Gasversorgung
Gas als Beleuchtungsquelle
Gas als Energiequelle wurde anfangs nur für Beleuchtungszwecke in Erwägung gezogen. Experimente mit einer „Thermolampe" nach dem Prinzip des Franzosen Philippe Lebon führte Zacharias Andreas Winzler bereits 1802 durch (Inbetriebnahme seines gasbefeuerten Koch- und Heizofens in der Alser Kaserne am 18. Februar 1803). 1803 erhielt die Deymsche Kunstgalerie beim Roten Turm eine Gasbeleuchtungsanlage, 1812 beleuchtete Johann Nepomuk Jassnüger das Theresianum mit Gas, 1816 der Apotheker Joseph Moser, der das Gas aus Erdharz gewann, die Schaufenster seiner Apotheke „Zum goldenen Löwen" (damals noch 8., Josefstädter Straße 30), im Oktober 1816 beleuchtete Direktor Johann Josef Prechtl das Polytechnische Institut, und am 8. Juli 1818 nahm er beim Kärntnertor eine Gasbeleuchtungsanlage in Betrieb.
Ursprünglich erfolgte die Versorgung der Stadt mit Gas für private und öffentliche Zwecke durch private Institutionen, wobei das Gas ausschließlich für Beleuchtungszwecke Verwendung fand (nachdem die öffentliche Beleuchtung bis 1829 ausschließlich mittels Öllampen erfolgt war). 1828 begann Georg Pfendler der Jüngere als erster mit der Gasproduktion und -lieferung. Das erste mittels Gas beleuchtete Haus Wiens war das Engelskirchnerpalais (1832), das sich damals im Besitz von Johann Heinrich Freiherr von Geymüller befand.
Die Verwendung von Gas zu Beleuchtungszwecken kam nun immer mehr im Schwung. Im Jahr 1845 schloss die Stadt Wien mit der britischen Imperial-Continental-Gas-Association, die zuvor kleinere Konkurrenten aufgekauft hatte, einen langfristigen Vertrag zur Gasbeleuchtung. Bald häuften sich jedoch die Klagen wegen der Preisgestaltung und mangelnden Versorgungssicherheit. Pläne für eine Gasversorgung in städtischer Hand scheiterten jedoch 1872 am Widerstand der liberalen Mehrheit im Gemeinderat. Erst unter dem Christlichsozialen Bürgermeister Karl Lueger wurde die Kommunalisierung der Energieerzeugung umgesetzt. 1896-1899 wurde das Gaswerk in Simmering errichtet, 1909 folgte das Gaswerk Leopoldau zur Versorgung der Außenbezirke. Der erste Direktor der Gaswerke war Dr. Franz Kapaun. 1914 wurden die Gaswerke Simmering und Leopoldau durch eine Hochdruckleitung verbunden.
Vom Beleuchtungs- zum Heizstoff
Seit der Zwischenkriegszeit und verstärkt in der Zweiten Republik wurde in ganz Österreich durch den Bau von Wasserkraftwerken die Elektrifizierung vorangetrieben. Elektrische Lampen ersetzten in den Wohnungen Gasbeleuchtung, die im öffentlichen Raum noch eine gewisse Bedeutung bewahrten. Erst 1962 wurde die letzte Gaslampe in Wien gelöscht. Die Gasversorgung in den Haushalten diente nun primär dem Betreiben von Gasherden. Am 18. Jänner 1943 wurde im Werk Leopoldau gemischt mit anderen Gasarten erstmalig Erdgas verwendet.
Nach Abschluss des Staatsvertrags 1955 sorgten langfristige Verträge mit der Sowjetunion für den Groß-Import von Erdgas. Die Gaserzeugung aus Steinkohle wurde Ende der 1960er Jahre eingestellt. Die Umstellung auf Erdgas erfolgte in den Jahren 1970-1978. Von 1975 bis 2000 verzehnfachte sich der Erdgasverbrauch und stabilisierte sich dann auf hohem Niveau. Im Jahr 2020 entfielen auf den Wiener Energieendverbrauch 19.251 von 35.267 GWh (48%) auf importiertes Erdgas.
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