Singspielhalle, eine Mischung von Theater, Volkssängerproduktion und Varieté. Beispiele:
1) Die erste Singspielhalle wurde am 11. April 1860 von A. Varry in Ungers Casino (17) eröffnet.
2) Drexlers Singspielhalle (2., Prater 154) wurde 1879 von Karl Drexler gegründet (im Winter spielte er in der Schleifmühlgasse im „Herkulaneum" [im Sommer eine Badeanstalt]) und nach seinem Tod (1883) von seinem gleichnamigen Sohn weitergeführt (ab 1886 unter dem Namen „Wiener Singspiel"), jedoch 1890 (aus Parzellierungsgründen im Prater) geschlossen.
3) Die Singspielhalle Burger spielte 1869 im Dritten Kaffeehaus, wo 1871 auch die Singspielhalle Lung gastierte. Im Zweiten Kaffeehaus gab 1869 die Pester Singspielhalle ein Gastspiel. Eine weitere Singspielhalle befand sich ab 1895 (unter der Leitung von Pastiggi) beim „Marokkaner" (Prater).
4) Eine Singspielhalle befand sich auch im Garten des Kaffeehauses „Zum goldenen Widder" (2., Taborstraße 36); hier debütierte am 23. Oktober 1874 Wilhelm Wiesberg.
5) Um die Jahrhundertwende bis vor 1919 bestand das Edelhofer Volksorpheum (2., Rotensterngasse 7A), in dem unter anderem kleinere jüdische und jiddisch spielende Truppen aus der Donaumonarchie auftraten. Ab 1909 hatte es eine zeitlich beschränkte Kinolizenz für temporären Kinobetrieb in Verbindung mit Darbietungen von Volkssängern, bevor 1919 als dauerhafter Kinobetrieb das Leopoldstädter Volkskino gegründet wurde.
Literatur
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 282 f. (Drexlers Singspielhalle)
- Hans Pemmer: Schriften zur Heimatkunde Wiens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg. von Hubert Kaut. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1969 (Wiener Schriften, 29), S. 157 ff., S. 164
- Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 75 ff.