Ingrid Wendl
Ingrid Wendl, * 17. Mai 1940 Wien, Eiskunstläuferin, Fernsehmoderatorin, Politikerin.
Biografie
Die gebürtige Wienerin wuchs im 3. Bezirk auf und besuchte nach der Volksschule ein humanistisches Gymnasium, das sie 1958 mit der Matura abschloss. Ein darauffolgendes Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien blieb ohne Abschluss. Stattdessen machte sie als Eiskunstläuferin Karriere.
Als Tochter eiskunstlaufbegeisterter Eltern erhielt Wendl im Alter von sechs Jahren ihre ersten Schlittschuhe und begann am Platz des Wiener Eislaufvereins zu laufen. Rasch wurde ihr Talent entdeckt und sie wurde von Adolf Eder, dem Generalsekretär des Eislaufvereins, trainiert. Im Einzellauf erlangte sie 1953 bei den Österreichischen Eiskunstlaufmeisterschaften den zweiten Platz. Dies war der Auftakt zu einer höchst erfolgreichen Karriere: Wendl wurde dreimal österreichische Meisterin in Eiskunstlauf (1955, 1956, 1958), erlangte bei den Europameisterschaften zweimal Gold (1956, 1958) und einmal Silber (1957) sowie bei den Weltmeisterschaften zweimal Bronze (1956, 1957) und einmal Silber (1958). Bei den Olympischen Winterspielen in Cortina 1956 gewann sie die Bronzemedaille.
1958 zog sich Ingrid Wendl vom Wettbewerbssport zurück und tourte mit der Wiener Eisrevue und ab 1967 mit der US-Show "Ice Capades" zwölf Jahre lang als Profi-Eiskunstläuferin durch die Welt. Während ihres Engagements bei der Wiener Eisrevue wirkte sie auch im Film "Traumrevue" (1959) mit.
1972, nach Beendigung ihrer Karriere als Eiskunstläuferin, kam sie zum ORF und wirkte bis 2000 als Sprecherin und Moderatorin. Wendl war die erste weibliche Sportmoderatorin im deutschsprachigen Raum. Sie kommentierte jedoch nicht nur Sportgroßereignisse, sondern ab den frühen 1980er Jahren auch Unterhaltungs-Shows im Hauptabendprogramm. Ab 1979 war sie Mitglied des Rateteams in der vom Bayerischen Rundfunk produzierten und von Robert Lembke moderierten Quizsendung "Was bin ich?". 1988 wurde sie als Redakteurin und Reporterin in der Sportabteilung des ORF angestellt. Mehrmals wählte das TV-Publikum Wendl zur beliebtesten Sprecherin, 1990 erhielt sie den Fernsehpreis "Romy" in der Kategorie "Beliebtester Sportreporter". Ab März 1993 bis zur Einstellung der Sendung 2000 moderierte sie den "Seniorenclub" und zog sich dann ins Privatleben zurück.
Im Herbst 2002 tauchte Wendl auf der politischen Bühne auf – als Quereinsteigerin für die ÖVP zog sie, auf einem fixen Listenplatz gereiht, in den Nationalrat ein. Ab 2005 fungierte sie als Bundesobmann-Stellvertreterin des Österreichischen Seniorenbundes.
Wendl ist seit 1993 mit dem Fagottisten Milan Turković verheiratet.
Werke
- Ingrid Wendl: Eis mit Stil. Eine Eisläuferin der Weltklasse – sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie Wiener Eisgeschichte erzählt. Wien / München: Jugend & Volk 1979
- Ingrid Wendl: Mein großer Bogen. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2002
- Ingrid Wendl: Denn das Leben ist Bewegung. Mein persönlicher Bewegungs-Ratgeber. Wien: Verlag 55Plus 2004
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Sammlung Josef Treitl: Wendl, Ingrid, 3 Mappen [JT-1284]
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Wendl, Ingrid [TP-055808]
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Isabella Lechner (Hg.): Traumfabrik auf dem Eis. Von der Wiener Eisrevue zu Holiday on Ice. Wien: Metroverlag 2014, S. 158 f.
- Ingrid Wendl: Mein großer Bogen. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2002
- Parlament Österreich: Ingrid Turkovic-Wendl [Stand: 04.06.2024]
- Wikipedia: Ingrid Turković-Wendl [Stand: 04.06.2024]
Ingrid Wendl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.