Peter Krauland
Peter Krauland, * 6. August 1903 Kraubath (Steiermark), † 8. September 1985 Wien, Jurist, Politiker, Unternehmer, 1945-1949 Bundesminister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung.
Biographie
Peter Krauland wurde am 6. August 1903 in Kraubath in der Obersteiermark geboren. Nach Absolvierung der Handelsakademie in Graz war er einige Jahre im väterlichen Handelsgeschäft tätig, ehe er von 1926 bis 1932 an der Universität Wien Rechtswissenschaften studierte. Sein steiler Aufstieg begann im Dollfuß-Schuschnigg-Regime, als der Rechtsanwaltsanwärter im Jahr 1934 zum Landesrat und Landesfinanzreferent in der Steiermark aufstieg. Zudem wurde er erster Sekretär der regimetreuen Steiermärkischen Arbeiterkammer und 1935 Generalrat in der Österreichischen Nationalbank. Kraulands enge Bindung an das autoritäre Dollfuß-Schuschnigg-Regime führte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Enthebung aus sämtlichen Funktionen und zu seiner Verhaftung und kurzfristigen Inhaftierung in Graz. Nach Ende der Haft übersiedelte er im April 1938 nach Wien. In den Jahren 1942 bis 1945 stand er im Militärdienst. Nach Kriegsende erhielt Krauland schon im Juli 1945 den ÖVP-nahen Job als Generalsekretär der Sektion für Geld- und Kreditwesen der Wiener Handelskammer. Nach den Novemberwahlen zog er in den Nationalrat ein und wurde am 20. Dezember 1945 Bundesminister im Kabinett Figl I.
Das Ministerium war unter anderem mit der treuhändigen Verwaltung von "deutschem Eigentum" betraut und konnte öffentliche Verwalter in diesen Betrieben einsetzen und diese bis zur endgültigen Klärung der Besitzverhältnisse verpachten. Diese Kompetenz nutzten Krauland und einige seiner Mitarbeiter zur Korruption und Amtsmissbrauch, indem sie der ÖVP nahestehende Pächter begünstigten. Im Ministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung beschäftigt war auch Margarethe Ottillinger. Das Ministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung wurde nach den Wahlen des Herbstes 1949 aufgelöst. Die Kompetenzen wurde auf das Ministerium für Verkehr und Verstaatlichte Industrie und das Finanzministerium aufgeteilt.
Nach dem Ende seiner Ministerkarriere war Peter Krauland mit massiven Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Als sich die Verdachtsmomente mit Bezug auf Amtsmissbrauch erhärteten, wurde am 31. Jänner 1951 Kraulands Immunität aufgehoben und im Juli 1951 folgte sein Ausschluss aus der ÖVP. Am 24. November 1951 wurde über Krauland die Untersuchungshaft verhängt. Unter großem öffentlichen Interesse fand in der Zeit vom 20. Jänner bis 6. Juli 1954 der "Erste Krauland-Prozess" statt. Angeklagt waren Krauland und sechs seiner Mitarbeiter. Das schließlich am 6. Juli 1954 ergangene Urteil endete mit einer Überraschung. Nach der Analyse des Richters Reinhard Gallent wusste Ex-Minister Krauland von einer 700.000-Schilling-Parteispende an die ÖVP in Zusammenhang um die Verpachtung der "Guggenbacher Papierfabriken", deren Restitutionsverfahren an den Alteigentümer zu diesem Zeitpunkt positiv erledigt war. Einer Verurteilung entging der Ex-Minister aber, weil er auf Basis eines Amnestiegesetzes aus dem Jahr 1950 (BGBl. 161/50), welches für im Zeitraum von Kriegsende bis Ende 1947 begangene Straftaten im Strafausmaß von unter fünf Jahren eine Amnestie erließ, begnadigt wurde. Nach seinem bedingten Freispruch betätigte sich Peter Krauland als Unternehmer. Das in der Folge aufgebaute lukrative Firmenimperium Kraulands bestand zu großen Teilen aus Unternehmen, die zuvor unter öffentlicher Verwaltung des Ministeriums gestanden waren. Nach dem Konkurs der von Krauland gegründeten "Allgemeinen Wirtschaftsbank" im September 1974 endete Kraulands Unternehmerlaufbahn im "Zweiten Krauland-Prozess". Im Jahr 1977 wurde er wegen fahrlässiger Krida in der Höhe von 500 Millionen Schilling und Veruntreuung von 16 Millionen Schilling schuldig gesprochen entging jedoch der Haft neuerlich aus gesundheitlichen Gründen. Peter Krauland starb am 8. September 1985 in Wien.
Siehe: Krauland-Prozess
Literatur
- Julia Kopetzky: Die Affäre Krauland – oder: Die Aufteilung der Republik. In: Ernst Bruckmüller (Hg.): Korruption in Österreich. Historische Streiflichter. Wien: Braumüller 2011, S. 131–164.
- Julia Kopetzky: Die "Affäre Krauland". Ursachen und Hintergründe des ersten großen Korruptionsskandals der Zweiten Republik. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1997
- Andreas Weigl: Der Krauland-Prozess. Wirtschaftskriminalität im Tauziehen um entzogenes Vermögen. Wien 2016 (Veröffentlichung des Wiener Stadt- und Landesarchivs B 94)
- Peter Böhmer: Wer konnte, griff zu. "Arisierte" Güter und NS-Vermögen im Krauland-Ministerium (1945 - 1949). Wien: Böhlau 1999
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv