Marianne Bendl

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Marianne Bendl, 1893
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Bendl, Marianne
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Bendl, Marie; Ebert, Maria Anna; Eberth Marianne
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  62000
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 2. September 1857
GeburtsortOrt der Geburt Luditz 4286813-0
SterbedatumSterbedatum 7. Juni 1904
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Unternehmerin, Erfinderin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  9. Juni 1904
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Amstetten
Grabstelle
BildnameName des Bildes MarianneBendl_Präs.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Marianne Bendl, 1893
  • 6., Gumpendorfer Straße 18 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marianne Bendl, * 2. September 1857 Luditz (Böhmen), † 7. Juni 1904 in der Nähe von Winklarn (Niederösterreich), Unternehmerin, Erfinderin des Busenschützers, Mitglied der Pariser Erfinder-Akademie.

Biografie

Marianne Bendl wurde am 2. September 1857 im böhmischen Luditz (heutiges Žlutice, Tschechien) als Maria Anna Ebert geboren. Es finden sich unterschiedlichste Schreibweisen ihres Namens. Im Folgenden wird, in Anlehnung an die Schreibweise auf den Zeitungsannoncen für Bendls Unternehmen, die Schreibweise "Marianne Bendl" verwendet. Wie und zu welchem Zeitpunkt die Tochter eines Seilermeisters nach Wien kam, ließ sich noch nicht rekonstruieren. Das erste Zeugnis, das es hierzu gibt, ist der Eintrag im Taufbuch St. Josef ob der Laimgrube zur Taufe ihres zweiten Sohnes auf den Namen Anton Alexander Eberth am 12. Juni 1881 (* 4. Juni 1881).

Am 5. Juli 1881 heiratete Marianne Ebert den 26-jährigen Ledergalanteriearbeiter Anton Bendl an dessen Totenbett. Ab 1885 ist Marianne Bendl unter diesem Namen in Lehmann’s allgemeinem Wohnungs-Anzeiger zu finden; zunächst als Kleidermacherin und ab 1894 bis zu ihrem Tod (1904) als "Busenschützer-Erz[eugerin]". Das k.u.k. Privileg für ihre Erfindung, den Busenschützer, hielt sie von 31. Dezember 1892 bis ins Jahr 1898, in dem es durch Zeitablauf außer Kraft trat und danach nicht mehr erneuert wurde. Zeitungsinserate für ihr Unternehmen beziehungsweise ihre Fabrik in der Gumpendorfer Straße 8 finden sich für die Jahre 1893 bis 1900.

Im Gründungsjahr des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins (Frauenbewegung) 1893 findet sich in der Allgemeinen Frauen-Zeitung, der Vereins-Zeitung der österreichisch-ungarischen Frauen-Vereine ein längerer Artikel über ein neuartiges Produkt aus Wien: den Busenschützer von Marianne Bendl. Den entsprechenden Artikel, der auch ein Portrait von Marianne Bendl beinhaltet, verfasste die Mitherausgeberin dieser Zeitung, Mathilde Korn: "Das Mieder ist der Feind der Gesundheit des Weibes, die Aerzte und Tausende von Frauen wissen davon zu erzählen und doch ist es bis heute nicht möglich gewesen, diesem Feinde seine Opfer zu entreißen. […] Einer Frau war es vorbehalten, dem Feinde ihres Geschlechts ein Paroli zu bieten. Frau Marianne Bendl, die Erfinderin des patentirten Busenschützers […]."

In Folge wird auch die Entstehungsgeschichte des Busenschützers erzählt, die gleichzeitig eine Beschreibung über die Beschaffenheit des Produkts enthält: "Vor einigen Jahren hielt sich Frau Bendl zur Cur nach einer schweren Krankheit, welche sie sich durch das Schnüren [Anm.: von Miedern/Korsetten] zugezogen hatte, in Carlsbad auf. Eines Nachmittags mit Stricken beschäftigt, hielt Frau Bendl, nachdem sie ihre Arbeit betrachtete, einen Stern in Händen, der nahezu die Form einer Halbkugel angenommen hatte; unter Nachdenken, wozu derselbe nützlich wäre, spannte Frau Bendl den Stern über ihre Brust und kam so auf den Gedanken, 2 solche Sterne zu verfertigen, durch ein Leibchen zu vervollständigen und an sich zu erproben."

Aus diversen Zeitungsannoncen geht hervor, dass die Busenschützer in eigenen Filialen mit "Probirsalons mit Damenbedienung" verkauft wurden. Neben der Fabrik in der Gumpendorfer Straße zählte dazu auch mindestens eine weitere Filiale in Budapest. Zusätzlich wurde Bendls Erfindung über "Depots" und andere Geschäftslokale, bspw. E. Braun & Co am Graben, vertrieben und bereits in Annoncen im ersten Geschäftsjahr 1893 ist zu lesen, dass der Busenschützer auch in Deutschland, England und Frankreich verkauft wurde und dort auch patentiert war.

Bereits in der ersten auffindbaren Annonce für den Busenschützer 1893 im Deutschen Volksblatt werden auch "illustrirte Preisbücher", also Kataloge, angepriesen. Wie die meisten Annoncen, ist auch dieser Katalog mit Illustrationen versehen, die allerdings den Zensurbeirat auf den Plan riefen und in weiterer Folge zu einer Anzeige wegen öffentlichem Sittlichkeitsverstoß führten. Bei der Gerichtsverhandlung am 21. Juni 1893 wurde der Staatsanwaltschaft recht gegeben und die Beschlagnahmung und Vernichtung der zweiten Auflage des Katalogs sowie eines Plakates angeordnet. Bei einer weiteren Verhandlung am 14. Juli 1893 wurde wiederum dem Einspruch Marianne Bendls bis auf drei Bilder statt gegeben. Vertreten wurde sie dabei vom Wiener Rechtsanwalt Dr. Viktor Rosenfeld.

Wie lange Marianne Bendl nach Auslaufen des Privilegs ihr Unternehmen aktiv weiterführte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Veräußert wurde es zwischen Dezember 1903 und Jänner 1904 im Zuge eines Kuratelverfahrens.

Marianne Bendl beendete ihr Leben am 7. Juni 1904 durch Ertrinken in der Ybbs. Sie wurde am darauffolgenden Tag bei Winklarn tot am Ufer des Flusses aufgefunden und am 9. Juni 1904 in Amstetten beigesetzt. Das Sterbebuch Amstetten gibt als Todesart "Selbstmord in folge v. Geistesstörung" an. Aus den Verlassenschaftsakten sowie diversen Zeitungsmeldungen über Marianne Bendls Tod geht hervor, dass sie zuvor einige Zeit in der Nervenheilanstalt Lainz behandelt wurde.

Quellen

Literatur