waisenhaus; 3, Rennweg 91), Schulreformer, Kanzelredner.

Biographie

Ignaz Parhamer trat nach dem Schulbesuch in Linz mit 19 Jahren in Trenčín in den Jesuitenorden ein. 1744 erfolgte die Priesterweihe. 1746 kam er nach Wien, wo er an der Kirche am Hof und an der Universitätskirche, der heutigen Jesuitenkirche tätig war. Maria Theresia betraute Parhamer, der selbst theologische und philosophische Fächer unterrichtete, mit der die Aufsicht über die Trivialschulen. Sein 1750 fertiggestellter Katechismus wurde in verschiedene Sprachen der Monarchie übersetzt und wiederholt aufgelegt. Seine Fortsetzung fand das Werk im vierbändigen “Historischen Katechismus, oder gründliche Glaubens- und Sitten-Lehren aus denen Geschichten der göttlichen Schrift“ (1752/1756). Um seinen Katechismus möglichst allen Kinder und Jugendlichen nahezubringen, organisierte er die ursprünglich jesuitische “Christenlehr-Bruderschaft“ neu, ein Vorhaben, das von Maria Theresia unterstützt wurde. Missionsreisen führten Parhamer durch die Diözesen Wien, Salzburg, Seckau, Görz, Raab und Gran. Als Prediger genoss Parhamer aufgrund seiner volkstümlichen Art großen Zuspruch. Auch Joseph Richter gibt in seinem “Der Wienerische Zuschauer“ 1785 eine Anekdote als Beispiel für “den lustigen Humor dieses Missionspredigers“ wieder.

1758 wählte Kaiser Franz I. Parhamer zu seinem Beichtvater. 1759 wurde der Jesuit zum Direktor des Waisenhauses am Rennweg ernannt, das unter seiner Leitung einen enormen Aufschwung nahm. Bis 1774 konnte die Zahl der Schülerinnen und Schüler auf 247 Mädchen bzw. 548 Knaben gegenüber 1759 fast verdreifacht werden. Neben den Elementarfächern wurden die Mädchen in Handarbeiten unterrichtet, die Knaben wurden in der streng organisierten Erziehungsanstalt auf den Militärberuf vorbereitet, was Parhamer den Spitznamen “Kindergeneral“ einbrachte. Nach dem Tod des Kaisers 1765 wurde Parhamer Beichtvater der Erzherzogin Elisabeth. Wiederholt besuchte die kaiserliche Familie das Waisenhaus am Rennweg, das auch für die Söhne und Töchter vermögender Eltern, die ihre Kinder nach den damaligen Standards unterrichtet wissen wollten, gegen einen entsprechenden Beitrag offenstand. 1781/1782 war Parhamer Rektor der Universität Wien. Einen Höhepunkt in Parhamers Karriere als Direktor des Waisenhauses stellte 1782 der Besuch Papst Pius VI. dar, der von Erzherzog Maximilian, den späteren Erzbischof-Kurfürst von Köln, begleitet wurde. Im Zuge der josephinischen Reformen wurde Parhamer 1782 "Oberdirector der sämmtlichen Waisenhäuser in den k. k. Erbstaaten" und 1783 darüber hinaus Direktor des k. k. Findelhauses. Nachdem Joseph II. 1785 das Waisenhaus vom Rennweg in das Gebäude des aufgelassenen “Spanischen Spitals“ in der Boltzmanngasse verlegt, blieb Parhamer Pfarrer in der Waisenhauskirche “Maria Geburt“ am Rennweg.

Parhamer muss bei seinen Zeitgenossen überaus beliebt gewesen sein, denn bereits am 8. April 1786, also eine Woche nach dem Tod des Kirchenmannes, bot der Kupferstecher und Kunsthändler Hieronymus Loeschenkohl in der Wiener Zeitung den Kunstdruck “Probst Parhamer auf dem Sterbebett“ zu 10 Kreuzer pro Stück an.

Parhamerplatz

Werke (Auswahl)

  • Historischer Katechismus oder gründliche Glaubens- und Sitten-Lehre aus denen Geschichten der göttlichen Schrift. Wien: Kaliwoda 1752/1756
  • Vollkommener Bericht von der Beschaffenheit des Waisenhauses Unser Lieben Frau auf dem Rennwege zu Wien in Oesterreich. Mit Erlaubniß der löbl. k.k. Büchercensur zum Drittenmal hrsg. und den Stiftern und Gutthätern zur schuldigen Dankbarkeit ausgetheilt im Jahre 1774. Wien: Kaliwoda 1774

Literatur

  • Bernhard Duhr: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge. Band 4: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge im 18. Jahrhundert, Teil 2. München/Regensburg: Manz 1928, S. 239 ff.
  • Hans Pemmer: Das Parhamersche Waisenhaus auf dem Rennweg. In: Wiener Geschichtsblätter 28 (1973), S. 33 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 234
  • Alfred Ritter von Arneth: Maria Theresia nach dem Erbfolgekriege. Wien: Wilhelm Braumüller 1879
  • Lebensgeschichte weiland Herrn Ignaz Parhamers, der freien Künste und Weltweisheit Doktors,… Wien: Sebastian Hartl 1786
  • Joseph Richter: Ein kleiner Beitrag zur Missions-Geschichte des P. Parhamers. In: Der wienerische Zuschauer, Zweytes Heft. Wien: Lukas Hohenleitterische Buch- und Kunsthandlung [1785], S. 48 ff
  • Georg Rieder: Ignaz Parhamer’s und Franz Anton Marxer’s Leben und Wirken. Wien: Selbstverlag 1872
  • Luigi A. Ronzoni: Ignaz Parhamer und die Christenlehr-Bruderschaft. Die Franz Regis-Kapelle in der Jesuitenkirche Am Hof in Wien. In: Herbert Karner / Werner Telesko [Hg.]: Die Jesuiten in Wien. Zur Kunst- und Kulturgeschichte der österreichischen Ordensprovinz der "Gesellschaft Jesu" im 17. und 18. Jahrhundert. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2003
  • Wiener Zeitung, 05.04.1786

Weblinks