Gasometer

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Ansicht einer Behältergruppe, 1900/01
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1899
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
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Architekt
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Letzte Änderung am 28.11.2023 durch WIEN1.lanm08son
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Gasometer, volkstümliche Bezeichnung für Gasbehälter. Im allgemeinen Wiener Sprachgebrauch werden darunter allerdings nur die vier Gasbehälter des Gaswerk Simmering verstanden.

Die Erbauung des Wiener Städtischen Gaswerks (Franz Kapaun: Die Erbauung des Wiener Städtischen Gaswerkes. Wien 1901, Abb. 4)
Behälterglocke während der Montage (Franz Kapaun: Die Erbauung des Wiener Städtischen Gaswerkes. Wien 1901, Abb. 27)
Blick in die Dachkonstruktion eines Gasometers

Vorgeschichte

Nach einer 1818 erstmals probeweise durchgeführten Beleuchtung kleinerer Teil der Inneren Stadt mit 25 Gaslaternen, etablierte sich nach und nach diese Beleuchtungsform. Ab 1842 lag sie primär in der Hand der britischen Imperial-Continental-Gas-Association mit der die Stadt Wien insgesamt drei Versorgungsverträge abschloss deren letzter 1899 auslief. Daneben bestand auch eine kleinere private österreichische Gasgesellschaft. Schon in der liberalen Ära mehrten sich die Stimmen die städtische Gasversorgung in öffentliche Hände zu bringen, da sich die Zusammenarbeit mit den privaten Gasversorgern im Zuge der Stadterweiterungen zunehmend schwierig gestaltete.[1]

Gründung des Zentralgaswerkes Simmering

Noch in der liberalen Ära beschloss der Gemeinderat, ein städtisches Zentralgaswerk zu errichten. 1894 wurde zu diesem Zweck die „Große Spitalwiese“ in Simmering, auf der sich zuvor eine Zündhütchenfabrik befand, angekauft. Im Zuge der in der Ära von Bürgermeister Karl Lueger Schritt für Schritt umgesetzten Kommunalisierung wurde dieses Bauvorhaben schließlich umgesetzt. Im Oktober 1896 wurde mit dem Bau des Zentralgaswerkes begonnen, welches am 31. Oktober 1899 in Betrieb ging. Teil des Gaswerks bildete ein dreischiffiges Ofenhaus mit drei Türmen und einem Dach als Eisenkonstruktion. Im Gebäude standen 180 Öfen und eine Schräghammerofen-Anlage. Daneben befand sich ein Kondensatoren-, ein Kühlerhaus und eine Reinigeranlage. Eine Schleppanlage verband das Werk mit der Ostbahn. Im städtischen Gaswerk Simmering waren um 1900 rund 2000 Personen beschäftigt.

Gasometer Simmering

Den architektonisch auffälligsten Bestandteil des Werkes bildeten die vier von der Union-Baugesellschaft errichteten Gasometer, die zur Speicherung des außerhalb der Behälter hergestellten Gases dienten. In jedem dieser Gasbehälter befand sich eine eiserne Behälterglocke. Die Gasbehälter waren jeweils 75 m hoch, Innendurchmesser 62,8 m, Ziegelmauern 90-160 cm stark und besaßen einen Fassungsraum für 90.000 m³ Gas; 1908 wurde mit dem Bau eines fünften Gasbehälters begonnen (Inbetriebnahme Herbst 1909). Die Behälterglocke in jedem der Gasbehälter tauchte in mit Wasser gefüllte Bassins und dichtete dadurch den Gasinhalt ab. Die Wasserbassins ragten 8 Meter über das Terrain.[2] Da im Rohrnetz gleichmäßiger Druck herrschen sollte, war ein Druckreglerhaus notwendig, das an der Nordseite der Gasometer stand. Von den Gasbehältern führten 6 verschieden dicke Rohrstränge in die Stadt. Diese liefen durch das Reglerhaus, wo für jedes Rohr ein Vorregler und ein eigener Druckregulator - System Gareis - vorgesehen war. Am Bau der Gasometer waren bis zu 1.630 Arbeiter im Einsatz.

Vom Ausbau zum Betriebsende

Der Ausbau der Werkes infolge rasch gestiegenen Gasverbrauchs erforderte zahlreiche bauliche Erweiterungen. Während des Zweiten Weltkriegs durch Bombenangriffe verursachte Beschädigungen konnten nach Kriegsende relativ rasch behoben werden. Die Umstellung auf Erdgasversorgung mit ihrer Speicherung in unterirdischen Behältern machte die alten Gasbehälter überflüssig, weshalb sie stillgelegt wurden. 1978 wurden sie als Industriedenkmale unter Denkmalschutz gestellt, in den 80er Jahren begannen Überlegungen über einer anderwärtigen Nutzung. 1980-1982 wurde der Gasbehälter 5 abgebrochen,1985 erfolgte die Außerbetriebnahme des Gasbehälters 2, 1986 auch jene der Gasbehälter 1, 3 und 4; der ebenfalls 1986 außer Betrieb genommene Schrauben-Gasbehälter 6 wurde 1987 demontiert. Einer der Behälter wurde 1988 restauriert und nahm 1989 die sozialdemokratische Jubiläumsausstellung „Die ersten 100 Jahre" auf.[3]. Damit stand eine neue Nutzung zur Diskussion. Eine Zwischennutzung fand sich für Events. 1988 dienten die Gasometer als Ausstellungsraum für die Ausstellung „100 Jahre Sozialdemokratie“, danach auch für einige Rave- und Techno-Events.[4]

Neunutzung

Im Zuge der von der Stadt Wien beauftragten Neunutzung entwickelten vier namhafte internationale Architekten Lösungen für ein Wohn-, Freizeit- und Bürozentrum. Errichtet wurden 615 Wohnungen, ein Studentenheim, etwa 11.000 Quadratmeter Büroflächen, eine Veranstaltungshalle, ein Kindertagesheim, eine Shoppingmall und das neue Wiener Stadt- und Landesarchiv.[5]

Siehe auch Gasometer-City

Quellen

Literatur

  • Archivdirektion (Hrsg.): Das neue Wiener Stadt- und Landesarchiv im Gasometer „D“ in Wien-Simmering. Festschrift zu seiner Eröffnung. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs C 7. Wien 2001.
  • Paul Kortz, Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Wien 1905 Bd. 1, S. 241
  • Gasometer Simmering – gestern-heute-morgen. Ein Revitalisierungsprojekt. Wien: Architektur Zentrum 1996.
  • Robert Waissenberger: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens. Wiener Schriften 38. Wien-München: Jugend & Volk 1977, S. 97-101.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gasometer Simmering – gestern-heute-morgen. Ein Revitalisierungsprojekt. Wien: Architektur Zentrum 1996, S. 18.
  2. Robert Waissenberger: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens. Wiener Schriften 38. Wien-München: Jugend & Volk 1977, S. 97-101.
  3. Gasometer Simmering, S. 26, 32.
  4. Gasometer Simmering, S. 42.
  5. Archivdirektion (Hrsg.): das neue Wiener Stadt- und Landesarchiv im Gasometer „D“ in Wien-Simmering. Festschrift zu seiner Eröffnung. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs C 7. Wien 2001, S. 7.