1., Graben 21 (Konskriptionsnummer 572) bildet eine Ecke mit Tuchlauben Nummer 2.
Das jetztige Gebäude steht auf dem Baugrund von fünf kleineren Häusern (Konskriptionsnummern Stadt 565, 566, 567, 568, 572).
Vorgängerbauten
Ehemals stand hier der stattliche Hof Paltrams vor dem Freithofe, dessen Rückseite an den Freithof (Friedhof) von St. Peter grenzte. Der erste Vertreter dieser durch großen Reichtum und Einfluss ausgezeichneten Familie wird bereits 1208 erwähnt: Paltram vom Freithof. Paltrams Hof in Wien verlieh Rudolf von Habsburg dem nicht mehr bestehenden Bistum Chiemsee, dessen Beziehung zu Wien damals schon mehr als zwei Jahrhunderte zurückreichten.
Wie lange sich das Bistum Chiemsee des Hausbesitzes auf Wiener Boden erfreute, ist nicht bekannt. Im Laufe der Zeit entstanden auf dem Grund die vorgenannten fünf selbständigen Objekte, deren größtes unter die Konskriptionsnummer Stadt 568 fällt und ursprünglich auch Stadt 572 umfasste.
Haus Stadt 568 (des Schrotten Haus; zum Hund im Korb/zum schwarzen Hund)
Erstmals werden Eigentümer des Hauses im Jahr 1377 genannt. Nachdem es im Jahr 1444 nach mehrmaligem Besitzerwechsel Mert Schrott zukam, wurde es im Volksmund als "Schrotten – Haus" bezeichnet. Dieser hinterließ es seiner Tochter Barbara, der Frau des Andre Feder, an die das Grabmal an der Nordwand der Herzogenkapelle des Stephansdomes erinnert. Dies ist deshalb besonders interessant, weil es in einen stilistischen Zusammenhang mit dem Friedrichsgrab gebracht wird, das um die gleiche Zeit entstand.
Nachdem das Haus aufgrund mehrerer Vererbungen vielfach aufgesplittert und zerteilt worden war, blieben schlussendlich zwei Haushälften übrig, aus denen zwei selbstständige Objekte Stadt 568 und Stadt 572 wurden.
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde das Haus Stadt 568 am 3. Oktober 1826 der Ersten österreichischen Sparkasse in Wien verkauft.
Die Legende des Hauses Stadt 568: "Zum Hund im Korb"
An das Haus Stadt 568 knüpft sich eine Legende (zum Hund im Korb), die eines geschichtlichen Kernes nicht entbehrt. Als Friedrich III. 1462 von den Wiener Bürgern in der Hofburg belagert wurde und es ihm bereits an Lebensmitteln mangelte, brachte ihm der Schneider Kronberger unter Lebensgefahr Proviant, indem er sich nachts in einem mit Geflügel gefüllten Korb in die Burg hinaufziehen ließ. Als er sich entdeckt glaubte, täuschte er die Wachen, indem er wie ein Hund bellte. Nach der Niederschlagung des Aufstands schenkte der Kaiser dem Kronberger das Haus am Graben.
Haus Stadt 565 ("Zum goldenen Hirschen")
Bereits im Jahr 1453 stand an der Gewer dieses später zum "goldenen Hirschen" beschilderten Hauses der Gürtler Ulrich Pernauer. Haus Stadt 568 wurde 1856 ebenfalls von der Ersten österreichischen Sparkasse in Wien angekauft.
Haus Stadt 566
1453 wurde erstmals der Besitzer an der Gewer des Hauses genannt. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte 1853 auch dieses Gebäude in den Besitz der Direktion der Ersten österreichischen Sparkasse in Wien.
Haus Stadt 567 (Durchgang Sparkassegebäude)
Erstmals mittels Vererbung in der Mitte des 15. Jahrhunderts erwähnt. Am 7. August 1827 wurde das Haus (bei einer Versteigerung) um 24.300 Gulden von der Direktion der Ersten österreichischen Sparkasse in Wien erworben.
Haus Stadt 572
Der vom Haus Stadt 568 abgespaltene Teil bildete den Grundstock des späteren Hauses Stadt 572. Nach mehrfachem Besitzerwechsel und Hausteilungen gelangte auch dieses Gebäude per Kaufkontrakt am 11. Oktober 1824 in den Besitz der Ersten österreichischen Sparkasse in Wien. In diesem Haus befand sich außerdem bis zu seinem Abbruch im Jahr 1834 die bekannte Kunst- und Musikalienhandlung Tobias Haslinger, vormals S.(igmund) A.(nton) Steiner & Co.
1834 kam die ganze Häusergruppe 565 bis 568 und Stadt 572 zum Abbruch und an ihrer Stelle wurde in den Jahren 1835 das große Sparkassengebäude erbaut.
Der Neubau: Das Sparkassengebäude
Die Erste österreichische Sparkasse ging aus den bescheidensten Verhältnissen hervor und wuchs in kurzer Zeit zu machtvoller Größe empor. Graf Saurau und der Pfarrer von St. Leopold, Johann Baptist Weber, gründeten 1819 nach englischem Muster die älteste der österreichischen Sparkassen mit einem Stammkapital von etwas über 9.000 Gulden, das im Weg der Subskription aufgebracht worden war.
Am 4. Oktober 1819, dem Geburtstag des Kaisers Franz, eröffnete die Sparkasse in einem kleinen Raum des Pfarrhauses zu St. Leopold ihre Tätigkeit durch Entgegennahme der ersten Spareinlagen, deren Stand sich bis Jahresschluss am 31. Dezember 1819 auf 19.812 Gulden 32 Kreuzer Conventionsmünzen stellte. Die kleinen Räume im Pfarrhaus erwiesen sich bald als zu eng, weshalb die Sparkasse 1821 in das deutsche Haus in die Singerstraße übersiedelte. Als auch diese Räume zur Entfaltung ihrer Tätigkeit nicht mehr hinreichten, schuf sie sich 1825 ihr eigenes Heim auf dem Graben. Siehe: Erste österreichische Spar-Casse.
Im selben Jahr wurde das erste private Sozialversicherungsinstitut Mitteleuropas begründet (das bis 1886 als "Allgemeine Versorgungsanstalt für die Unterthanen des Österreichischen Kaiserstaates" geführt wurde). Nach Ankauf der Nachbarhäuser (bis 1827) und deren Abtragung wurde 1835-1838 nach Plänen von Alois Pichl die heutige Hauptanstalt erbaut.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Haus Stadt 568:
- Greisler Andre Schimano (1606)
- Materialwarengeschäft "Zum schwarzen Hund" (Josef Fröschl 1714; Brüder Gustav und Carl Voigt 1806)
- Drogerie "Zum schwarzen Hund" (1862)
- Erste österreichische Spar-Casse
Haus Stadt 572:
- Kunst- und Musikalienhandlung Tobias Haslinger, vormals S.(igmund) A.(nton) Steiner & Co. (1834)
Graben 21:
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 107-117