Maria Emhart
Maria (Marie) Emhart, * 27. Mai 1901 Pyhra (Bezirk St. Pölten, Niederösterreich), † 9. Oktober 1981 Bischofshofen, Arbeiterin, Politikerin.
Biografie
Maria Emhart wurde als ältestes von fünf Kindern des Eisenbahners Johann Raps und der Landarbeiterin Marie Raps geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule war sie ab 1915 als Hilfsarbeiterin in einer Seidenspinnerei in St. Pölten tätig. Schon früh engagierte sie sich in der sozialdemokratischen Jugendbewegung und trat der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Die Arbeiterin wurde bald zur Betriebsrätin der "Ersten Österreichischen Glanzstofffabrik" und im Mai 1932 in den Gemeinderat der Stadt St. Pölten gewählt, dem sie bis zur Aberkennung der sozialdemokratischen Mandate im Februar 1934 angehörte.
An den Februarkämpfen nahm sie aktiv teil und versorgte Schutzbund-Einheiten mit Medikamenten und Verbandszeug. Emhart wurde verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt, aufgrund mangelnder Beweise aber vor Gericht freigesprochen. Im Untergrund für die Revolutionären Sozialisten tätig, übernahm sie nach Verhaftung ihrer Freundin Rosa Jochmann, die sie Jahre zuvor auf der Arbeiterhochschule kennengelernt hatte, deren Führungsaufgaben. Sie besuchte die "Brünner Reichskonferenz" der Revolutionären Sozialisten zum Jahreswechsel 1934/1935 und lebte teilweise unter einem Decknamen beim Arbeiterdichter Josef Luitpold Stern. Nach Verrat wurde sie im Jänner 1935 verhaftet und war gemeinsam mit Karl Hans Sailer Hauptangeklagte im "Großen Sozialistenprozess" im März 1936. Unter den weiteren Angeklagten befanden sich später berühmt gewordene Persönlichkeiten wie Bruno Kreisky, Franz Jonas, Otto Probst oder Anton Proksch. Die von der Staatsanwaltschaft ursprünglich beantragte Todesstrafe mündete schließlich in einer 18-monatigen Kerkerstrafe. Bereits im Sommer 1936 kam sie im Zuge einer Amnestie aber frei.
Als ihr Mann, ein Eisenbahnbediensteter, 1937 von St. Pölten versetzt wurde, übersiedelte Emhart mit ihm nach Bischofshofen in Salzburg. Dort wurde die Arbeiterin bereits 1945 wieder für die Sozialistische Partei (SPÖ) tätig. Bereits ab Mai 1945 gehörte sie als einzige Frau der Salzburger Landesparteileitung an und zog nach der ersten Landtagswahl im November 1945 als Abgeordnete in den Salzburger Landtag ein. In ihrer Heimatgemeinde Bischofshofen wurde sie im April 1946 außerdem zur ersten österreichischen Vizebürgermeisterin gewählt – eine Funktion, die sie neben ihren anderen politischen Funktionen bis 1966 ausübte. Von 1947 bis 1967 gehörte sie dem Frauen-Zentralkomitee der SPÖ an.
Im März 1953 wechselte Maria Emhart von der Salzburger Landespolitik in den Nationalrat, wo sie zunächst im Rechnungshof- und Landesverteidigungsausschuss und später im Justiz- und Verkehrsausschuss tätig war. Wegen einer schweren Erkrankung ihres Mannes legte sie im Jänner 1965 ihr Mandat nieder und zog sich sukzessive in das Privatleben zurück.
Die Politikerin erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Die Stadt Bischofshofen ernannte sie zur Ehrenbürgerin. Emhart starb in ihrer Heimatgemeinde, in der der "Maria Emhart-Platz" an sie erinnert. In St. Pölten gibt es eine "Maria Emhart-Straße".
Quellen
Literatur
- Gabriella Hauch: Frauen unter Druck: Rekatholosierung – (Re)Maskulinisierung – Frauendiskriminierung. In: Bernhard Hachleitner / Alfred Pfoser / Katharina Prager / Werner Michael Schwarz [Hg.]: Die Zerstörung der Demokratie. Österreich, März 1933 bis Februar 1934. Salzburg / Wien: Residenz Verlag 2023, S. 66–71
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A–H. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 727 f.
- Rainer Mayerhofer: "Ja, ich bin eine begeisterte Sozialistin". In: Wiener Zeitung, 25.05.2001
- Lisa Fischer: Maria Emhart. In: Edith Prost [Hg.]: "Die Partei hat mich nie enttäuscht …" Österreichische Sozialdemokratinnen. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1989, S. 255-287
- Manfed Marschalek: Der Wiener Sozialistenprozeß 1936. In: Karl Stadler [Hg.]: Sozialistenprozesse – Politische Justiz in Österreich 1870–1936. Wien / München / Zürich: Europaverlag 1986, S. 429-490
- Renner-Institut: Maria Emhart 1901 bis 1981 [Stand: 31.01.2018]
Maria Emhart im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.