Maly Nagl
Maly Nagl (verheiratete Amalie Wolfsecker), * 2. Februar 1893 Wien, † 20. Dezember 1977 Wien, Wienerlied-Interpretin
Biografie
Maly (eigentlich Amalie) Nagl wuchs als eine von drei Töchtern eines Kaffeehauskochs auf. Ihr Großvater mütterlicherseits war der berühmte Volkssänger Ignaz Nagl. Bereits als Neunjährige sang Maly gemeinsam mit ihrer Schwester Mizzi im Duett auf der Bühne. Bevorzugte Auftrittslokale waren die "Fledermaus", die Neuwaldegger "Waldschnepfe" und der Salonheurige "Wolf" in Pötzleinsdorf, wo sie vom Publikum stürmisch gefeiert wurden. Mit 14 Jahren nahm Maly Nagl mit ihrer Schwester acht Titel für Zonophone Records auf, von denen sich zwei erhalten haben.
Ihr eigentlicher Erfolg ging jedoch in erster Linie auf ihre Solodarbietungen zurück. Ihre faszinierende Altstimme, eine "Naturstimme" - sie hat angeblich nie Unterricht genommen - zeichnete sich besonders durch sichere Intonation in allen Tonlagen, enormen Tonumfang, warmes Timbre, deutliche Aussprache, richtige Tempowahl und Beseeltheit im Ausdruck aus. Sie fand literarische Erwähnung bei Peter Altenberg; ein Angebot Gustav Klimts, sie nackt zu malen, lehnte sie jedoch ab.
Zahlreiche Wienerlied-Komponisten schrieben für sie Melodien und Texte, wie etwa Rudolf Kronegger. Erfolgreich waren auch ihre Grammophon-Schallplatten aus den 1920er- und 1930er-Jahren mit den neuesten Liedern von Karl Föderl und Hans Frankowski. Nagl konnte es sich leisten, nie berufsmäßig als Sängerin in Ensembles oder beim Heurigen auftreten zu müssen. Sie war der Star aller Konzertveranstaltungen um das Wienerlied und hat nur dann gesungen, wenn es ihr selbst ein Anliegen war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren ihre Einspielungen für Philips berühmte Rundfunkschlager. Ihr musikalischer Mentor wurde schließlich Fritz Wolfsecker, mit dem Nagl seit 1924 verheiratet war und der für sie zahlreiche Wienerlieder mit nostalgischem Charakter (beispielsweise: "I häng an meiner Weanastadt", "Geh langsam durch die alten Gassen", "I muaß alle Tag mei Weanalied hör'n") schrieb.
1970 wurde ihr zusammen mit ihrem Mann Fritz Wolfsecker das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen.
Literatur
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 98 f.
- Emmerich Arleth: Das Wienerlied und seine Interpreten: Maly Nagl, Fritz Wolferl. In: Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 46 vom 14. November 1970, S. 13
- Repräsentanten echten Wienertums wurden geehrt. In: Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 48 vom 28. November 1970, S. 14