Karl Bühler
Karl Bühler, * 27. Mai 1879 Meckesheim bei Heidelberg (Ehrenbürger), † 24. Oktober 1963 Los Angeles, USA, Psychologe, Gattin (1916) Charlotte Malachowski (siehe Charlotte Bühler).
Sohn eines Bahnbeamten, studierte an der Universität Freiburg im Breisgau Medizin (Dr. med. 1903) und wurde im selben Jahr Assistent am Physiologischen Institut des Johannes von Kries, der ihn in den Problemkreis der physiologischen Psychologie einführte; 1906 wurde Bühler Assistent am Psychologischen Institut der Universität Würzburg, wo seine denkpsychologischen Untersuchungen begannen und er sich habilitierte.
Über die Universitäten Bonn und München (1913 außerordentlicher Professor) sowie die Technische Hochschule Dresden (1918 ordentlicher Professor) kam Bühler 1922 an die Universität Wien; hier bestand damals trotz der Tätigkeit Alois Höflers noch kein eigenes Psychologisches Institut (erst 1925 in 1, Liebiggasse 5 eingerichtet).
1922 gründete Bühler das Psychologische Institut der Stadt Wien, 1925 wurde er Mitglied der staatlichen Prüfungskommission für Mittelschullehrer. Am Psychologischen Institut entfalteten Bühler und seine Frau eine überaus fruchtbare Tätigkeit, die auch zahlreiche Studenten aus dem Ausland nach Wien führte.
In den 1930er Jahren war das Institut eine Stätte intensiver Lehr- und Forschungsarbeit, war aber auch Mittelpunkt eines großen Kreises von Freunden und Anhängern des Ehepaares Bühler („Wiener Psychologischer Forschungskreis").
Mit Richard Meister, Robert Reininger und Moritz Schlick gab es enge Kooperationen, die dem Wiener Kreis sehr nahe standen. 1927 wurde Bühler Beiratsmitglied der Philosophischen Gesellschaft, 1934 wurde Bühler korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
1938 wurde er (nach vorübergehender Verhaftung und Zwangspensionierung mit 31. Mai 1938) zur Emigration gezwungen und ging über Norwegen und England in die USA (1940), wo er schließlich mit seiner Frau in Kalifornien ein Institut für Erziehungsberatung eröffnete.
Eine Rückkehr beziehungsweise Rückberufung nach Wien erfolgte nicht; an der Universität übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg Hubert Rohracher das Psychologische Institut.
1960 erhielt Bühler die Wundt-Plakette, 1961 den Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften. Er schrieb wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf den Gebieten der Denk- und Willens- sowie der Gestalt-, Kinder- und Tierpsychologie, leistete aber auch beachtliche Beiträge zur Systematisierung der Sprach- und Ausdrucksphänomene.
Zu seinen Hauptwerken zählen „Die Krise der Psychologie" (1927), „Sprachtheorie" (1934), „Abriß der geistigen Entwicklung des Kindes" (81958) und „Ausdruckstheorie" (21968).
Quellen
Literatur
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach 114 (1964), S. 321 ff.
- Achim Eschbach, Gabi Willenberg: Karl Bühler. In: Friedrich Stadler [Hg.]: Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. Band 2. Wien [u.a.] : Jugend u. Volk 1988, S. 297 ff.
- Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
- Festschrift für Karl Bühler. In: Zeitschrift für experimentelle und angewandte Psychologie 6 (1959), S. 1 ff.
- Abraham A. Roback: Weltgeschichte der Psychologie und Psychiatrie. Olten [u.a.]: Walter-Verlag 1970, S. 75 ff.
- Wolfgang Huber: Psychoanalyse in Österreich seit 1933. Wien / Salzburg: Geyer-Edition 1977 (Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften, 2), S. 13 ff.