Karl Schwanzer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Schwanzer, Karl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dipl.-Ing., Dr. techn., Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  14612
GNDGemeindsame Normdatei 118762885
Wikidata Q85488
GeburtsdatumDatum der Geburt 21. Mai 1918
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 20. August 1975
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Architekt, Professor
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wien Museum
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 25.06.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  29. August 1975
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neustifter Friedhof
Grabstelle Gruppe B, Reihe 10, Nummer 8
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 1958)
  • Grand Prix für Architektur. Weltausstellung Brüssel (Verleihung: 1958)
  • Preis der Stadt Wien für Architektur (Verleihung: 1959)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Architektur (Verleihung: 1975)
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 2. Juli 1969)
  • Josef Hofmann-Ehrung der Wiener Secession (Verleihung: 1954)
  • Honorary Corresponding Member of the Royal Institute of British Architects (RIBA) (Verleihung: 1963)
  • Officier du Mérite Touristique (Verleihung: 1965)
  • Ehrenmitglied des American Institute of Architects (AIA) (Verleihung: 1969)
  • Korrespondierendes Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten (BDA) (Verleihung: 1969)
  • BDA-Preis Bayern (Verleihung: 1973)
  • Architekturpreis Beton des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (Verleihung: 1974)

Karl Schwanzer, * 21. Mai 1918 Wien, † 20. August 1975 Wien, Architekt und wichtiger Vertreter der Nachkriegsarchitektur.

Biografie

Bereits als Mittelschüler plante und errichtete der architekturbegeisterte Karl Schwanzer gemeinsam mit seinem Onkel (einem Zimmermann) am Wiener Schafberg 1935 ein Schrebergartenhäuschen für die Familie. Nach seiner Matura am Bundesrealgymnasium Wien 7 im Jahr 1936 leistete er seinen Präsenzdienst beim Bundesheer ab. Karl Schwanzer studierte ab Oktober 1937 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Unmittelbar nach Ablegung der 2. Staatsprüfung und der Verleihung des Titels Diplom-Ingenieur übersiedelte Karl Schwanzer im Herbst 1940 nach Rybnik im damaligen Reichsgau Oberschlesien und arbeitete dort im Kreisbauamt. Im nur wenige Kilometer entfernten Sohrau (heute Zory) fand Karl Schwanzer nach einigen anderen, vergeblichen Versuchen schließlich ein Dissertationsthema und promovierte 1942 mit der Arbeit "Neues Bauen im befreiten Oberschlesien. Der Ring in Sohrau. Entschandelung und Gestaltung" bei Karl Holey. Diese Arbeit schrieb er während seiner Dienstverpflichtung als Entwurfsarchitekt beim Luftgaukommando VIII in Breslau. Kriegsbedingt übersiedelte diese Dienststelle der Deutschen Luftwaffe, die Flugplätze und Flak- bzw. Luftschutz-Bauten plante, im Sommer 1942 nach Krakau, wo er unter anderem auch mit Oswald Haerdtl zusammenarbeitete. Ab 31. März 1945 übernahm Schwanzer die Bauleitung des Flughafens "Prag-Rusin" (heute Václav-Havel-Airport).

Nach dem Krieg fand Karl Schwanzer in Bodenwöhr in der Oberpfalz eine Anstellung als Technischer Leiter bei der Firma Allbau, gründete das "Neue Atelier angewandter Kunst", welches unter anderem Christbaumschmuck und Kinderspielzeug herstellte und plante im Auftrag des Bischofs in Regensburg den Wiederaufbau der Obermünsterkirche und anderer Kirchenbauten. Im April 1946 musste er mit seiner Familie nach Österreich repatriieren. Nach anfänglichem Aufenthalt im Schloss Eferding und in Linz wurde er 1947 Assistent an der Akademie für angewandte Kunst Wien bei Oswald Haerdtl (bis 1951) und eröffnete ein eigenes Architekturbüro, wo er zunächst nur kleinere Projekte wie Laden- und Ausstellungsbauten realisierte. Von 1951 bis 1955 gehörte Schwanzer der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs an, 1952 wurde er Mitglied der Wiener Secession.

Der internationale Durchbruch gelang Karl Schwanzer mit dem Entwurf für den Österreich-Pavillon auf der Brüsseler Weltausstellung (1958), der 1962 in leicht veränderter Form für das Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten wieder aufgebaut wurde. Schwanzers Entwurf war richtungsweisend für nachfolgende Pavillonbauten und wurde 1958 mit dem Grand Prix für Architektur auf der Weltausstellung Brüssel ausgezeichnet. Im selben Jahr ehrte man Schwanzer mit dem Titel Chevalier de l’Ordre de Léopold (Belgien) und dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 1959 folgte der Preis der Stadt Wien für Architektur.

Schwanzer war auch Möbel- und Objektdesigner und gründete 1958 das Österreichische Institut für Formgebung (ÖIF) und wurde damit ein Vorreiter des Industrial Designs in Österreich. Von 1959 bis zu seinem Tod war Schwanzer ordentlicher Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an der Technischen Hochschule Wien. 1965/1966 war er Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Dortmund, Budapest, Darmstadt und Riad. Auch als Hochschullehrer versuchte Schwanzer neue Wege zu gehen. So führte er beispielsweise nach einem Studienaufenthalt in den USA Gruppenarbeiten am Institut ein.

Daneben war er weiterhin als Architekt tätig. 1967 gründete er ein zweites Büro in München. Rund 400 Projekte Schwanzers wurden realisiert. Zu seinen Werken in Wien gehören der Entwurf für den Neuen Gruftraum der Kapuzinergruft (1959/1960), der Neubau für das Wirtschaftsförderungsinstitut der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, (WIFI; 1960 bis 1963), das Philipshaus (1962 bis 1964), der Zubau zur Hochschule für angewandte Kunst (1962 bis 1965), die (neue) Pötzleinsdorfer Kirche (Christ-Königs-Kirche; 1960 bis 1963), das Pfarrzentrum Leopoldau (1972) und das Pensionistenheim Augarten (1973 bis 1975). Gemeinsam mit Kurt Hlawenicka legte er 1974 ein Überbauungsprojekt für den Franz-Josefs Bahnhof vor.

Schwanzers Anspruch war stets die Verbindung von sowohl technisch, funktional und konstruktiv als auch ästhetisch optimalen Lösungen, wobei er durchaus in der Formensprache Bezug auf die Nutzung nahm. Als Beispiel mag hier das BMW-Verwaltungsgebäude in München (1968 bis 1973) gelten, bei dem die vier Bürotürme an vier Zylinder eines Motors erinnern sollen. Um die Funktionalität des Gebäudes bereits in der Planungsphase zu überprüfen, ließ Schwanzer in den Bavaria-Filmstudios ein 1:1-Modell eines Büros einrichten, in dem Schauspieler den Büroalltag nachstellten. Weiters sollen hier der österreichische Ausstellungspavillon und ein Kindergarten für die Weltausstellung in Montreal 1967, das Wifi St. Pölten und die Österreichische Botschaft in Brasilia erwähnt werden. Nach Schwanzers Tod wurden in Wien das Evangelische Gemeindezentrum Per-Albin-Hansson-Siedlung (1977), das Technische Zentrum der CA (1978) und das Pensionistenheim Alszeile (1978 bis 1981) realisiert. Nicht verwirklicht wurde sein Entwurf zur Neugestaltung des Albertinaplatzes.

1964 publizierte er mit Günther Feuerstein "Wiener Bauten 1900 bis heute", mit Siegfried Hermann "Wiener Bauten 1965−1975" (1975). 1973 veröffentlichte Schwanzer unter dem Titel "Architektur aus Leidenschaft" seine Autobiographie. Karl Schwanzer war mit Hilde Döltl verheiratet, sie hatten zwei Söhne. Schwanzer nahm sich am 20. August 1975 mit 57 Jahren das Leben. Er wurde auf dem Neustifter Friedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Gemeinde Wien beigesetzt.

Nach ihm wurde 2008 die Karl-Schwanzer-Gasse benannt. Laut dem Abschlussbericht, der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860, stellte Karl Schwanzer als Student 1938 eine Anmeldung zum Antrag auf Mitgliedschaft in die NSDAP, welche aber unbeantwortet blieb. Da Karl Schwanzer in den offiziellen Akten nie als Parteimitglied aufschien, erfolgte 1948 seine Streichung aus der Liste der registrierungspflichtigen Personen.

Sein umfangreicher Nachlass wurde am 23. Mai 2018 im Rahmen einer Feier von seinen Söhnen Martin und Berthold Christian Schwanzer an das Wien Museum übergeben. Es handelte sich dabei um rund 20 Kubikmeter an Materialien des Vaters, sowie Möbel und Modelle. Diese Veranstaltung wurde gefilmt und diente zugleich als Grundlage des Filmes: Er flog voraus. Karl Schwanzer. Architektenpoem, 2022, Regie: Max Gruber mit Nicholas Ofczarek als Karl Schwanzer.


Literatur

  • Franz J. Gangelmayer: Karl Schwanzer – Die frühen Jahre eines Architekten von Weltruf. Müry Salzmann, Salzburg 2020
  • Caroline Schwanzer / Mirko Pogoreutz (Hg.): Leidenschaftlich Modern – Karl Schwanzer und seine Architektur. Eine Anthologie in Fotografien. Birkhäuser Basel 2020
  • Stefan Olah / Ulrike Matzer (Hg.): Karl Schwanzer – Spuren / Traces: Eine Bestandsaufnahme / A Pictorial Inventory. Birkhäuser Basel 2019
  • Benjamin Swiczinsky: Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft. Drei Jahrzehnte Architektur- und Zeitgeschichte, Birkhäuser Basel 2018
  • DOCOMOMO Austria (Hg.): Karl Schwanzer und die Verbindung zur internationalen Avantgarde, Studienverlag Innsbruck 2018
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 15 f.
  • Alexander Krauß: Schwanzer, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 796 f.
  • Leonie Manhardt (Hg.): Drei Bauten von/Three Buildings by Karl Schwanzer Fotografiert von/Photographs by Sigrid Neubert, Springer Wien 2005
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.–12. Bezirk. Salzburg: Residenz Verlag 1990, Register
  • Harald Sterk / Martina Paul / Walter Zednicek: Bauen in Wien. Das letzte Jahrzehnt 1976−1986. Wien: Herold 1986
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/2: Wien. 13.−18. Bezirk. Salzburg: Residenz Verlag 1984, Register
  • Peter M. Bode / Gustav Peichl: Architektur aus Österreich seit 1960. Salzburg [u.a.]: Residenz Verlag 1980
  • Entscheidung zur Form. Monographie eines Baues. modulverlag Wien–München 1973
  • Architektur aus Leidenschaft – 25 Jahre Arbeit Karl Schwanzer, modulverlag Wien–München 1973
  • Neue Architektur in Österreich. 1945−1970. Wien: Bohmann 1969, S. 175 f.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien. Von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966


Karl Schwanzer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks