Bruckhaufen (Siedlung)
48° 14' 40.68" N, 16° 24' 10.44" E zur Karte im Wien Kulturgut
Bruckhaufen (21.), ursprünglich Flurbezeichnung (Großer Bruckhaufen, Kleiner Bruckhaufen), dann Siedlung am linken Donauufer zwischen Reichsbrücke und Floridsdorfer Brücke, begrenzt durch Alte Donau, Hubertusdamm und Donaupark (ehemalige Militärschießstätte).
Die Bezeichnung bedeutet so viel wie „Insel an der Brücke" und geht damit weit in die Zeit vor der Donauregulierung zurück. Inseln in der unregulierten Donau wurden als Haufen (Häufeln) bezeichnet; der Bruckhaufen war eine Insel zwischen zwei Brücken (siehe Zwischenbrücken).
Seit 1880 eine Kehricht- und Schuttablagerungsstätte, entstanden hier (ähnlich dem nahegelegenen Bretteldorf auf dem Gebiet des heutigen Donauparks) nach dem Ersten Weltkrieg Kleingärten und "wilde" Siedlungen; siehe auch Bruckhaufen (Pfarrkirche).
1935 kaufte die Stadt Wien die Liegenschaften Bruckhaufen und Bretteldorf vom Stift Klosterneuburg. Im Unterschied zum Bretteldorf, das als Anschüttungsgebiet der Mülldeponie für eine zukünftige Grünlandwidmung vorgesehen war, wurde die Siedlung Bruckhaufen 1936 als gemischtes Baugebiet in den Flächenwidmungsplan aufgenommen. Damit war ihr Fortbestand legal abgesichert, auch wenn die Bebauung nur in den seltensten Fällen der Bauordnung entsprach.
In der 7. Sitzung des Kuratoriums des Wiener Assanierungsfonds, am 14. März 1935, wurde erstmals über die Freigabe von Mittel für den Kanal- und Senkgrubenbau in der "wilden Siedlung" Bruckhaufen gesprochen. 1937 wurde ein nicht rückzahlbarer Betrag über 50.000 öS vom Kuratorium zugesagt. Der Bau der Infrastruktur sollte eine forcierte Privatisierung begünstigen. Ziel der Wiener Bürgerschaft war der Ankauf von Grundstücken zur Errichtung von Eigenheimen zwecks vollständiger Umgestaltung der Siedlung.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1910: Pfarre Floridsdorf
- ab 1914: Pfarre Donaufeld
Siehe auch
Quellen
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 167
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Der Wiener Assanierungsfonds. Wien: Magistrat 1937, S. 64, Übersichtsplan
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 256 f.