Panorama von Wien aufgenommen von der Karlskirche, Rudolf von Alt (1841/42)
Knapp 20 Jahre vor deren radikaler Umgestaltung durch die Erbauung der Ringstraße und knapp zehn Jahre vor der Eingemeindung der umliegenden Vorstädte setzt Rudolf Alt (1812–1905) der Stadt Wien hier ein künstlerisches Denkmal. Alt inszeniert die von massiven Befestigungen umgebene und begrenzte Stadt als im Zentrum thronenden Solitär, dem sich die umliegenden Vorstädte, vom breiten Grüngürtel des Glacis 'auf Distanz gehalten', höchstens als Kulisse 'nähern' dürfen. Der Künstler arbeitet mit kompositorischer Verdichtung (innere Stadt) und Dehnung (Glacis) und schafft ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Stadtimages durch Bilder bestätigt und geprägt werden. Das Blatt wurde als Eröffnungspanorama einer um 1850 bei Artaria erschienenen Ansichtenserie Souvenir de Vienna konzipiert. Aufgrund technischer Schwierigkeiten musste es in Paris gedruckt werden, was die französische Betitelung erklärt. Ausgangspunkt der Ansicht ist die Karlskirche – ein Blick, den Alt im Jahr 1842 auch in einem heute verlorenen Ölbild wiedergab.
Quelle
Literatur
- Ingo Nebehay, Robert Wagner: Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten, Bd. 1, Graz 1981 S. 161-163.
- Andreas Nierhaus (Hg.): Der Ring. Pionierjahre einer Prachtstraße (Ausstellungskatalog Wien Museum), St. Pölten 2015, S. 86f.
- Elke Doppler: Befestigte Stadt am Vorabend der Moderne. In: Sándor Békési / Elke Doppler (Hg.): Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Katalog zur 414. Sonderausstellung des Wien Museums). Wien: Metro-Verlag 2017, S. 48f.