Kohle
Kohle. Der zunehmende Brennholz- und Holzkohlenmangel führte in den Haushalten ab dem Ende des 18. Jahrhunderts zur Verwendung von Braun- und Steinkohle. 1792 begann Franz II. den Verbrauch von Kohle zu propagieren, 1793 konnte man Steinkohle beim Wiener Generalkommando beziehen. Ab 1806 begannen die Schlosser eiserne Öfen für die Kohlefeuerung zu bauen. Als einige Jahrzehnte später die Gaserzeugung aus Steinkohle aufgenommen wurde (Private Gaswerke), empfahl man auch die Verfeuerung des dabei anfallenden Kokses. Der Bau von Eisenbahnen ermöglichte den leichteren Antransport von Kohle nach Wien, die nunmehr auch in großem Umfang in der Industrie Verwendung fand. Hatte man anfangs Kohle nur auf einigen Lagerplätzen kaufen können, begann sich in der Folge ein auf Brennmaterialien spezialisierter Kleinhandel zu entwickeln (durchwegs in Kellerräumlichkeiten untergebracht); die Sorten (Kohle verschiedener Art [die feinste war die preußische Salonkohle], Koks, Briketts, aber auch Unterzündholz) und die Abgabemodalitäten (offen bis zu plombierten Säcken verschiedener Größe) änderten sich. Bis zum Zweiten Weltkrieg war es üblich, sich die Kohle in kleinen Mengen (meist ein Wiener Zentner, das waren 56 kg) in die Wohnung zustellen zu lassen; diese Arbeit („Auftragen" in die Wohnung, „Abtragen" in den Keller) besorgten die Kohlenausträger. Die Lagerung erfolgte in einer Kohlenkiste, die meist unmittelbar neben dem Herd ihren Platz hatte (die Verwendung von Gas zu Kochzwecken änderte diese Gewohnheit). Größere Mengen (v. a. in „besseren" Haushalten) wurden im Keller gelagert, wobei schon frühzeitig die Belieferung in den Sommermonaten mit Preisvorteilen verbunden war. Seit dem Zweiten Weltkrieg änderten der stärkere Einsatz von (Erd-)Gas und Elektrizität sowie Zentralheizungen und Fernwärmeanschlüsse diese Gewohnheiten
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen. Wien: Braumüller 1983, S. 52 f. (Kohlenausträger).