Oswald Reicholf der Jüngere
Oswald Reicholf der Jüngere, * um 1400 Wien (?), † 15. April 1463 , Kaufmann, Hausgenosse (ab 1438), Bürgermeister.
Biografie
Oswald Reicholf der Jüngere war der Sohn Oswald Reicholfs des Älteren und dessen Gattin Elsbeth. Die Familie Reicholf ist schon Mitte des 14. Jahrhunderts in wichtigen Ämtern nachweisbar und war offenbar ursprünglich in Grinzing ansässig. 1418 wird er erstmals genannt. 1420 studierte Reicholf an der Universität Wien, 1438/1439, 1443 bis 1446 und 1453 war er Ratsherr, 1440/1441 Stadtrichter und 1452 und 1454 Bürgermeister (1454 wurde eine neue städtische Feuerordnung beschlossen). Wiederholt nahm er an städtischen Gesandtschaftsreisen teil. Als Anhänger Ulrichs von Eitzing wurde er 1455 auf Befehl Ulrichs von Cilli eingekerkert und verlor durch Konfiskation sein Vermögen. Nach seiner Freilassung (1456) und nach des Cilliers Tod kam Reicholf langsam wieder zu Wohlstand, trat zwar politisch nicht mehr in Erscheinung, wurde aber während des Bürgerkriegs 1462/1463 dennoch als Kaisertreuer zweimal verhaftet und schließlich (nach dem Misslingen des Putschs von Wolfgang Holzer) mit diesem auf Befehl Herzog Albrechts VI. am 15. April 1463 durch Enthauptung hingerichtet.
Reicholf besaß von 1418 bis 1448 das Haus 1, Krugerstraße 5. Dieses Gebäude umfasste damals auch das spätere Haus 1., Krugerstraße 3), 1448 bis 1463 das Nachbarhaus 1., Krugerstraße 7 und 1444 bis 1463 das Haus 1., Salvatorgasse 4-8. Außerdem hatte er zeitweise Hausbesitz auf dem 1., Salzgries (1446 bis 1454, Teil von Nummer 1) und in der heutigen 1., Börsegasse (1438 bis 1444, Teil von Nummer 3). 1452/1453 besaß er den Ottakringer Freihof.
Sein Wappen zeigt zwei mit den Köpfen nach oben gewandte Fische.
Literatur
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 233
- Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 98 (1983/1984), Heft II, S. 228
- Doris Leithner: Die Familie Reicholf (1342-1542), ein Wiener Erbbürgergeschlecht. Diss. Univ. Wien. Wien 1969
- Franz Schalk: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts. In: Abhandlung zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 3 (1919), S. 462 ff.