Lore Segal

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Segal, Lore
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Groszmann, Lore; Grossmann Lore
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  369036
GNDGemeindsame Normdatei 122686837
Wikidata Q215436
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. März 1928
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 7. Oktober 2024
SterbeortSterbeort New York 4042011-5
BerufBeruf Schriftstellerin, Lehrerin, Übersetzerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass New York Public Library
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Kindertransporte, Zweiter Weltkrieg, Emigration
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.10.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 8., Josefstädter Straße 81-83 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Theodor-Kramer-Preis (Übernahme: 2018)


Lore Segal, * 9. März 1928 Wien, † 7. Oktober 2024 New York, Schriftstellerin, Übersetzerin, Lehrerin.

Biografie

Herkunft und Exil

Lore Segal, geborene Groszmann, wurde als Einzelkind in eine mittelständische jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater Ignatz Groszmann war ein Chefbuchhalter bei der Bank Kux, Bloch & Co, ihre Mutter Franziska Groszmann, die an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst Klavier studiert hatte, Hausfrau. Nach dem "Anschluss" 1938 verlor der Vater seine Arbeit und die Familie wurde von der Gestapo aus der Wohnung in der 8., Josefstädter Straße 81–83 geworfen. Sie mussten nach Fischamend übersiedeln, wo die Großeltern ein Geschäft betrieben. Dort sah sich die Familie ständig mit heftigen antisemitischen Übergriffen konfrontiert, sodass Segal zu einer Freundin namens Ditta am Hernalser Gürtel zog und in der Währinger Straße 43 die "Judenschule" besuchte. Ihre Eltern konnten sie schließlich mit dem ersten Kindertransport nach England schicken. Es handelte sich dabei um eine englische Rettungsmission, bei der jüdische Kinder aus Österreich und Deutschland unter 15 Jahren eine Einreiseerlaubnis erhielten. Segal lernte innerhalb weniger Wochen Englisch und war Anfang 1939 bereits Klassenbeste in der jüdischen Schule in Liverpool. Ihre englischen Pflegeeltern schenkten ihr ein Notizbuch, in dem sie anfing, ihre Erlebnisse niederzuschreiben. Viele Jahre später stellten diese Texte den Anfang zu ihrem Roman "Other People's Houses" dar.

An ihrem elften Geburtstag konnten schließlich auch ihre Eltern mit einem "domestic servants visa" nach England kommen und traten in Südengland einen Posten als "married couple" an. Segal übersiedelte nach Kent, um näher bei ihren Eltern zu sein. Kurz nach Kriegsausbruch wurde ihr Vater trotz seines legalen Flüchtlingsstatus gemeinsam mit ihrem Onkel als feindliche Ausländer auf der Isle of Men interniert. Segal zog zwischenzeitlich mit ihrer Mutter in die Nähe Londons, da Geflüchtete aus dem Dritten Reich nicht mehr in Küstennähe leben durften. Ihr Vater erlitt während der Internierung zahlreiche Schlaganfälle, bis er wenige Tage vor Ende des Kriegs im Alter von 49 Jahren verstarb.

Nach dem Krieg begann Segal 1945 mithilfe eines Stipendiums am Bedford Frauencollege an der University of London Englische Literatur zu studieren und graduierte 1948 mit Auszeichnung.

Auswanderung nach Amerika

1947 ging Segals Mutter in die Dominikanische Republik, um ihren Vater zu pflegen, der ebenso wie ein Teil ihrer Verwandtschaft während des Krieges dorthin geflohen war. Segal folgte ihr nach Abschluss ihres Studiums und verbrachte dort drei Jahre, teilweise als Englischlehrerin, bis sie gemeinsam mit ihrer Mutter, Großmutter sowie ihrem Onkel nach New York auswanderte. Sie zogen nach Washington Heights in New York City, wo sie gemeinsam mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel in einer Zweizimmerwohnung lebte und als Sekretärin arbeitete. Ab 1959 fing sie an, Artikel, Kurzgeschichten, Kinderbücher und Romane zu veröffentlichen, die mehrfach ausgezeichnet wurden. 1961 gewann sie an größerer Bekanntheit, als die Zeitschrift "The New Yorker" ihren späteren Roman "Other People's Houses" in Serienform veröffentlichte. Erst 36 Jahre später erschien die deutsche Übersetzung unter dem Titel "Wo andere Leute wohnen". In der amerikanischen Presse erhielt sie für ihre Werke positive Rezensionen. Zudem publizierte der "New Yorker" zahlreiche ihrer Kurzgeschichten. Segal selbst publizierte in englischer Sprache, war aber auch als Übersetzerin tätig.

1961 heiratete sie den Verlagslektor David Segal, der jedoch bereits nach neun Jahren Ehe im Alter von 41 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Mit ihm hatte sie zwei Kinder, Beatrice und Jacob. Die Familie lebte in der Upper West Side in Manhattan, wo Segal bis zu ihrem Tod wohnte. Das gute Verhältnis zu ihrer Mutter intensivierte sich nach dem Tod von David Segal, als diese einen Teil der Kinderbetreuung übernahm und Segal damit Zeit zum Schreiben freimachen konnte. Erst 1968 hatte sie Wien auf Vorschlag ihres Mannes erstmals wieder einen Besuch abgestattet, der sie auch literarisch prägen sollte. Zwischen 1968 und 1996 unterrichtete Segal Creative Writing und Englische Literatur an der Columbia University, Princeton, am Bennington College, Sarah Lawrence College, der Universität von Illinois in Chicago und der Ohio State University, wo sie letztendlich 1996 emeritierte.

Gemeinsam mit ihrer Mutter trat sie 1996 im Film "My Knees were Jumping; Remembering the Kindertransports" auf, der für den Oscar für den besten Kurzfilm nominiert wurde. Später noch einmal in: "Kindertransport – In eine fremde Welt", der 2000 den Oscar für die beste Dokumentation erhielt. Segals Mutter war die letzte Überlebende der Eltern, die ihre Kinder mit den Kindertransporten in Sicherheit gebracht hatten. Ihre Mutter starb 100-jährig 2005. 2008 wurde Segals Werk "Shakespeare's Kitchen" für den Pulitzerpreis nominiert. 2018 erhielt Segal in Wien den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und Exil. Das Bezirksmuseum Josefstadt zeigte 2024/2025 eine Ausstellung "Ich wollte Wien liebhaben, habe mich aber nicht getraut" zu Lore Segals Leben.

Literatur


Lore Segal im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks