Kartenmaler
Das Bemalen der Spielkarten bildete, vor der Erfindung der Buchdruckerkunst (erstes Druckwerk 1455), einen eigenen Beruf. Da das Kartenspiel vielfach stark verbreitet war, predigte 1451 der Franziskanermönch Johannes Capistran von der Kanzel zu St. Stephan gegen die überhandnehmende Spielwut. Durch seine zündende Strafpredigt und die dabei in Aussicht gestellten Höllenqualen in Angst und Furcht versetzt, ließ sich tatsächlich eine Menge gläubigen Volkes herbei, Kartenspiele auf dem Stephansfreithof zu Haufen zu schlichten, wo sie öffentlich verbrannt wurden. Als nach dem Abzug Capistrans die große Angst wieder verraucht war, mag die vorschnelle Vernichtung der Karten manchen gereut haben und die Kartenerzeuger und Kartenmaler machten ihr Geschäft dabei, weil nun eine rege Nachfrage nach neuen Spielkarten einsetzte.
In Wien waren die Kartenmaler im 15. Jahrhundert in der St. Lukaszeche vereinigt, der auch die Maler, Glaser und Goldschläger angehörten. 1607 erhielten die Kartenmaler eine Handwerksordnung.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Kartenmaler
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Kartenmalerinnung)
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 866
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 62