Peter Waterhouse

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Waterhouse, Peter
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  39947
GNDGemeindsame Normdatei 11891121X
Wikidata Q85034
GeburtsdatumDatum der Geburt 24. März 1956
GeburtsortOrt der Geburt Berlin
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Schriftsteller, Übersetzer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 25.07.2024 durch WIEN1.lanm09was


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • manuskripte-Preis (Verleihung: 1989)
  • Nicolas-Born-Preis für Lyrik der Hubert-Burda-Stiftung (Verleihung: 1990)
  • Preis der Stadt Münster für Europäische Poesie (Verleihung: 1993)
  • Christine Lavant-Lyrikpreis (Verleihung: 1994)
  • Österreichischer Förderpreis für Literatur (Verleihung: 1995)
  • Heimito von Doderer-Literaturpreis (Verleihung: 1997)
  • Adolf-Mejstrik-Ehrengabe für Lyrik der Deutschen Schillerstiftung (Verleihung: 2000)
  • Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzung (Verleihung: 2002)
  • H. C. Artmann-Preis (Verleihung: 2004)
  • Erich-Fried-Preis (Verleihung: 2007)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 2008)
  • Ernst-Jandl-Preis (Verleihung: 2011)
  • Nicolas-Born-Preis (Verleihung: 2011)
  • Großer Österreichischer Staatspreis (Verleihung: 2012)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 17. Mai 2022, Übernahme: 13. Juni 2024)


Peter Waterhouse, * 24. März 1956 Berlin, Schriftsteller, Übersetzer.

Biografie

Der in Wien lebende Peter Waterhouse wuchs als Kind einer Österreicherin und eines Briten zweisprachig auf. Sein Vater war Geheimdienstoffizier, mit dessen berufsbedingten Versetzungen auch die Wohnorte der Familie wechselten. Waterhouse besuchte englischsprachige Volksschulen und deutschsprachige Gymnasien und machte sein Abitur 1975 am Gymnasium im niedersächsischen Winsen (Luhe). Danach studierte er Germanistik, Anglistik und Philosophie in Wien und Los Angeles und promovierte 1985 mit einer Dissertation über Paul Celan. Waterhouse schreibt Lyrik, Erzählprosa, Essays sowie Theaterstücke und ist als Literaturvermittler und Übersetzer tätig. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter der Große Österreichische Staatspreis 2012.

Waterhouse’ erste nachgewiesene Publikation ist der Text “Georg Linksschmied” in der Zeitschrift “Das Kölner Heft” aus dem Jahr 1982. Als sein Entdecker gilt aber Alfred Kolleritsch, dessen Zeitschrift “manuskripte” das wichtigste Publikationsorgan für das frühe Werk von Waterhouse war. Die “Edition manuskripte” brachte 1984 dann auch sein Buchdebüt, die Gedichtsammlung “MENZ”, heraus. Im Jahr darauf erschien der Prosaband “Besitzlosigkeit Verzögerung Schweigen Anarchie”, dessen Aufbau den humorvollen, reflexiven Erzählzugang verdeutlicht: Den 12 Kapiteln sind ein “Personenverzeichnis, alphabetisch geordnet, nicht vollständig” sowie ein “Lexikon der zu erwartenden Dinge” vorgeschaltet. 1985 konnte Waterhouse außerdem seinen ersten Erfolg vor Publikum verbuchen, als er beim Lyrikertreffen in Münster aus seinem Gedichtband “passim” (erschienen 1986) vortrug.

In seinen ersten Gedichtbänden und besonders in der Publikation “Das Klarfeld Gedicht” (1987) gab Waterhouse der langen lyrischen Form den Vorzug. Auch seine Prosawerke ähneln in ihrem experimentellen Sprachduktus großen Gedichten, was schon in der Gattungsbezeichnung “GEDICHT. Roman” des autobiographischen Buchs “SPRACHE TOD NACHT AUSSEN” (1989) zum Ausdruck kommt. Einer völlig anderen Ästhetik begegnet man in dem Band “E71” (1997) und dessen von Leerstellen und Sprachlosigkeit geprägten experimentellen Kurztexten, die aus einer Recherchereise durch das kriegsversehrte Gebiet Ex-Jugoslawiens hervorgegangen sind. Neben Lyrik und Prosa verfasste Waterhouse vier Theaterstücke, die von 1989 bis 1997 auf verschiedenen deutschsprachigen Bühnen zu sehen waren. Eine Besonderheit hinsichtlich der Raumgestaltung stellt dabei das Stück “Verloren ohne Rettung” dar, bei deren Wiener Inszenierung am 27. Juni 1992 das Publikum zu verschiedenen städtischen Orten – einer Brücke, Fabriken, wichtigen Gebäuden und Plätzen – zu wandern hatte.

Sein bisheriges Hauptwerk legte Waterhouse im Jahr 2006 mit dem Buch “(Krieg und Welt)” vor. Wendelin Schmidt-Dengler, der Waterhouse’ literaturgeschichtliches und literaturtheoretisches Wissen genauso hervorhebt wie dessen Rolle als übersetzender Literaturvermittler, würdigt dieses autobiographische Prosawerk als singuläres Ereignis, was “den Umgang mit Biographischem, was den Umgang mit Geschichte, ja mit der Sprache anlangt” (Schmidt-Dengler 2008, S. 316).

Parallel zur eigenen literarischen Produktion entstand eine Vielzahl an Übersetzungen aus dem Italienischen und dem Englischen. Waterhouse übersetzte Lyrik von Andrea Zanzotto und Biagio Marin sowie die Journale des Lyrikers Gerard Manley Hopkins oder das dichterische Werk Michael Hamburgers. In seinen poetologischen Essays streicht Waterhouse die gegenseitige Beeinflussung seiner Arbeit an fremden und eigenen Texten heraus, wie das Übersetzen im metaphorischen Sinn überhaupt ein zentrales Verfahren des Waterhouse’schen Schreibens darstellt. Seine Texte, welcher Gattung sie auch immer angehören, sind oft geprägt von einem ständigen Hinterfragen, Abwägen und Umformulieren, wodurch Denk- und Überdenkprozesse sichtbar werden. Das Gedicht “Schweigen, Zärtlichkeit, Augenblick” aus der Sammlung “passim” beginnt dementsprechend mit dem Satz “Wie ich mich geirrt habe, darüber muß ich sehr nachdenken”, um dann nach siebeneinhalb Versen zum Schluss zu kommen: “Ich muß neu beginnen.” (Waterhouse: passim 1986, S. 102)

Waterhouse pflegt eine reizvolle Mischung aus experimentellen, reflexiven Verfahren, bei denen das Sprachmaterial als solches herausgearbeitet wird, und wirklichkeitsabbildender Sprachverwendung von hoher Anschaulichkeit. Seine Texte sind anspielungsreich und nicht zuletzt ironisch-humorvoll in ihren neuartigen Sprachbildern.

Waterhouse ist Mitbegründer der Wolfenbütteler Übersetzergespräche und Mitglied der Interessensgemeinschaft Österreichischer Autorinnen und Autoren. An seiner Alma Mater, der Universität Wien, leitete Waterhouse bis 2015 Lehrveranstaltungen am Institut für Germanistik zu Themen, die ihn bei seiner schriftstellerischen Arbeit beschäftigen.


Werke (Auswahl)

  • Peter Waterhouse: Auf dem Weg zum “Kunst-Freien”. Anmerkungen zur Utopie in der Lyrik Paul Celans. Universität Wien, Diss., 1984
  • Peter Waterhouse: MENZ. Gedichte. Graz: Droschl 1984 (= manuskripte Edition)
  • Peter Waterhouse: Besitzlosigkeit Verzögerung Schweigen Anarchie. Graz: Droschl 1985
  • Peter Waterhouse: passim. Gedichte. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1986
  • Peter Waterhouse: Das Klarfeld Gedicht. Berlin: Berliner Künstlerprogramm des DAAD 1988 (= LCB-Editionen, Bd. 97)
  • Peter Waterhouse: SPRACHE TOD NACHT AUSSEN. GEDICHT. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1989
  • Peter Waterhouse: Kieselsteinplan für die unsichtbare Universität. Zeichnungen von Johanes Zechner. Berlin: Edition Galrev 1990
  • Peter Waterhouse: Blumen. Übersetzt von Yukio Akehi und Atsushi Hirano. Anmerkungen von Mamoru Ito. Wien / Bozen: folio 1993 (= Tokyo Edition)
  • Peter Waterhouse: Verloren ohne Rettung. Salzburg / Wien: Residenz 1993
  • Peter Waterhouse: E71. Mitschrift aus Bihać und Krajina. Salzburg / Wien: Residenz 1996
  • Peter Waterhouse: Die Geheimnislosigkeit. Ein Spazier- und Lesebuch. Salzburg / Wien: Residenz 1996
  • Peter Waterhouse: Im Genesis-Gelände. Versuch über einige Gedichte von Paul Celan und Andrea Zanzotto. Basel / Wien [u. a.]: Engeler 1998
  • Peter Waterhouse: Prosperos Land. Salzburg / Wien: Jung und Jung 2001
  • Peter Waterhouse: Von herbstlicher Stille umgeben wird ein Stück gespielt. Weil am Rhein / Wien [u. a.]: Engeler 2003
  • Peter Waterhouse: Die Nicht-Anschauung. Versuche über die Dichtung von Michael Hamburger. Mit 1 Audio-CD. Wien / Bozen: Folio 2005
  • Peter Waterhouse: (Krieg und Welt). Salzburg / Wien: Jung und Jung 2006
  • Peter Waterhouse: Der Honigverkäufer im Palastgarten und das Auditorium Maximum. Erzählung. Salzburg / Wien: Jung und Jung 2010
  • Peter Waterhouse: Die Auswandernden. Zeichnungen von Nanne Meyer. Fürth: starfruit publications 2016
  • Peter Waterhouse: Equus. Wie Kleist nicht heißt. Berlin: Matthes & Seitz 2018

Literatur

  • Christine Ivanovic [Hg.]: Darstellung als Umweg. Essays und Materialien zu (Krieg und Welt) von Peter Waterhouse. Wien: LIT 2020 (= Poetiks, Bd. 1)
  • Wendelin Schmidt-Dengler: Peter Waterhouse: (Krieg und Welt) (2006). In: Ders.: Bruchlinien II. Vorlesungen zur österreichischen Literatur 1990 bis 2008. Hg. von Johann Sonnleitner. St. Pölten / Salzburg / Wien: Residenz Verlag 2012, S. 314–316
  • Peter Waterhouse. Text+Kritik, Heft 137, Januar 1998
  • Hermann Korte: “Mit keinem Wort ein Wissen”. Die kurzen Gedichte von Peter Waterhouse. In: Peter Waterhouse. Text+Kritik, Heft 137, Januar 1998, S. 41–52
  • Luigi Reitani: Durchlässige Textlandschaften. Zu einer poetischen Konstante im Werk von Peter Waterhouse. In: Peter Waterhouse. Text+Kritik, Heft 137, Januar 1998, S. 68–76

Weblinks