Moritz Christian Fries
Moritz Christian Fries, Reichsgraf, * 6. Mai 1777 Wien, † 26. Dezember 1826 Paris, Bankier, Industrieller, Kunstsammler und -mäzen, erste Gattin (1800 Vöslau) Prinzessin Maria Theresia Hohenlohe-Waldenburg-Schillingfürst († 1819), zweite Gattin Fanny Münzenberg (französische Tänzerin); Sohn des Johann Fries.
Studierte in Leipzig Jus (1794-1797), kam nach Wien und übernahm die von seinem verstorbenen Bruder Joseph (1765-1788; Gruft im Schloßpark Vöslau, Figurengruppe „Johann Reichsgraf von Fries führt seinen erstgeborenen Sohn Joseph zu einem Altar mit dem Buch des Schicksals" [1788-1790] von Franz Anton Zauner; seit 1945 verschollen) angelegte Bildergalerie, deren Bestand er innerhalb kurzer Zeit um wertvolle Gemälde (van Dyck, Raffael, Rembrandt, Dürer und andere) auf über 300 Meisterwerke erweiterte. Daneben besaß er eine umfangreiche Sammlung von Handzeichnungen und Kupferstichen (rund 400.000 Blätter), Skulpturen, Mineralien und Münzen sowie eine große Bibliothek (16.000 Bände). Ehrenmitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste (1801), Akademischer Rat (1812).
Sein 1804 von François Gérard gemaltes Familienbild befindet sich in der Galerie des 19. Jahrhunderts. Die Sammlungen befanden sich in dem 1783/1784 von Hetzendorf von Hohenberg erbauten Palais Fries (das nach Fries Tod [ebenso wie der Besitz in Vöslau] an den Bankier Simon von Sina und schließlich in den Besitz der Pallavicini kam; 1., Josefsplatz 5 [ Pallavicinipalais ]). Fries, der auch Besitzer der Schwadorfer und der Neunkirchner Spinnereien, einer 1804 in Himberg gegründeten Cottonfabrik sowie des Großhandelshauses Fries & Co. war, galt als vermögendster Mann Österreichs und erfolgreichster und angesehenster Kunstsammler zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Er vermehrte seinen Grundbesitz durch den Ankauf weiterer Herrschaften wie Neulengbach und Plankenberg (1797) sowie der steirischen Güter des Graf Trauttmansdorff und konnte sich dank dieser soliden wirtschaftlichen Basis in großem Stil als Kunstmäzen betätigen.
Fries förderte auch Ludwig van Beethoven, der ihm seine 7. Symphonie widmete. Da Fries im Grunde jedoch nichts vom Finanzwesen verstand, mußte sich seine sorglose Verschwendung bald rächen. Das Bankhaus Fries & Co. ging allmählich in fremde Hände über (Fries besaß 1820 nur noch 40% der Anteile) und war ab 1815 passiv; sein englischer Associé Parish (Moritz' Mutter war eine geborene Parish) konnte den Bankrott nicht verhindern und beging im April 1826 Selbstmord. Fries, den man 1824 aus dem Bankwesen entfernt hatte, übersiedelte nach Paris. Der finanzielle Zusammenbruch machte den Verkauf des Palais und seiner Sammlungen notwendig (Auktionen 1823-1828).
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Neue österreichische Biographie 1815 – 1918. Band 11. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1957
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 43 ff.
- Kurt Blauensteiner: Gerards Bildnis des Reichsgrafen Fries. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 2 (1940), S. 121 ff.
- August Graf Peysing: Das Familienbildnis der Grafen Fries. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 9 (1951), S. 91 ff.
- Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, Neue Folge 1), S. 420, S. 433