Josef Luitpold Stern

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Vortrag von Josef Luitpold Stern (1925)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Stern, Josef Luitpold
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Luitpold, Josef
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  17624
GNDGemeindsame Normdatei 107530147
Wikidata Q1647433
GeburtsdatumDatum der Geburt 16. April 1886
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 13. September 1966
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Volksbildner, Arbeiterdichter, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  22. September 1966
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Grinzing
Grabstelle Gruppe 21, Reihe 5, Nummer 13
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes Josef Luitpold Stern Unser Weg.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Vortrag von Josef Luitpold Stern (1925)
  • 19., Billrothstraße 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Volksbildung (Verleihung: 1948)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 18. April 1956)

  • Leiter der Sozialistischen Bildungszentrale

Josef Luitpold Stern (Pseudonym Josef Luitpold), * 16. April 1886 Wien, † 13. September 1966 Wien, Volksbildner, Arbeiterdichter, Schriftsteller.

Biographie

Josef Luitpold Stern wurde am 16. April 1886 in Wien am Schottenfeld als Sohn eines gelernten Drechslers und Administrators der Arbeiterzeitung geboren. Er besuchte das Piaristengymnasium. Schon als fünfzehnjähriger Schüler musste er, nach dem Tod seines Vaters, als Hauslehrer zum Unterhalt der Familie beitragen. Danach studierte er in Wien und Heidelberg Jus und Nationalökonomie. Während seines Studiums arbeitete er unter anderem als Parlamentsstenograph. Die Kombination von proletarischer Herkunft und humanistischer Bildung bestimmte seine weitere Entwicklung. Der junge Luitpold Stern gehörte bald zu den Aktiven der erst im Entstehen begriffenen Volksbildung. Als Bibliothekar, Leiter der literarischen Fachgruppe und als Vortragender wurde er zum Entdecker des Arbeiterdichters Alfons Petzold. Stern wirkte in der Freien Wiener Volksbühne mit, die anspruchsvolles Theater für ArbeiterInnen erarbeiten wollte, und redigierte eine Zeitlang die Kulturzeitschrift "Strom". Er wurde Bibliothekar in der Abendvolkshochschule im Volksheim Ottakring und später Leiter der Bibliotheksabteilung in der Arbeiterbildungszentrale.

Das Kriegserlebnis 1914 bis 1918 machte Stern zum Pazifisten. In der Ersten Republik übernahm er für kurze Zeit die schwierige Aufgabe, die Bildungsarbeit in der 1919 neu geschaffenen Volkswehr zu organisieren – er gründete unter anderem eine Kunstzeitschrift "Licht übers Land" für die Soldaten. 1918 übernahm er die Leitung der Sozialistischen Bildungszentrale mit ihrem Angebot an Filmen, Vorträgen, Exkursionen und Arbeiterbüchereien. 1919 gründete er gemeinsam mit David Josef Bach die Sozialdemokratische Kunststelle in Wien und war Mitbegründer der österreichischen "Büchergilde Gutenberg". 1926 wurde Stern Rektor der Arbeiterhochschule in Döbling, einer Kaderschmiede für Personen aus Partei und Gewerkschaft. 1934 musste er emigrieren – zunächst in die Tschechoslowakei, 1938 weiter nach Frankreich, wo er 1939 und 1940 vom Vichy-Regime interniert wurde, schließlich 1940 über Spanien und Portugal in die USA. Dort arbeitete er 1941 bis 1948 als Bibliothekar und Lehrer in dem von den Quäkern betreuten Armenviertel von Philadelphia, Pendle Hill, mit den ärmsten Bevölkerungsschichten. Nachdem er sich rasch die englische Sprache angeeignet hatte, führten ihn seine Vorträge zu österreichischen und europäischen Themen in verschiedenste Teile der USA und Kanadas.

1948 kehrte Stern nach Österreich zurück, wo er für die Bau- und Holzarbeitergewerkschaft fünf Jahre lang die Arbeiterschule im Schloss Weinberg bei Kefermarkt (Oberösterreich) aufbaute und leitete. In seinem Ruhestand zog er sich nach Wien zurück. Trotz eines schweren Augenleidens hielt er noch zahlreiche Vorträge im In- und Ausland und widmete sich weiter seiner literarischen Tätigkeit. Der Dichter Josef Luitpold (dieses Pseudonym verwendete Josef Luitpold Stern für seine literarischen Arbeiten) fühlte sich der Tradition der Klassik und der revolutionären bürgerlichen Romantik verpflichtet. Seine bedeutendsten Leistungen auf literarischem Gebiet stellen seine Balladendichtungen dar. Die Dramen vereinigen eigenwillige Brecht'sche Bilderbogentechnik mit klassischer Sprache. Das Wiener Volkstheater hat eines davon, "Michael Servetus, der Mann zwischen den Kirchen", uraufgeführt. Die Breite seines Wissens zeigen auch Sterns Nachdichtungen. Manche Gedichte von Stern wurden vertont, das bekannteste davon ist das "Trotzlied".

Am 13. September 1966 starb Josef Luitpold Stern nach kurzem schweren Leiden in Wien. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.

Im April 1973 wurde sein Nachlass (Handschriften, Korrespondenzen sowie eine umfangreiche Bibliothek mit reichen Beständen an Arbeiterdichtung und Socialistica) von der Wienbibliothek im Rathaus angekauft.

Luitpold-Stern-Gasse, Luitpold-Stern-Hof, Luitpold-Stern-Preis

Quellen


Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Renate Heuer [Red.]: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 19: Sand-Stri. München: de Gruyter 2012
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10, 1963, S. 145 f.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 330
  • Marcus Strohmeier: Lernen um zu kämpfen. Kämpfen um zu siegen. Josef Luitpold Stern (1886-1966). Wien: Verband österreichischer gewerkschaftlicher Bildung (Reihe Zeitgeschichte und Politik). URL: http://www.voegb.at/cms/S08/S08_4.1.12.a/1399655856737/service/skripten-und-broschueren/reihe-zeitgeschichte-und-politik/zp-03-lernen-um-zu-kaempfen-kaempfen-um-zu-siegen [Stand: 23.07.2015]
  • Norbert Leser: Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Band 2. Wien / Graz: Böhlau 1982, S. 209 ff.
  • Hugo Pepper: Josef Luitpold Stern. Versuch einer Bibliographie. In: Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift der Theodor-Kramer-Gesellschaft 9 (1992), Nummer 3, S. 21 ff.
  • Jürgen Doll: Theater im Roten Wien. Vom sozialdemokratischen Agitprop zum dialektischen Theater Jura Soyfers. Wien: Böhlau 1997 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 43)
  • Hedwig Abraham: Ehrengräber Grinzinger Friedhof. Stern Luitpold, Prof. URL: http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Grinzing/pers_grinzing/stern_E.htm [Stand: 24.07.2015]


Josef Luitpold Stern im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks