Paul Schick
Paul Schick, * 29. März 1904 Wien, † 1. April 1975 Wien, Jurist und Bibliothekar.
Biografie
Paul Schick studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach der Promotion 1926 arbeitete er von 1927 bis Anfang 1934 als Rechtspraktikant bzw. Rechtsanwaltsanwärter in Wien und Salzburg. In den Jahren 1934/35 praktizierte er selbst als Rechtsanwalt, engagierte sich aber vor allem für die revolutionären Sozialisten, denen er seine Kanzleiräume als Sitzungslokal zur Verfügung stellte. Im Jänner 1935 für seine sozialistischen Aktivitäten festgenommen, war er bis Ende März 1936 zuerst in Polizeihaft und dann als Mitangeklagter im großen Sozialistenprozess 1936 in gerichtlicher Untersuchungshaft. Die Ausübung seines Berufes blieb ihm bis März 1938 untersagt. Kaum hatte er wieder angefangen als Anwalt zu arbeiten, musste er mit der Einführung des "Reichsbürgergesetzes" im Mai desselben Jahres seine Kanzlei aufgrund seiner jüdischen Abstammung erneut schließen. Noch 1938 emigrierte er nach Frankreich und von dort aus 1941 in die USA.
Mitte 1946 kehrte Paul Schick nach Wien zurück und bemühte sich um Aufnahme in die Rechtsanwaltskammer. Allerdings war er nicht mehr als Jurist tätig, sondern trat – über Vermittlung Viktor Matejkas – als Bibliothekar in den Dienst der Stadt Wien ein. 1955 wurde er Bibliotheksrat und 1964 Oberbibliotheksrat der Wiener Stadtbibliothek, der heutigen Wienbibliothek im Rathaus. Dort bearbeitete er – ab 1959 in enger Kooperation mit seiner Frau Sophie Schick – vor allem den Teilnachlass Karl Kraus, das so genannte "Karl Kraus-Archiv", dessen Bestandteile nach 1945 im Abstand von über fünf Jahrzehnten wieder an die Wienbibliothek im Rathaus zurückkamen. Schick, der schon in seiner Jugend in Wien die "Fackel" las und Vorlesungen von Kraus besuchte, engagierte sich zentral für die Rückkehr des Nachlasses, die frühe Kraus-Forschung sowie eine Kraus-Renaissance in Österreich. Es ist sein Verdienst, dass der verstreute Exil-Nachlass von Kraus nach Wien zurückkam.
Paul Schick ist Autor der im Rowohlt-Verlag erschienenen Biografie "Karl Kraus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten", die in den Jahren 1965 bis 1985 mehrmals aufgelegt wurde. Gemeinsam mit dem Dichter Michael Guttenbrunner gab er von 1964 bis 1966 die Zeitschrift "Der Alleingang" heraus, die geistig in der Nachfolge von Kraus' "Die Fackel" stand.
Quellen
Literatur
- Marcel Atze: Das Türschild zu einer 'Außenstelle' des Karl Kraus-Archivs in der Johannesgasse 16. In: Geist versus Zeitgeist: Karl Kraus in der Ersten Republik. Hg. von Katharina Prager. Wien: Metroverlag 2018, S. 221–223
- Katharina Prager: "Gerade diese scheinbar unwichtigen Zettel erwiesen sich als besonders aufschlußreich." Archiv und Forschung zu Karl Kraus. In: Geist versus Zeitgeist: Karl Kraus in der Ersten Republik. Hg. von Katharina Prager. Wien: Metroverlag 2018, S. 226–246
- Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich: Paul Schick
Paul Schick im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.