Mistbauer
Mistbauer, typische Figur im alten Wien. Es handelte sich um Privatunternehmer, die aufgrund einer 1839 erlassenen Magistratsverordnung zum Abtransport des Abfalls verpflichtet wurden und mit offenen Pferdewagen (oder Kastenwagen) an bestimmten Tagen aus den Haushalten Asche, Abfälle usw. abholten. Dem Wagen ging ein Mann voraus, der eine Glocke läutete und damit die baldige Ankunft des Mistbauers ankündigte; auf dem Wagen selbst stand ein Mann, der von den Hausfrauen (in „besseren" Gegenden den Dienstmädchen) die „Misttrücherln", in denen die Abfälle gesammelt wurden, in Empfang nahm und auf das Plateau des Wagens leerte. War der Wagen voll, wurde der Mist auf Mistablagerungsplätzen („Deponien") deponiert, das heißt entleert (beispielsweise Bruckhaufen, Bretteldorf, Laaer und Wienerberg); auf diese Art wurden an diesen Orten Niveauplanierungen vorgenommen. Nicht selten ließen die Mistbauer Metall, Glas, Hadern oder Papier aussortieren, um diese Materialien zu verkaufen. In Wien wurde der Mistbauer, der jahrzehntelang seine Tätigkeit ausübte, durch das hygienischere, ab 1927 eingeführte Colonia-System ersetzt, in den Gebieten am Stadtrand und in den noch selbständigen Orten der Umgebung Wiens (heute 23. Bezirk bzw. Perchtoldsdorf, Maria Enzersdorf usw.) übte er noch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts seine Tätigkeit aus. Müllabfuhr.