Irma Schwager
Irma Schwager, * 30. Mai 1920 Wien, † 29. Juni 2015 Wien, Widerstandskämpferin, Politikerin.
Biografie
Irma Schwager, geborene Wieselberg, wuchs in der Leopoldstadt auf, wo ihre Eltern zwei Gemischtwarengeschäfte betrieben. Bereits in der Zeit des autoritären Dollfuß- Schuschnigg- Regimes erfolgte eine erste politische Prägung. Nach dem "Anschluss" 1938 konnte sie nach Belgien emigrieren, wo sie als Hausgehilfin arbeitete und erste Kontakte zu kommunistischen Organisationen knüpfte. Ihre Eltern und zwei ihrer Brüder fielen dem Holocaust zum Opfer.
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht nach Belgien floh sie nach Frankreich, wo sie im Lager Gurs interniert wurde. Nach mehreren Fluchtversuchen gelang es ihr, sich der Widerstandsbewegung anzuschließen. Als Mitglied von "Travail- anti- allemand" (TA), einer deutschsprachigen Sektion im Rahmen der Résistance, gab sie sich unter falschem Namen als Elsässerin aus und versuchte, deutsche Besatzungssoldaten durch Gespräche und Agitationsmaterial von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen. Dabei war außerordentliches Einfühlungsvermögen lebensnotwendig. Neben der Widerstandstätigkeit arbeitete Schwager in einem Verlag der Wehrmacht in Paris. Inzwischen hatte sie ihren Mann Zalel Schwager, einen Spanienkämpfer, kennengelernt und ein Kind zur Welt gebracht. 1944 wurde sie nach Brüssel geschickt, wo sie Kontakt zum "Front National Autrichien" aufnahm.
1945 kehrte die Familie in das befreite Wien zurück, wo sich Irma Schwager bald in kommunistischen Frauenorganisationen engagierte, insbesondere im "Bund Demokratischer Frauen", in dem sie ab 1952 als Sekretärin arbeitete und dessen Vorsitzende sie 1972 wurde. Zu ihrer beruflichen Tätigkeit gehörten das Verfassen von Publikationen und Werbematerial sowie die Organisation von Druck und Vertrieb des Materials. Schwerpunkte ihrer frauenpolitischen Tätigkeit waren etwa die Berufstätigkeit von Frauen, eine Reform des Familienrechts oder die Forderung nach einer Legalisierung der Abtreibung. Darüber hinaus engagierte sie sich im Kampf gegen atomare Rüstung und gegen die Aktivitäten der USA im Vietnamkrieg. 1989 avancierte sie zur Ehrenpräsidentin des Bundes.
Schwager war auch in der KPÖ aktiv; so war sie ab 1954 Mitglied des Zentralkomitees und von 1980 bis 1990 Mitglied des Politischen Büros. 2011 wurde sie am 35. Parteitag der KPÖ zur Ehrenvorsitzenden der Partei ernannt. Weiters war die Kommunistin in der Freundschaftsgesellschaft Österreich- Vietnam aktiv. Von 1992 bis 1996 fungierte sie als Präsidentin und ab diesem Zeitpunkt als Ehrenpräsidentin der Organisation.
Literatur
- Alfred Klahr Gesellschaft: Irma Schwager. "Mädelarbeit" in Frankreich: Im Kampf um Österreichs Freiheit [Stand: 22.01.2020]
- Alfred Klahr Gesellschaft: Maria Ascher: Irma Schwager –Eine Frau im Widerstand [Stand: 22.01.2020]
- DÖW: Irma Schwager (1920-2015) [Stand: 22.01.2020]
- KPÖ: 100 Jahre Kampf für die Rechte der Frau und den Frieden [Stand: 22.01.2020]
- KPÖ: Widerstand gegen Unmenschlichkeit und Unrecht wird immer notwendig sein [Stand: 22.01.2020]
- KPÖ: Irma Schwager als Ehrenvorsitzende vorgeschlagen [Stand: 22.01.2020]
- Austria- Forum: Schwager, Irma [Stand: 22.01.2020]
- Gesellschaft Österreich Vietnam, Nachruf auf Irma Schwager [Stand: 22.01.2020]
- Irene Brickner: Irma Schwager – Eine Wiener Kommunistin, die Wehrmachtssoldaten "umdrehte". In: Der Standard, 07.04.2015