Panorama, Wien zur Zeit der Weltausstellung (1873)
Die Vogelschau bot sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dazu an, Großausstellungen mit ihren weiträumigen und repräsentativen Architekturanlagen gebührend zu zelebrieren. Anlässlich der Wiener Weltausstellung von 1873 fertigte der Architekturmaler Josef Langl (1843–1916) eine repräsentative Gesamtansicht Wiens an. Er wählt eine ungewöhnliche Perspektive von Osten, um so das im Prater gelegene Weltausstellungsgelände im Vordergrund zeigen zu können. Das mit besonderer Präzision und Detailgenauigkeit wiedergegebene Areal wird als "Stadt in der Stadt" interpretiert und wirkt im Gegensatz zur "gewachsenen" Stadt sehr strukturiert und übersichtlich.
Das Gemälde wurde für den Kunstverleger Oskar Kramer hergestellt, der davon fotografische Gesamt- und Detailaufnahmen unterschiedlicher Größe anfertigte, die als Weltausstellungssouvenirs dienten. Diese Funktion als fotografische Vorlage erklärt, wieso das Bild zur leichteren fotografischen Reproduzierbarkeit in Brauntönen angefertigt wurde. Die Zeitungen berichten, dass die Fotografien schon in den ersten Tagen raschen Absatz fanden. Außerdem wird berichtet, Langl habe in seiner Vogelschau eine bisher nicht angewandte Methode befolgt und die Bildfläche zylindrisch angenommen, wodurch die sonst besonders im Vordergrund übliche Verzerrung verhindert werden konnte. Das Gemälde war in der österreichischen Abteilung der Weltausstellung nahe der Rotunde neben Aquarellen Rudolf Alts ausgestellt.
Quelle
Literatur
- Deutsche Zeitung, 14. Mai 1873 (Weltausstellungs-Zeitung), S. 4
- Wolfgang Kos / Ralph Gleis [Hg.]: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung (Ausstellungskatalog Wien Museum), Wien 2014, S. 357 (Kat.Nr. 5.0).
- Elke Doppler: Weltausstellung zelebrieren und vermarkten. In: Sándor Békési / Elke Doppler [Hg.]: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Katalog zur 414. Sonderausstellung des Wien Museums). Wien: Metro-Verlag 2017, S. 100f.