Metzenleiher
Bei dem für Wien überaus wichtigen Handel mit Mehl und Getreide war die exakte Bemessung und Kontrolle der umgesetzten Warenmengen in Verbindung mit der Preisbildung von großer Bedeutung. Die Gemeinde ließ deshalb für das gängige Hohlmaß (den Metzen) in mehreren Exemplaren einen Urtyp ("Vater") aus Messing herstellen und periodisch fechten (justieren). Ein städtischer Funktionär (der Metzenleiher), dessen Amt vom 14. bis zum 18. Jahrhundert nachweisbar ist, verlieh diese Urtypen gegen Gebühr an Getreide- und Mehlhändler, die danach ihre Fässer überprüften und gegebenenfalls von Fassbindern anpassen ließen. Dem Metzenleiher oblag auch die Einhebung der Pflastermaut (Mautwesen) und die Kontrolle der Preisbildung. Er hatte seinen Amtssitz in der Mehlgrube (1, Neuer Markt 5, Kärntner Straße 22), wo auch die Urtypen der Metzen in einem beonderen Raum (dem Metzengaden) aufbewahrt wurden. Als Gehilfen unterstanden dem Metzenleiher Mehlmesser (ihre Zahl wurde 1588 von 14 auf 18 erhöht). 1673 wurde ein weiterer Metzenleiher für den Wochenmarkt in der Leopoldstadt bestellt.
Literatur
- Karl Schalk: Zur Geschichte der älteren Wiener Maße im 15. und 16. Jahrhundert. In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 20 (1886), S. 454 ff.
- Karl Schalk: Einführung neuen Metzengeschirrs mit Abstrichkreuz im Jahr 1691 in Wien. In: In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 30 (1896), S. 269 ff.
- Karl Fajkmajer: Handel, Verkehr und Münzwesen. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1911, S. 524 ff., S. 560 f.
- Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 116
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 85 (Mehlmesser), 88 (Metzenleiher)