Klara Modern
Klara Modern, * 25. Februar 1913 Wien, † Dezember 1998 Milton Keynes, England, Buchhändlerin.
Biografie
Klara Modern war die Tochter des Juristen Max Modern und seiner Ehefrau Charlotte Friederike Modern. Ihre Geschwister waren Ernst Modern und Alice Modern, verheiratete Alt. Klara Modern besuchte eine der Schulen, in denen Leopold Ungar Schülerinnen und Schüler anwarb, um zu Vorträgen von Karl Kraus zu kommen. Modern fiel Karl Kraus bei der Nachbesprechung eines Vortrags positiv auf und blieb in den folgenden Jahren mit ihm in Kontakt. In einem Brief schrieb sie an Kraus, dass sie 14 war, als sie ihn das erste Mal gehört hatte. Sie besuchte seine Vorlesungen in weiterer Folge und brachte in ihren Briefen nicht nur ihre Wertschätzung ihm gegenüber zum Ausdruck, sondern auch den Einfluss, den er auf ihr Leben gehabt hatte.
Später war sie Mitarbeitern in der Wiener Goethe-Buchhandlung. Im Zuge der Machtübernahme der Nationalsozialisten hatte sie Edith Tudor-Hart denunziert, die in weiterer Folge verhaftet wurde und nach ihrer Freilassung nach England emigrierte. Auch Modern sah sich wohl vor allem aufgrund ihrer jüdischen Herkunft gezwungen, nach England auszuwandern, wovon ihr Karl Kraus allerdings abriet, zumal er die englische Politik gegenüber dem Dritten Reich ablehnte. In seinem Testament wurde sie von Karl Kraus erwähnt, allerdings ohne dass er ihr etwas vererbte. Vor ihrer endgültigen Abreise nach England kontaktierte sie Helene Kann mit der Bitte, ihr Werke von Karl Kraus zu überlassen, die sie nach England mitnehmen könnte. Kann verwies sie an Oskar Samek, dem sie am 4. Oktober 1936 schrieb, dass sie bereits ein halbes Jahr in England verbracht hätte und Ende des Jahres für einen ständigen Aufenthalt dorthin zurückkehren wollte. Sie bat ihn um 30 bis 40 Exemplare von Karl Kraus-Werken, vor allem "Die letzten Tage der Menschheit", "Worte in Versen" und die "Epigramme", um ihn in England bekannt zu machen. Sie plante, die Bücher bei Buchhändlern mit einer deutschsprachigen Abteilung zu verkaufen, aber auch Verleger von einer Übersetzung zu überzeugen und sicherte eine zuverlässige Abrechnung zu. Den Brief beendete sie mit einem Schlusssatz, der den Einfluss, den Karl Kraus auf sie gehabt haben muss, verdeutlicht: "Ich will nur in meiner neuen Heimat, die mir schon so lieb geworden ist, das, was mich vielleicht am stärksten in der alten festgehalten hat und dem ich am tiefsten verbunden war, bekannt machen." Ob Oskar Samek ihr diese Exemplare zur Verfügung gestellt hatte und sie ihr Vorhaben vollziehen konnte, ist nicht bekannt, zumindest nachweisbar ist die Ausstellung "Das österreichische Buch", die in London bedeutende Verlagswerke Österreichs zeigte und die von Klara Modern durchgeführt wurde.
In England heiratete sie den Engländer Charles Deveson, mit dem sie einen Sohn, Thomas Deveson, hatte. Dort begegnete sie 1945 außerdem zufällig erneut Edith Tudor-Hart, bei der sie Fotografien von ihrem neugeborenen Sohn anfertigen ließ.
Modern starb 1998 in England.
Quellen
- Arbeiterkammer für Wien Dokumentation: Ausstellung "Das österreichische Buch" in London. In: Neue Freie Presse 15.05.1937, S. 5
- Karl Kraus Online: Brief Klara Modern an Samek, 04.10.1936
- Karl Kraus Online: Brief Klara Modern an Karl Kraus, 25.11.1935
- Karl Kraus Online: Brief Klara Modern an Karl Kraus, 27.04.1935
- Karl Kraus Online: Das Testament von Karl Kraus
Literatur
- Peter Stephan Jungk: Die Dunkelkammern der Edith Tudor-Hart: Geschichten eines Lebens. Frankfurt am Main: S. Fischer 2015
- Friedrich Pfäfflin (Hg.): Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein Verlag 2008
- geni: Klara Deveson [Stand: 28.03.2024]
Klara Modern im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.