Peter Schieder
Peter Schieder, * 20. August 1941 Wien, † 11. Oktober 2013 Wien, Filmkritiker, Redakteur, Politiker.
Biographie
Peter Schieder wurde als Sohn des Prokuristen einer Baufirma in Wien geboren. Er besuchte die Volks- und die Mittelschule in seiner Heimatstadt und studierte nach der Matura einige Semester Rechtswissenschaft. Schon von Jugend an politisch interessiert, arbeitete er gleichzeitig als Journalist und wirkte von 1962 bis 1964 als Chefredakteur der Zeitschrift "trotzdem" der Sozialistischen Jugend. Von 1964 bis 1972 fungierte er als Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreichs und engagierte sich gleichzeitig auch in der internationalen Jugendpolitik. So war er Funktionär der Sozialistischen Jugendinternationalen (IUSY) und bekleidete zwischen 1969 und 1971 die Funktion des Präsidenten der Weltjugendversammlung ("World Assembly of Youth"), der internationalen Dachorganisation aller Bundesjugendringe.
Als Achtundzwanzigjähriger wurde er 1970 als damals jüngster Abgeordneter in den Nationalrat entsandt, in dem er sich vor allem in der damals besonders aktuellen Frage der Verkürzung der Wehrdienstzeit von neun auf sechs Monate und auf dem Gebiet der Strafrechtsreform engagierte.
Im Jahre 1973 wechselte Schieder von der Bundes- in die Wiener Kommunalpolitik und wurde zum Stadtrat der Verwaltungsgruppe Umwelt und öffentliche Einrichtungen gewählt. Im Zuge der Umgestaltung des Stadtsenates übernahm er im September 1976 die politische Verantwortung für die Geschäftsgruppe Inneres und Bürgerservice, die er auch noch in der nächsten Wahlperiode innehatte. Anschließend war Peter Schieder von Februar 1979 bis September 1984 als Stadtrat für die Verwaltungsgruppe Umwelt und Bürgerdienst zuständig.
In seine Amtsperiode als Wiener Stadtrat fallen der Aufbau der Umweltabteilung der Stadt Wien, ein großes Bäderbauprogramm, eine Baumpflanzungsaktion unter dem Motto "Ganz Wien trägt Grün", in deren Rahmen etwa eine halbe Million Bäume neu gesetzt wurden, die Gestaltung der Donauinsel als Freizeitgebiet, der Aufbau des Bürgerservices und die Novellierung der Wiener Stadtverfassung.
Im September 1984 kehrte Peter Schieder als Abgeordneter der SPÖ für den Wahlkreis Wien wieder in den Nationalrat zurück und übernahm bis August 1988 die Funktion eines Zentralsekretärs der Partei. Im Nationalrat war er stellvertretender Klubobmann sowie außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er gehörte dem Nationalrat bis 2006 an.
Als profilierter Außenpolitiker wurde Schieder 1994 Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrates und Vorsitzender der österreichischen Delegation zur parlamentarischen Versammlung des Europarates. Von 1995 bis 2002 war er Vorsitzender dessen Sozialdemokratischer Fraktion und von 2002 bis 2005 Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Ferner gehörte er der Kontaktgruppe des österreichischen Parlamentes zum EG-Parlament an. Besonderes Gewicht legte der Politiker auf Kontakte zu den nach 1989 neu entstandenen Demokratien, vor allem zu den Nachbarländern Tschechoslowakei und Ungarn.
Daneben war Peter Schieder von 1974 bis 2001 Mitglied des Kuratoriums des ORF und von 1983 bis 2001 Vorsitzender des ORF-Ausschusses für Finanzen und Technik.
Er erhielt zahlreiche Ehrungen; unter anderem wurde er 2012 zum Bürger der Stadt Wien ernannt. Im Mai 2014 wurde an der neu errichteten Volkhochschule Penzing eine Gedenktafel für Peter Schieder enthüllt
Literatur
- Who is Who in Österreich. Supplementwerk 2009. 23. Ausgabe. Zug: Who is Who Verlag 2009
- Österreichische Parlamentsdirektion: Biographisches Handbuch der Österreichischen Parlamentarier 1918-1998. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1998
- Ehemaliger SPÖ-Politiker Peter Schieder gestorben. In: Der Standard online, 11.10.2013
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Schieder, Peter [Sign.: TP-047780]
- Rathauskorrespondenz, 16.08.2011
- Rathauskorrespondenz, 31.10.2012
- Rathauskorrespondenz, 11.10.2013