Kartenspiel

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Der Einband der Spitalmeisterrechnung von 1610 des Bürgerspitals enthält an der Innenseite einen Vordruck von Spielkarten.
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes Spielkartenvordruck.JPG
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Der Einband der Spitalmeisterrechnung von 1610 des Bürgerspitals enthält an der Innenseite einen Vordruck von Spielkarten.

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Geschichte

Kartenspiele entstanden vermutlich im 12. Jahrhundert in Ostasien und gelangten im 14. Jahrhundert nach Europa. Während bei den meisten bekannten Spielen wie Schach das Geschehen für alle Teilnehmer und Zuseher transparent ist, haben die Spieler nun verdeckte Informationen. Kartenspiele wanderten zwischen Ländern und Kulturen und veränderten dabei häufig die Regeln. Die Kartenspiele reichen von einfachen Ablegespielen bis hin zu anspruchsvollen Strategiespielen, bei denen der Zufall immer weiter ausgeschlossen wurde. Als Hauptgruppen lassen sich

  • Stichspiele (zum Beispiel Bridge, Tarock, Schnapsen - hier gibt es ein Atout)
  • Kombinationsspiele (zum Beispiel Rummy oder Quartett)
  • Wettspiele (zum Beispiel Poker, Black Jack)
  • Tauschspiele (zum Beispiel Schwarzer Peter)

unterscheiden.

Die Predigt des heiligen Johannes Capistranus bei St. Stephan mit der Verbrennung von Spielkarten (1451).

Das Bemalen der Spielkarten bildete, vor der Erfindung der Buchdruckerkunst einen eigenen Beruf (siehe Kartenmaler). Da das Kartenspiel vielfach stark verbreitet war, predigte 1451 der Franziskanermönch Johannes Capistran von der Kanzel zu St. Stephan gegen die überhandnehmende Spielwut. Durch seine zündende Strafpredigt und die dabei in Aussicht gestellten Höllenqualen in Angst und Furcht versetzt, ließ sich tatsächlich eine Menge gläubigen Volkes herbei, Kartenspiele auf dem Stephansfreithof zu Haufen zu schlichten, wo sie öffentlich verbrannt wurden. Als nach dem Abzug Capistrans die große Angst wieder verraucht war, mag die vorschnelle Vernichtung der Karten manchen gereut haben und die Kartenerzeuger und Kartenmaler machten ihr Geschäft dabei, weil nun eine rege Nachfrage nach neuen Spielkarten einsetzte. 1607 erhielten die Kartenmaler eine Handwerksordnung.

In Wien setzte gegen 1800 die Spielkartenproduktion ein und erlangte internationale Bedeutung. Eine heute noch existente Firma ist die Spielkartenfirma Piatnik.

Siehe auch: Glücksspiel

Spielkarte

Spielkarten sind in den meisten Fällen rechteckige Papier- oder Kartonstücke, auf deren Vorderseite Informationen wie Wertangaben, Farbe/Symbol und Abbildungen zu sehen sind, wohingegen sämtliche Rückseiten eines Decks ident sind.

Häufige Kartenblätter sind das Deutsche, bzw. das Französische Blatt:

  • Deutsches Blatt:
    • Eichel
    • Laub/Blatt
    • Herz
    • Schellen
  • Französisches Blatt:
    • Kreuz
    • Pik
    • Herz
    • Karo

Sozialgeschichte

Die gängigsten Kartenspiele zu beherrschen wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Gesellschaftsfähigkeit. Die Wahl der Kartenspiele war häufig sozialen und kulturellen Rahmen geschuldet: Anspruchsvollere Spiele, wie das spanische L'Hombre, das britische Whist oder Tarock, wurden lange Zeit von der Aristokratie und dem Bürgertum bevorzugt, während unter den anspruchsvollen Spielen Schnapsen vom einfachen Volk präferiert wurde. Bei den reinen Glücksspielen machte sich hingegen keine soziale Differenzierung bemerkbar; sie waren in allen Schichten anzutreffen. Als Zeitvertreib und Gelderwerb etablierte sich das Kartenspiel in Wien in den Gast-, Wirts- und Kaffeehäusern.

Beliebte Kartenspiele in Wien

  • Canasta
  • Bridge
  • L'Hombre-Spiel
  • Schnapsen
  • Preferanzen (auch Preference)
  • Quartett
  • Tarock (Tarot)
  • Rommé (auch Jolly)
  • Whist
  • Zensern

Das Bummerl

Das Bummerl (ein Kreidepunkt neben dem Spielernamen) zeigt beim Schnapsen den Verlierer an.

Horst Chmela singt in seinem Wienerlied "Ana hat imma des Bummerl" über das Verlieren.

Refrain:

Ana hat imma des Bummerl,
ana muass imma verlier'n.
I hab mei Leb'n lang des Bummerl,
weil i vom Glück a Stiafkind bin.

Video

Filmisches Gruppenporträt beim Kartenspiel zu Karl Luegers 64. Geburtstag (Lovran, Kroatien), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 026B

wien.at, Stadt Wien/Bohmann Verlag: Technisches Museum: Das Quartett-Spiel, 57 Sek. [Stand: 3.4.2018]

Quellen

Literatur

  • Hans-Joachim Alscher: Der niederösterreichische beitrag zu den "Wiener" Tarocken. Mit einer Einführung in das Thema Tarock. In: Wien und Niederösterreich - eine untrennbare Beziehung? Festschrift für Wilibald Rosner. Hg. von Elisabeth Loinig, Stefan Eminger und Andreas Weigl. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde. St. Pölten: Verlag NÖ Institut für Landeskunde 2017, S. 367-393
  • Ernst Strouhal / Manfred Zollinger / Brigitte Felderer [Hg.]: Spiele der Stadt. Glück, Gewinn und Zeitvertreib. Wien / New York: Springer 2012
  • Manfred Zollinger: Geschichte des Glücksspiels. Vom 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 1997
  • Tarockanische Spiele. Wiener Spielkarten und ihre Hersteller. 73. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien im Otto-Wagner-Pavillon, Karlsplatz, 10. September 1981 bis 31. Oktober 1981. Wien: Eigenverlag des Museen der Stadt Wien: 1981
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 866