Julius Schnitzler
Julius Schnitzler, * 13. April 1865 Wien, † 29. Juni 1939 Wien, Chirurg.
Biografie
Der Sohn des Arztes Johann Schnitzler und Bruder von Arthur Schnitzler begann nach der Matura am Akademischen Gymnasium ein Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 1888 mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. Noch während seines Studiums arbeitete Schnitzler an der I. Medizinischen Universitätsklinik ([[Allgemeines Krankenhaus]) unter Hermann Nothnagel sowie ab 1889 als Assistent an der I. Chirurgischen Universitätsklinik unter Eduard Albert, bei dem er sich 1896 für Chirurgie habilitierte und kurze Zeit darauf zum Abteilungsvorstand an der Wiener Allgemeinen Poliklinik avancierte.
Von 1896 bis 1902 wirkte er als Primarius für Chirurgie am Kaiser-Franz-Joseph-Spital und leitete 1902 bis zu seiner Pensionierung 1934 die chirurgische Abteilung des Wiedner Krankenhauses. 1907 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Darüber hinaus betrieb er eine umfangreiche Privatpraxis und veröffentlichte an die 100 wissenschaftliche Arbeiten.
Sein Hauptarbeitsgebiet betraf die Abdominalchirurgie, wobei er sich insbesondere für das frühzeitige operative Vorgehen bei Appendizitis einsetzte. Außerdem empfahl er die Bauchlage bei mesenterialem Darmverschluss und beschrieb erstmals das später vom Internisten Norbert Ortner als Sydpragia intermittens angiosklerotica intestinalis beschriebene Krankheitsbild. Nach Schnitzler sind weiters Metastasen im Douglas'schen Raum bei Magenkarzinom benannt. Darüber hinaus beschrieb Schnitzler die sogenannte gedeckte Magenperforation und trat bereits 1914 für die ausgedehnte Magenresektion bei Ulcus ein. In späteren Jahren wies er auf die familiäre Disposition zur Thrombosebildung hin. Schnitzler verfasste auch eine größere Reihe von Handbuchbeiträgen und war ein anerkannter klinischer Lehrer.
Das gute persönliche Verhältnis zu seinem Bruder Arthur fand in zwei von dessen Werken ("Der blinde Geronimo und sein Bruder", "Flucht in die Finsternis") Niederschlag.
Literatur
- Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 10. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1994, S. 411 f.
- Erich E. Deimer: Chronik der Allgemeinen Poliklinik in Wien im Spiegel der Medizin- und Sozialgeschichte. Wien: Göschl 1989, S. 84
- Wiener klinische Wochenschrift 85 (1935), S. 789 f.