Paul Celan

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Celan, Paul
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Antschel, Paul
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  38108
GNDGemeindsame Normdatei 118519859
Wikidata Q153905
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. November 1920
GeburtsortOrt der Geburt Czernowitz
SterbedatumSterbedatum 20. April 1970
SterbeortSterbeort Paris
BerufBeruf Schriftsteller, Lyriker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  12. Mai 1970
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Paris; Thiais
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Georg-Büchner-Preis (Verleihung: 1960)
  • Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (Verleihung: 1956)
  • Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen (Verleihung: 1958)


Paul Celan, * 23. November 1920 Czernowitz, † vermutlich 20. April 1970 Paris, Schriftsteller, Lyriker.

Biografie

Paul Celan, eigentlich Antschel, wuchs deutschsprachig im damals rumänischen Czernowitz in einer jüdischen Familie auf. 1938/1939 studierte Celan in Tours Medizin, kehrte aber bald in seine Heimat zurück und begann dort ein Romanistikstudium. Nach der deutschen Besetzung der Bukowina 1941 zwang man die jüdische Bevölkerung, in das neu errichtete Czernowitzer Ghetto zu übersiedeln. Von dort wurden Celans Eltern 1942 in ein Lager in Transnistrien deportiert, wo beide noch im gleichen Jahr starben. Paul Celan selbst musste zwischen 1942 und 1944 Zwangsarbeit im Straßenbau in Tabăresti verrichten und kehrte nach der Befreiung von Czernowitz 1944 in seine Geburtsstadt zurück.

1945 ging er nach Bukarest, von wo er Ende 1947 vor den Kommunisten nach Wien floh. Zunächst kam Celan einige Tage in dem als Transitlager genutzten Rothschild-Spital unter; am 29. Dezember 1947 zog er in die Pension Pohl im 1. Wiener Gemeindebezirk, wo er bis zu seiner Abreise nach Paris im Juli 1948 wohnte.

In Wien kam Celan unter anderem durch ein Empfehlungsschreiben seines Freundes, den bukowinischen Autor Alfred Margul-Sperber, mit Otto Basil, dem Herausgeber der literarisch innovativen Literaturzeitschrift "Plan", in Kontakt. In der letzten Ausgabe der Zeitschrift erschienen 1948 als erste deutschsprachige Veröffentlichungen 17 Gedichte von Paul Celan.

Prägender für Celans Wiener Zeit war jedoch die Begegnung mit dem surrealistischen Maler Edgar Jené, mit dem er 1948 den Essay "Edgar Jené. Der Traum vom Traume" mit 30 Zeichnungen des Künstlers im Wiener Agathon-Verlag veröffentlichte. Gemeinsam mit Jené und dem österreichischen Künstler Arnulf Neuwirth organisierte er überdies die "I. surrealistische Ausstellung in Wien", die im März 1948 in der Galerie Agathon eröffnet wurde. Mit zwei Lithografien war der saarländische Künstlerfreund auch an der ersten, ebenfalls in Wien erschienenen Ausgabe von Celans Lyrikband "Sand aus den Urnen" beteiligt, der auch sein wohl berühmtestes Gedicht "Todesfuge" enthält. Wegen zahlreicher Satzfehler veranlasste Celan den Wiener Kunsthistoriker und Schriftsteller Klaus Demus – den er durch Ingeborg Bachmann kennengelernt, mit dem er sich aber erst nach seinem Wienaufenthalt enger befreundet hatte – die Auflage einstampfen zu lassen.

Auf Bachmann, mit der Paul Celan bald eine Liebesbeziehung verband, traf er im Kreis junger Schriftstellerinnen und Schriftsteller um Hans Weigel. Hier kam er auch mit Milo Dor und Reinhard Federmann in Kontakt, die zum einen Charakterzüge Celans in ihrem gemeinsamen Roman "Internationale Zone" in die Figur des Petre Margul einfließen ließen. Zum anderen waren sie gemeinsam mit Ingeborg Bachmann auch dafür verantwortlich, dass Celan 1952 zu einer Tagung der Gruppe 47 eingeladen wurde – ein Auftritt, der für den Lyriker prägend werden sollte, da seine Poesie und insbesondere seine später für die lyrische Auseinandersetzung mit dem Holocaust wegweisende "Todesfuge" von der Gruppe hauptsächlich abgelehnt und zum Teil sogar verhöhnt wurden. Die Anwesenheit von Willy A. Koch, Cheflektor der Deutschen Verlags-Anstalt, führte aber dazu, dass Celan im Herbst 1952 den Band "Mohn und Gedächtnis" veröffentlichen konnte, der die Mehrheit der Gedichte aus dem makulierten Buch "Sand aus den Urnen" enthält.

Im Dezember 1952 heiratete Paul Celan in Paris die Grafikerin Gisèle de Lestrange, die 1955 den gemeinsamen Sohn Claude François Eric zur Welt brachte. Im gleichen Jahr erhielt Celan die französische Staatsbürgerschaft. 1955 erschien sein dritter Gedichtband "Von Schwelle zu Schwelle". Daneben arbeitete er als Übersetzer im "Bureau International du Travail", später auch als Deutschlektor an der Ecole Normale Supérieure. Neben weiteren Gedichtbänden ("Die Niemandsrose, 1963; "Atemwende", 1967; "Fadensonnen", 1968) war Celan auch als literarischer Übersetzer tätig (u. a. Paul Valéry: "Die junge Parze", 1967; William Shakespeare: "Einundzwanzig Sonette", 1967) und gab 1966 "Dichtungen, Schriften I" von Henri Michaux heraus.

1956 erhielt Celan mit dem Literaturpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie seine erste Auszeichnung. 1958 folgte der Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen sowie 1960 der renommierte Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Vermutlich am 20. April 1970 beging Paul Celan in Paris Suizid.

Quellen

Werke (Auswahl)

  • Paul Celan: Edgar Jené. Der Traum vom Traume. Mit 30 Abbildungen und einer Vorbemerkung von Otto Basil. Wien: Agathon 1948
  • Paul Celan: Mohn und Gedächtnis. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1952
  • Paul Celan: Von Schwelle zu Schwelle. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1955
  • Paul Celan: Sprachgitter. Frankfurt am Main: S. Fischer 1959
  • Paul Celan: Die Niemandsrose. Frankfurt am Main: Fischer 1963
  • Paul Celan: Atemwende. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1967
  • Paul Celan: Fadensonnen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1968
  • Paul Celan: Lichtzwang. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970
  • Paul Celan: Schneepart. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1971
  • Paul Celan: Zeitgehöft. Späte Gedichte aus dem Nachlaß. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1976
  • Paul Celan: Gesammelte Werke in fünf Bänden. Hg. von Beda Allemann. Frankfurt am Main Suhrkamp 1983
  • Paul Celan: Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Besorgt von der Bonner Arbeitsstelle für die Celan-Ausgabe Beda Allemann u. a. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990 ff.
  • Paul Celan: "Mikrolithen sinds, Steinchen". Die Prosa aus dem Nachlaß. Kritische Ausgabe. Hg. und kommentiert von Barbara Wiedemann und Bertrand Badiou. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005
  • Herzzeit. Ingeborg Bachmann – Paul Celan. Der Briefwechsel. Hg. und kommentiert von Bertrand Badiou, Hans Höller, Andrea Stoll und Barbara Wiedemann. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008
  • Paul Celan – Klaus und Nani Demus. Briefwechsel. Hg. und kommentiert von Joachim Seng. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009
  • Paul Celan: Die Gedichte. Neue kommentierte Gesamtausgabe. Mit den zugehörigen Radierungen von Gisèle Celan-Lestrange. Hg. und kommentiert von Barbara Wiedemann. Berlin: Suhrkamp 2018

Literatur

  • Peter Goßens / Marcus G. Patka [Hg.]: "Displaced". Paul Celan in Wien, 1947–1948. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001 (zur Ausstellung im Jüdischen Museum)
  • John Felstiner: Paul Celan. Eine Biographie. Deutsch von Holger Fliessbach. München: C. H. Beck 2000
  • Wolfgang Emmerich: Paul Celan. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999
  • Jerry Glenn: Paul Celan in Wien. In: Die Pestsäule. In memoriam Reinhard Federmann. Hg. von Milo Dor. Wien: Löcker & Wögenstein 1977, S. 100–108

Weblinks