Kohlmarkt 16
48° 12' 30.46" N, 16° 22' 1.25" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Kohlmarkt 16, (Konskriptionsnummer 256, 255 und 254).
Haus Nr. 256
Das Gebäude mit der Nr. 256 wird erstmals 1374 namentlich erwähnt. 1891 kam es zum Abbruch des Hauses.
Haus Nr. 255
In den Harrer Bänden wird dieses Haus zum ersten Mal im Jahr 1368 erwähnt. Ende des 14 Jahrhunderts wurde das Haus von einem Cristan Enikchel bewohnt, der ein Mitglied des bekannten Bürgergeschlechts der Enenkel zu sein scheint. Dessen wohl berühmtester Vertreter war der Geschichtsschreiber Johann der Enenkel war der um 1250 lebte. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Haus „des Füchsleins Haus“ genannt. 1527 kam das Haus in den Besitz von Johann von Revellis, eines Neffen des gleichnamigen Bischofs von Wien. In weiterer Folge kam das Haus 1545 an Margarethe, die Frau des Magisters der sieben freien Künste Niclas Polites. Dieser war ein Jahr vorher in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Bedeutung von Ferdinand I. aus Brüssel, seiner Heimatstadt, an die Wiener Universität für Philosophie und Griechisch berufen worden. Aufgrund seiner Gesinnung hatte er aber in katholischen Kreisen (bei Canisius) Anstoß erregt. Im März 1554 wurde er wegen „Irrtums in Glaubenssachen“ in Haft genommen, ihm der Prozess gemacht und letztendlich ausgewiesen. 1556 kam es zu einer Abspaltung des Hauses in zwei selbstständige Objekte nämlich Objekt Nr. 255 und Nr. 254. Beide Hälften des Hauses sind als dreistöckig ausgewiesen. 1684 wurde das Haus neu erbaut. Am 30. November 1691 starb in diesem Haus Anna Rosina, die erste Frau des genialen Künstlers der Barockzeit, Mathias Steinl. 1891 wurde das fünf Stock hohe Haus mit einer Grundfläche von 205 m2 abgerissen.
Haus Nr. 254
Dieses Haus bildete mit Nr. 255 bis zum Jahr 1556 ein Haus, das zuletzt Georg Revellis gehörte. Das Haus fiel eine Zeit (1567 bis 1572) an die Frau des ehemaligen Wiener Bürgermeisters Bartholomäus Prandtner namens Katharina. 1775 wurde das Haus nun vier Stock hoch neu erbaut. Unter dem Besitz von Katharina Didie (später Gräfin von Wallis) wurde das Gebäude nochmals 1806 renoviert. Etwa um dieselbe Zeit übersiedelte das benachbarte Bierhaus „zum Lothringer“ hierher, in welchem der Dichter Eichendorff 1812 Theodor Körner kennen lernte. 1855 ließ sich in einem Extrazimmer des Bierhauses die berühmte „grüne Insel“ nieder. Hierbei handelte es sich um einen gesellschaftlichen Verein von Künstlern und Schriftstellern wie u.a. Grillparzer oder auch Bauernfeld. Nach der Erbauung des Künstlerhauses übersiedelte die „grüne Insel“ dorthin. Damals galt das Lothringer Bierhaus als eines der vornehmsten in Wien in welchem Rauchen strikt verboten war. 1891 wurde das nunmehr fünfstöckige Haus mit einer Grundfläche von 525 m2 abgerissen und im Jahr darauf an Stelle der drei vorgenannten Häuser auf einer Grundfläche von 989 m2 das gegenwärtige Haus erbaut.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
1927 befand sich die Manz'sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.), die später nur „Manzsche Buchdruckerei“ hieß, an dieser Adresse.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 25-31