Margarethe Ottillinger

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ottillinger, Margarethe
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Ottilinger, Margarete
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dkfm., Dr. rer. comm., Kommerzialrätin
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34646
GNDGemeindsame Normdatei 118738720
Wikidata Q1895129
GeburtsdatumDatum der Geburt 6. Juni 1919
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 30. November 1992
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Handelswissenschaftlerin, Managerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung  11. Dezember 1992
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Mauer
Grabstelle Gruppe 59, Reihe 1, Nummer 31

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vorstandsmitglied der Österreichischen Mineralölverwaltung ((bis 1982)

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 1964)
  • Stephansorden in Gold (Verleihung: 1978)
  • Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Niederösterreich
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 1988)
  • Goldene Ehrenmedaille des österreichischen Heimkehrerverbandes
  • Ehrenbürgerin der Stadt Dallas (Verleihung: 1958)

Margarethe Ottilinger, * 6. Juni 1919 Wien, † 30. November 1992 Wien, Managerin, Beamtin.

Biografie

Margarethe Ottillinger studierte nach dem Besuch des Gymnasiums an der Hochschule für Welthandel Handelswissenschaften und schloss ihr Studium 1940 mit dem Titel Diplomkaufmann ab. 1941 promovierte sie zum Doktor der Handelswissenschaften. Neben ihrem Studium arbeitete Ottillinger bei einer Spedition, einer Kaffeefirma und den Veitscher Magnesitwerken. Danach wurde sie Referentin für sozialwissenschaftliche Fragen und Leiterin der statistischen Abteilung bei der Reichsvereinigung Eisen, Außenstelle Südost. 1944 ernannte man sie zur Leiterin der Geschäftsstelle Wien.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ottillinger Geschäftsführerin des Fachverbandes Berg- und Hüttenwerke der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. Seit 1946 arbeitete sie als Konsulentin für Wirtschaftsfragen beim damaligen Bundesminister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Peter Krauland, wo sie maßgeblich an der Erarbeitung der Wirtschaftspläne für den Wiederaufbau Österreichs sowie an der Marshallplanhilfe für Österreich beteiligt war.

Angehörige der sowjetischen Besatzungsmacht nahmen sie schließlich am 5. November 1948 an der Ennsbrücke bei St. Valentin fest. Im Mai 1949 verurteilte man Ottillinger wegen Beihilfe zum Landesverrat sowjetischer Offiziere und wegen Wirtschaftsspionage zugunsten der Vereinigten Staaten zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Nach Inhaftierung im Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes, der Lubjanka, in Moskau und diversen Lagern in der Sowjetunion, erkrankte Ottillinger schwer und wurde in ein Invalidenlager verlegt. Nach Abschluss des österreichischen Staatsvertrages kehrte die Handelswissenschaftlerin am 25. Juni 1955 nach Österreich zurück. Das Bild von Margarethe Ottillinger, die auf einer Tragbahre aus dem Zug gehoben wurde, ging um die Welt. Im Juli 1956 wurde das Urteil gegen sie offiziell aufgehoben.

Bis heute sind die Umstände der Verhaftung von Ottillinger nicht völlig geklärt. Anlass zu Spekulationen gab auch die Tatsache, dass der ebenfalls im Wagen befindliche Ressortminister Peter Krauland nicht intervenierte und unbeanstandet weiterfahren durfte, während man seine Mitarbeiterin aus der Limousine holte. Krauland musste wegen Unregelmäßigkeiten bei Rückstellungen jüdischer Vermögenswerte übrigens wenige Monate nach Ottillingers Verhaftung von seinem Amt zurücktreten.

Nachdem Margarethe Ottillinger sich gesundheitlich wieder erholt hatte, arbeitete sie zuerst als Konsulentin, 1957 als Prokuristin und später als Vorstandsmitglied der neugegründeten Österreichischen Mineralölverwaltung ÖMV. Bis zu ihrer Pensionierung 1982 war sie im Vorstand für Administration zuständig. Neben ihrer Tätigkeit bei der ÖMV wirkte sie im Aufsichtsrat der Elan-Mineralölvertriebsgesellschaft, der Petrochemie Schwechat, der Adria-Wien-Pipeline-Gesellschaft und anderen Tochtergesellschaften der ÖMV.

Weiters war sie Vorsitzende des arbeitsrechtlichen Ausschusses und Ausschussmitglied des Fachverbandes der Erdölindustrie Österreichs, Kuratoriumsmitglied des Afro-asiatischen Instituts und von Pro Oriente.

Auf ihre Veranlassung hin wurde auf der Fläche der ehemaligen Luftwaffenkaserne am Georgenberg die Wotruba-Kirche errichtet, da die von tiefer Religiosität geprägte Frau ein Gelübde abgelegt hatte, eine Kirche zu errichten, falls sie aus dem Lager in Sibirien entkommen sollte. Am 9. Juni 2013 benannte man den Platz vor der Wotruba-Kirche Ottillingerplatz nach der Managerin. 2017 wurde sie zur Namenspatronin des Margarete-Ottillinger-Parks in Wien-Liesing.

Klaus T. Steindl verfilmte 2015 Ottilingers Leben in der Dokumentation "Margarethe Ottilinger − Die Frau, die zu viel wusste" mit Ursula Strauss in der Hauptrolle. Die Erstausstrahlung erfolgte am 4. März 2016 (ORF2).

Quellen

Literatur

  • Stefan Karner unter Mitarbeit von Sabine Nachbaur, Dieter Bacher und Harald Knoll: Im Kalten Krieg der Spionage. Margarethe Ottillinger in sowjetischer Haft 1948−1955. Innsbruck / Wien / Bozen: Studienverlag 2016 (Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, Sonderband 17)
  • "Universum History" präsentierte Dokumentation über "Margarethe Ottillinger − Die Frau, die zu viel wusste". In: OTS-Presseaussendung, 19.02.2016 [Stand: 14.04.2018]
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 92014, S. 223 f.
  • Stefan Karner: Die Entführung der Margarethe Ottilinger. In: Die Presse, 20.04.2013 [Stand: 16.04.2018]
  • Rainer Stepan: Margarethe Ottillinger - Ein außergewöhnliches, aber typisch österreichisches Schicksal. In: Stichwortgeberinnen. 14 Portraits erfolgreicher Frauen aus Politik und Wirtschaft. Wien: edition noir 2008, S. 87-99
  • Ingeborg Schödl: Im Fadenkreuz der Macht. Das außergewöhnliche Leben der Margarethe Ottillinger. Wien: Czernin 2004
  • Stefan Karner [Hg.]: Geheime Akten des KGB. "Margarita Ottilinger". Graz: Leykam 1992
  • Catarina Carsten: Der Fall Ottillinger. Eine Frau im Netz politischer Intrigen. Wien: Herder 1983

Weblinks