Karl Schönherr

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Karl Schönherr, um 1910
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Schönherr, Karl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med. univ.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  12531
GNDGemeindsame Normdatei 118758926
Wikidata Q94707
GeburtsdatumDatum der Geburt 24. Februar 1867
GeburtsortOrt der Geburt Axams (Tirol)
SterbedatumSterbedatum 15. März 1943
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Arzt, Dichter, Dramatiker, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  23. März 1943
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14 C, Nummer 11
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Karl Schoenherr.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Karl Schönherr, um 1910
  • 9., 5 (Sterbeadresse)
  • 9., Severingasse 5 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Schillerpreis
  • Grillparzerpreis (Verleihung: 1911)
  • Bauernfeldpreis (Verleihung: 1908)
  • Volkstheaterpreis
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 4. März 1927)

Karl Schönherr, * 24. Februar 1867 Axams (Tirol), † 15. März 1943 Wien, Schriftsteller, Dramatiker, Erzähler, Arzt.

Biografie

Der Sohn eines Tiroler Volksschullehrers aus Axams studierte ab 1886 an der Universität Innsbruck Germanistik und klassische Philologie, ab 1887 auch Medizin; 1891 setzte er sein Studium an der Universität Wien fort (Dr. med. univ. 1896). Zunächst als Aushilfsarzt am Krankenhaus St. Pölten tätig, eröffnete er schließlich eine eigene Ordination in Wien, gab diese aber 1905 wieder auf und wandte sich danach ausschließlich der Schriftstellerei zu. Er lebte in Wien beziehungsweise Telfs; in Wien wohnte er 1922 bis 1943 in der Severingasse 5 im 9. Bezirk (Wohnung 1. Stock, Tür 7), am Haus ist eine Gedenktafel angebracht. Im selben Haus wohnte und starb auch Vinzenz Chiavacci, mit dem Schönherr befreundet war. Seine Gattin (1922) Malvine war die Witwe von Vinzenz Chiavacci.

Bereits ab 1895 hatte er Gedichte in Tiroler Mundart sowie Erzählungen und Novellen ("Das Gamsenbödel") veröffentlicht. Anfangs schrieb Schönherr im Stil Anzengrubers, später folgten sozialpsychologische Problemstücke. Die Arztthematik und deren soziale Dimension begleiteten zahlreiche seiner Stücke. In Tirol machte die Exl-Bühne seine Stücke populär, nach der Uraufführung von "Die Bildschnitzer" (1900) wurde er im ganzen deutschsprachigen Raum bekannt. In Wien wurde er vor allem am Deutschen Volkstheater (so "Die Bildschnitzer"), aber auch im Burgtheater ("Sonnwendtag", 1902) gespielt. Spätestens seit der Komödie "Erde" (1907) erreichte Schönherr auch große internationale Resonanz. Mit dem Drama "Glaube und Heimat. Die Tragödie eines Volkes" (1910), in dem er die Vertreibung der Protestanten aus dem Zillertal schilderte, erhielt er den Grillparzer-Preis. Während des Ersten Weltkriegs feierten ihn Publikum und Kritik als wichtigsten österreichischen Dramatiker. "Der Weibsteufel" (1914), "Frau Suitner" (1916), "Volk in Not" (1916) wurden große Erfolge im Theaterleben. Mit Ende des Ersten Weltkriegs ging das Interesse an Schönherr zurück. Die "Kindertragödie" (1919) oder das Ärztedrama "Herr Doktor, haben Sie zu essen?" (1922) konnten nicht mehr an den großen Zuspruch anschließen. Schönherr-Stücke hielten sich allerdings, auch international, auf den Spielplänen der Theater. Zu seinen Bühnenwerken gehören weiters: "Der Judas von Tirol" (1897, Theater an der Wien), "Die Altweibermühle" (1902, Stadttheater), "Karrnerleut" (1904), "Familie" (1905), "Es" (1923) und "Der Armendoktor" (1927). Als Zeichen der hohen Wertschätzung seines Werkes erschienen 1927 "Gesammelte Werke" (vier Bände).

Schönherr, der selbst kein Nationalsozialist war, wurde in den 1930er Jahren für die "Blut-und-Boden"-Literatur reklamiert. 1938 begrüßte er den "Anschluss". Trotz wiederholter Bemühungen um sein Werk nach 1945, etwa auch durch Hans Weigel, erlangten seine Stücke erst durch die Neuinszenierungen von Martin Kušej in Graz, Wien und München erneut Aufmerksamkeit; die Inszenierung von "Glaube und Heimat" (Burgtheater 2001) und "Der Weibsteufel" (Akademietheater 2008; mit Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek) wurden groß gefeiert.

Nach ihm ist der Karl-Schönherr-Hof (mit Gedenktafel und Porträtrelief von Mario Petrucci) benannt.

Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt Korrespondenzstücke des Dichters mit u.a. Alfons Petzold, Eduard Pötzl, Otto Tressler, Franz Karl Ginzkey und Rudolf Holzer auf.

Literatur

  • Max Lederer: Karl Schönherr der Dramatiker. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925 (Lehrerbücherei, 51).
  • Wiener medizinische Wochenschrift 77 (1927), S. 302
  • Anton Bettelheim: Karl Schönherr. Leben und Schaffen. Leipzig: Staackmann 1928.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 11. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1995, S.85-86 (Werk- und Literaturverzeichnis).
  • Neue österreichische Biographie ab 1815. Band 14. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1960.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963.
  • Hans Weigel: Karl Schönherr, in: Ciba-Symposium 12 (1964), Heft 3, S.149-154.
  • Hans Pemmer / Nini Lackner: Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3), S. 26.
  • Helmut Wyklicky: Arzt und Passionsspiel-Dichter. In: Österreichische Ärztezeitung 7 (1968).
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 118 ff.
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 48.
  • Wilhelm Bortenschläger: Tiroler Drama und Dramatiker im 20. Jahrhundert. St. Michael: Bläschke 1982.
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983.
  • Gertrud Pfaundler: Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol. Innsbruck: Rauchdruck 1983.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987.
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992.
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23).
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 83
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995.

Weblinks