Oskar Höfinger
Oskar (Eberhard) Höfinger, * 2. April 1935 Golling an der Erlauf (Niederösterreich), † 22. März 2022, Bildender Künstler.
Biografie
Oskar Höfinger absolvierte Anfang der 1950er Jahre zunächst eine Lehre als Keram-Modelleur in der Keramik- und Schamottfabrik August Rath in Krumnussbaum in Niederösterreich. Sein Lehrmeister, der Bildhauer Hans Scheibner, war ein Schüler Anton Hanaks. Anschließend besuchte Höfinger die Fachschule für Holz-und Steinbildhauerei in Hallein bei Rudolf Scherrer. Ab 1956 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und beschäftigte sich vornehmlich mit Aktzeichnen bei Herbert Boeckl.
Höfingers Interesse galt den Bewegungsabläufen sowie Positionen des menschlichen Körpers, und er übertrug diese Beobachtungen in seine Figuren. Daneben begann er Phänomene jenseits des Greifbaren und Dinglichen, so etwa Empfindungen, Emotionen und Sinneseindrücke unterschiedlicher Art zu verarbeiten – es entstanden Arbeiten mit Titeln wie "Poesie", "Musik" oder "Faszination".
Der erste öffentliche Ankauf erfolgte 1955, das Unterrichtsministerium in Wien erwarb eine kleine Pietà. Während seine frühen Arbeiten realistisch und vor allem religiösen Motiven ver-pflichtet waren, änderte sich die Form seiner Figuren 1961, als er in die Meisterklasse von Fritz Wotruba wechselte. Höfinger beschäftigte sich mit der kubischen Form und schuf geschlossene figurale Arbeiten. 1960 begründete er gemeinsam mit Künstlerkolleginnen und -kollegen die Galerie "Junge Generation" in der Blutgasse in der Wiener Innenstadt.
Höfinger ist seit 1971 Mitglied der Wiener Secession; 1973 wurde er in den Vorstand dieser Institution berufen. In den 1970er Jahren entstanden Chrom-Nickel-Stahlkonstruktionen. Mit diesem Material konnte er seine Formen immer mehr verwandeln und abstrahieren und die Figuren weit in den Raum eingreifen lassen.
In den 1980er Jahren arbeitete Höfinger an Glasfenstern (z.B. in der Kapelle der Caritas Socialis in Maissau, Niederösterreich) und schuf Arbeiten aus verschiedensten Materialien wie Porphyr, Marmor und Granit. Die Objekte wurden abstrakter, die Formen scheinbar geometrisch. Der Künstler führte einerseits öffentliche Aufträge aus und arbeitete immer wieder an sakralen Objekten. So entstanden 1983 eine Kreuzigungsgruppe aus Holz für die Kirche Alterlaa, 1987 ein Reliquienaltar für die Kirche Maria am Gestade in Wien, 2002 ein Ambo aus Stein für das Neukloster Wiener Neustadt. Daneben fertigte er zahlreiche Altartische, Altarreliefs und Heiligenfiguren aus Holz, Stein und Metall – die "Heilige Restituta", eine figurale Arbeit, wurde 1998 Papst Johannes Paul II. zum Geschenk gemacht.
Zu seinen bekanntesten Monumentalwerken zählen das "Pflugfeld" (Chrom-Nickel-Stahl) aus dem Jahr 1972 für den Großmarkt Inzersdorf, die Figur "Sturz" vor der Unfallversicherungsanstalt in Wien-Brigittenau, "Empfang" (1982) für die Wirtschaftsuniversität Wien, "Durchdringung" (1985) in der Wiener Dorotheergasse oder "Fußballer" (1997) im Grazer Stadion.
Ausstellungen
Seine erste Personale zeigte Höfinger 1969 in der Galerie Schuhmacher in München, es folgten weitere in der Galerie Pointner in Salzburg (1974), im Kloster Und in Krems (1989), 1992 im Austrian Cultural Institute in New York, 1993 in der Galerie Atelier 3 in Zürich, 1996 im Palais Harrach und im Palais Ferstel, Wien und viele Teilnahmen an Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland. Die letzte Einzelausstellung "Über dem Horizont" mit Skulpturen und Zeichnungen von Oskar Höfinger wurde in Schruns im Sommer 2009 gezeigt.
Literatur
- Wilhelm Steinböck: Oskar Höfinger. Ein österreichischer Bildhauer aus der Schule Wotruba. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1991
- Kristian Sotriffer: Oskar E. Höfinger. [S.l.]: [o.V.] [o.J.]
- Johann Trippolt [Hg.]: Über dem Horizont - Oskar Höfinger. Schruns: Galerie MontARTphon 2009
- Kunsthaus Wiesinger: Oskar Höfinger [ Stand: 19.09.2016]
- Österreichischer Skulpturenpark: Höfinger, Oskar [Stand: 19.09.2016]
- Oskar Höfinger. Künstlerischer Werdegang. Kurzfassung [Stand: 19.09.2016]
- Goldene Wiener Auszeichnung für drei bildende Künstler. In: Rathauskorrespondenz, 29.10.2016