Lilly Dillenz

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Daten zur Person

Lilly (Elisabeth Leonore) Dillenz, * 6. September 1896 Wien, † 19. März 1964 Hainburg/Donau, Schauspielerin.

Biografie

Als Tochter des Wiener Malers und Karikaturisten Carl Leopold Hollitzer und dessen Ehefrau Olga Josefine Emilie Scholz geboren, wollte Lilly Dillenz in ihrer Jugend Schauspielerin werden, bekam aber nur die Erlaubnis, Malerei zu studieren. Zu ihren Lehrern an der Wiener Kunstgewerbeschule zählten Erwin Puchinger und Alfred Roller.

An der Kunstgewerbeschule lernte sie den Architekten Richard Dillenz kennen. Sie betrieben gemeinsam vom Jahre 1921 bis 1925 ein Damenwäschegeschäft in der Plankengasse in Wien. Nach ihrer Heirat mit Richard Dillenz ging sie zur Bühne. Sie debütierte nach ihrem Unterricht bei Rainer Simons als Esther in "Hinter Mauern" im Modernen Theater. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte Lilly Dillenz in den späten 1920er Jahren allerdings nicht als Schauspielerin, sondern aufgrund ihres Bestrebens, als erste Frau per Flugzeug den Atlantik zu überqueren. Bei dem am 4. Oktober 1927 gestarteten ersten Nonstop-Transatlantikflug unter dem Kommando von Frederick Loose gehörte sie der Besatzung an. Wegen eines technischen Defekts musste die Maschine aber auf den Azoren notlanden, von wo das Flugzeug nach wochenlangem Warten auf besseres Wetter per Schiff nach Deutschland transportiert wurde. Ein für den Frühling 1928 geplanter neuerlicher Versuch der Atlantiküberquerung, mit dem Führer der "Europa", dem Piloten Risticz, kam nicht zustande.

Lilly Dillenz war in der Zwischenzeit aufgrund von Schulden in Turbulenzen geraten und schließlich wurde ein Haftbefehl gegen sie erlassen. In ihrem Damenwäschegeschäft in der Plankengasse hatte sie Schulden angehäuft, da sie Waren auf Kredit bezog, ohne diese vollständig bezahlen zu können. Während zahlreiche Gläubiger auf ihr Geld warteten, führten sie und ihr Ehemann dennoch ein komfortables Leben und schafften sogar ein Auto an, das vermutlich mit Wechseln finanziert wurde, die nie eingelöst wurden. Die zunehmenden Forderungen der Gläubiger führten zu rechtlichen Schritten gegen Dillenz. Sie versuchte, ihre Situation durch einen Ausgleich zu stabilisieren, scheiterte jedoch. Daraufhin floh sie nach Berlin, wo es ihr ebenfalls nicht gelang, finanzielle Mittel zu beschaffen. In Wien führten die Ermittlungen schließlich zur Anklage wegen leichtfertiger Krida. Als Dillenz zur Hauptverhandlung geladen wurde, war sie jedoch nicht auffindbar. Der Pilot Risticz zog sich aufgrund der schwerwiegenden Anschuldigungen vom noch nicht unterzeichneten Vertrag zurück, wodurch der geplante Flug nicht zustande kam. Kurz darauf, im Juni 1928, war Amelia Earhart die erste Frau, die den Atlantik tatsächlich nonstop überflog. Zeitgenössische Zeitungen spekulierten, dass Lilly Dillenz mit dem geplanten Ozeanflug versuchte, der Justiz zu entgehen beziehungsweise durch die mediale Aufmerksamkeit und potenzielle finanzielle Einnahmen ihre Schulden begleichen wollte.

Mit ihrem Mann gründete die Schauspielerin vermutlich zu Beginn der 1950er Jahre die "Filmproduktion Wien" (auch: "Dillenz-Film"), die unter anderem Streifen wie "Frühlingsstimmen" (1951/1952; mit Paul Hörbiger) und "Der Verschwender" (1952/1953; mit Josef Meinrad und Attila Hörbiger) produzierte. 1959 initiierte sie in der Familienvilla in Bad Deutsch-Altenburg ein Carl-Leopold-Hollitzer-Museum, das nach ihrem Tod jedoch aufgelöst wurde.


Quellen

Weblinks