Maria Reinhard

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Maria Reinhard (um 1895)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Reinhard, Maria
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Reinhard, Marie
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42739
GNDGemeindsame Normdatei 123368790
Wikidata Q19006796
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. März 1871
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 18. März 1899
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schauspielerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Schauspielerin
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 71 B, Reihe 20, Nr. 68
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  historisches Grab
BildnameName des Bildes MariaReinhard1895.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Maria Reinhard (um 1895)
  • 1., Maysedergasse 6 (Sterbeadresse)
  • 1., Maysedergasse 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maria Reinhard, * 13. März 1871 Wien, † 18. März 1899 Wien, Schauspielerin, Geliebte Arthur Schnitzlers.

Biografie

Maria Reinhard war das dritte von vier Kindern des Wiener Ehepaares Therese und Carl Reinhard. Die wohlhabende Familie wohnte in der Maysedergasse 6 im ersten Wiener Gemeindebezirk, der Vater war Generalsekretär-Stellvertreter der Österreichischen Alpinen Montan-Gesellschaft. Die musisch begabte Maria erhielt Musik- und Gesangsunterricht, später – bereits an Schnitzlers Seite – ließ sie sich von der berühmten Sprachlehrerin Eugenie Petrasch-Wohlmuth, Schwägerin des Musikkritikers Eduard Hanslick, zur Schauspielerin ausbilden.

Schnitzler und Reinhard lernten sich als Arzt und Patientin kennen. Die 23-jährige Frau suchte Schnitzler, der gerade mit dem "Anatol"-Zyklus (1893) erste Erfolge als Schriftsteller erzielen konnte, wegen Halsschmerzen auf. Schnitzler hielt im Tagebuch für den 12. Juli 1894 fest: "Mizi Reinhard; neue Patientin, die mich interessirt." Obwohl Schnitzler mehr oder weniger deutlich machte, dass er an einer Heirat nicht interessiert sei, ließ sich Reinhard auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein und riskierte damit die gesellschaftliche Brandmarkung als "Gefallene". Anfang 1897 stellte sich heraus, dass Maria Reinhard schwanger war. Die Eltern wurden eingeweiht und für die letzten Wochen der Schwangerschaft wurde ein Haus in Mauer, außerhalb Wiens, gemietet, in dem das Kind zur Welt kommen sollte. Auch machte man sich auf die Suche nach Pflegeeltern für das Kind. Jedoch überlebte der Säugling, ein Bub, die sich tagelang hinziehende Geburt nicht. Schnitzler gestaltete diese Ereignisse in seinem Roman "Der Weg ins Freie" (1908), in dem sie dem Protagonisten Georg von Wergenthin und dessen Geliebter Anna Rosner widerfahren. Die biographischen Parallelen sind unverkennbar und wurden in mehreren Studien behandelt (vgl. etwa Ulrich Weinzierl 1994, S. 161–167). Renate Wagner meint, Schnitzler habe "in dem Roman ‚Der Weg ins Freie‘ Mizi Reinhard als Anna Rosner das schönste Denkmal" gesetzt (Renate Wagner 1980, S. 123).

Schnitzler und Reinhard blieben anders als das literarische Paar nach der Totgeburt ihres Kindes zusammen. Die Beziehung beendete erst der überraschende Tod Maria Reinhards nach kurzer Krankheit am 18. März 1899. Zu den Umständen ihres Todes – laut Sterbematriken verstarb sie an einer Bauchfellentzündung – existieren verschiedene Interpretationen und Spekulationen. Schnitzler war anwesend, als sie starb. An den dänischen Literaturkritiker Georg Brandes schrieb er am 8. Mai 1899: "Vor sieben Wochen ist das Geschöpf begraben worden, das ich von allen Menschen der Erde am liebsten gehabt habe, meine Geliebte, Freundin und Braut".

Maria Reinhard und Arthur Schnitzler haben, vor allem wenn einer der beiden auf Reisen war, viel miteinander korrespondiert. Es sind mehrere hundert Briefe, Karten und Telegramme überliefert, die im Deutschen Literaturarchiv in Marbach aufbewahrt werden.

Quellen

Literatur

  • Rolf-Peter Lacher: "Sterben lassen ist manchesmal auch morden." Maria Reinhard und Arthur Schnitzler. Gammertingen: Verlag auf der Vorstadt 2020
  • Bettina Marxer: “Liebesbriefe, und was nun einmal so genannt wird“. Korrespondenzen zwischen Arthur Schnitzler, Olga Waissnix und Marie Reinhard. Eine literatur- und kulturwissenschaftliche Lektüre. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001 (Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft, 362)
  • Giuseppe Farese: Arthur Schnitzler. Ein Leben in Wien 1862–1931. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. München: Beck 1999
  • Ulrich Weinzierl: Arthur Schnitzler. Lieben Träumen Sterben. Frankfurt am Main: S. Fischer 1994
  • Arthur Schnitzler: Tagebuch 1893–1902. Unter Mitwirkung von Peter Michael Braunwarth, Konstanze Fliedl, Susanne Pertlik und Reinhard Urbach hg. von der Kommission für literarische Gebrauchsformen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1989
  • Renate Wagner: Arthur Schnitzler. Eine Biographie. Wien u.a.: Molden 1981
  • Arthur Schnitzler: Briefe 1875–1912. Hg. von Therese Nickl und Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1981
  • Renate Wagner: "Geliebte, Freundin und Braut". Marie Reinhard. In: Renate Wagner: Frauen um Schnitzler. Wien, München: Jugend und Volk 1980 (Wiener Themen), S. 105–123


Weblinks