Josef Gerö
Josef Gerö, * 23. September 1896 Maria Theresiopel (Subotica, Wojwodina, damals Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn, heute Serbien), † 28. Dezember 1954 Wien (Döblinger Friedhof), Jurist, Politiker.
Er studierte Jus (Dr. jur. 1920; 1915-1918 Offizier) und begann eine richterliche Laufbahn (1923 Richteramtsprüfung, danach Hilfsrichter bei der Staatsanwaltschaft in Wiener Neustadt, 1926-1929 Staatsanwalt in Wiener Neustadt, anschließend in der Leopoldstadt, bis 1930 Referent für allgemeine Strafsachen, 1931-1934 in politischen Strafsachen).
1934 wurde er Personalreferent im Justizministerium, später leitete er die Abteilung für politische Strafsachen. Nach Zwangspensionierung und Aufenthalt in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald (1938/1939) emigrierte Gerö nach Zagreb, wo er als Prokurist arbeitete. 1941 und 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet. 1945 wurde Gerö in der Staatsregierung von Karl Renner Staatssekretär für Justiz, 1945-1949 und 1952-1954 war er Bundesminister für Justiz, 1949-1952 Präsident des Oberlandesgerichts Wien.
Außerdem war Gerö 1927-1938 Präsident des Wiener und ab 1945 des Österreichischen Fußballbunds sowie ab 1946 Präsident des Österreichischen Olympischen Comitees.
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Gerö ab 1934 eigenen Angaben zufolge im "Straf- und Gnadenreferat politischer Natur" tätig. Dieses Referat befasste sich vor allem mit der Verfolgung politischer Strafsachen, wobei Gerö 1937/38 als dessen Leiter aufscheint. Weitere Forschungen, so die Kommission, seien jedoch noch zur umfassenden Beurteilung der Person Gerös nötig.
Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik (1954), Dr.-Gerö-Gedächtnispokal.
Quellen
Literatur
- Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980-1999
- Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 – 1945. München: Saur 1980
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 385 f.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 24.12.1964
- Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 105
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 147 f.
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
- Wolfgang Weisgram: Großvater Josef und Onkel Heinz. In: Der Standard, 24.12.2014, S. 12
- Zwei Wiener Fußballfunktionäre Ignaz Abeles und Josef Gerö. In: Wolfgang Maderthaner / Alfred Pfoser / Roman Horak [Hg.]: Die Eleganz des runden Leders. Wiener Fußball 1920 - 1965. Göttingen: Die Werkstatt 2008, S. 156 ff.