Marilies Flemming
Marilies Flemming, * 16. Dezember 1933 Wiener Neustadt, † 7. Juli 2023, Politikerin, Juristin.
Biografie
Die als Marilies Oertl geborene spätere Politikerin studierte nach der Absolvierung der Matura in einem Wiener Bundesrealgymnasium Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1959 zum Dr. iur. Daneben studierte sie auch mehrere Semester Theaterwissenschaft und betrieb in Paris und an der Universität Cambridge Sprachstudien. Danach war sie im österreichischen Akademikerbund und als Geschäftsführerin einer Filmproduktionsgesellschaft tätig.
Die politische Karriere der Juristin begann 1973, als sie für die Österreichische Volkspartei als Abgeordnete in den Wiener Landtag und in den Gemeinderat einzog. Hier war sie zuerst im Gemeinderatsausschuss für Soziales und Gesundheit und ab 1978 im Kulturausschuss tätig. Von 1977 bis 1984 bekleidete sie die Posten der Generalsekretärin der Österreichischen Frauenbewegung, von 1984 bis 1991 fungierte sie als Bundesleiterin der ÖVP-Frauenorganisation. Auf internationaler Ebene war sie 1987 bis 1993 Präsidentin der Europäischen Frauen-Union, einem Dachverband christdemokratischer Frauen. Zeitweise wirkte sie auch als Vorsitzende des überparteilichen Österreichischen Frauenringes.
Bei den Auseinandersetzungen um das geplante Kraftwerk in der Hainburger Au profilierte sich Flemming als Umweltpolitikerin und wurde in der Regierung Vranitzky II 1987 Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie. Unter ihrer Führung wurden wichtige Umweltgesetze im Nationalrat verabschiedet, darunter das Smogalarmgesetz, das die Landeshauptleute zu erheblichen Einschränkungen bei ungünstigen Luftverhältnissen ermächtigt, das Chemikaliengesetz und das Luftreinhaltegesetz für Kesselanlagen, mit dem die zulässigen Emissionen grundsätzlich dem geänderten Stand der Technik angepasst und damit herabgesetzt wurden. Dazu kam die Einrichtung des Umwelt- und Wasserwirtschaftsfonds, des sogenannten Öko-Fonds, der sich in der Folge zu einem der wichtigsten Politikinstrumente im Umweltbereich entwickelte. Auf Grund einer Verfassungsänderung wurde mit 1. Jänner 1989 die Kompetenz für Luftreinhaltung und Abfallwirtschaft auf Bundesebene verlagert, im Umweltministerium situiert und damit die Voraussetzung für ein bundesweites Abfallwirtschaftsgesetz geschaffen.
Im März 1991 trat die Juristin wegen der fehlenden Meldung ihrer Beteiligung an der Filmproduktionsfirma ihres Mannes an den Unvereinbarkeitsausschuss zurück. Ab 1995 engagierte sie sich, zunächst als stellvertretende Bundesobfrau, im Österreichischen Seniorenbund und vertrat Österreich von November 1996 bis Juli 2004 als Abgeordnete im Europäischen Parlament. Dort war sie unter anderem in den Ausschüssen für Umweltfragen, Volksgesundheit und Verbraucherpolitik sowie für Rechte der Frau und Chancengleichheit tätig.