Josef Fitzthum
Josef Fitzthum, * 14. September 1896 Loimersdorf (Niederösterreich), ✝︎ 10. Jänner 1945 Wiener Neudorf (Niederösterreich), Beamter, Politiker.
Biografie
Josef Fitzthum wurde am 14. September 1896 als Sohn eines Gutsbeamten in Schlosshof/Einödbauern in Loimersdorf in Niederösterreich geboren. Nach der Matura an der Technischen Militärakademie Mödling belegte er zwei Semester an der Universität Wien. Er war verheiratet und nahm am Ersten Weltkrieg teil. Zunächst dem römisch-katholischen Glauben zugehörig, trat er nach 1938 aus der Kirche aus und galt laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".
Ab 1930 war Fitzthum Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) sowie ab 1932 Mitglied der SS.
Von 1923 bis 1933 war Fitzthum Beamter der Kunstgewerbeschule (Sekretär von Prof. Alfred Roller), wegen illegaler NS-Tätigkeit wurde er jedoch vom Dienst suspendiert. Er kam 32 Monate in Haft, aus der er im Jahr 1934 zweimal floh. 1936 floh nach Deutschland und wurde am 18. Oktober 1936 ausgebürgert. Von 1936 bis 1938 war er hauptamtlicher SS-Führer in Deutschland, Führer der 58. SS-Standarte Köln–Aachen, zudem von März 1938 bis März 1940 Polizeivizepräsident von Wien, 1941 im Reichsinnenministerium, Berlin, Hauptamt Ordnungspolizei tätig und SS-Führer.
Fitzthum nahm auch am Zweiten Weltkrieg teil. Ab 1940 war er in der Waffen-SS, 1942 in der Aufstellung der SS-Freiwilligen Legion Flandern/Niederlande, 1943 als Brigadeführer und Generalmajor, 1944 als Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS sowie der Polizei tätig. Vom 11. Mai 1939 bis zum 31. August 1944 war Fitzthum Ratsherr.
Josef Fitzthum verstarb an den Folgen eines Unfalls.
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 291.193
- Fitzthum, Josef: österr. SS-Oberführer, Wienbibliothek im Rathaus: Tagblattarchiv, TP-012689
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 230.584
- Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien, Biographische Sammlung
Literatur
- Ruth Bettina Birn: Die höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Düsseldorf: Droste Verlag 1986, S. 333, S. 356 f.
- Ernst Kienast [Hg.]: Der Großdeutsche Reichstag 1938. IV. Wahlperiode. Berlin 1938 (Neuherausgabe 1943)
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2003
- Radomír Luža: Österreich und die großdeutsche Idee in der NS-Zeit. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1977, S. 171–175
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 823