Riemergasse 11
1, Riemergasse 11 (Konskriptionsnummer 812).
Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses stammt aus dem Jahr 1425, als es gleichzeitig mit dem Haus Stadt 811 (Riemergasse 9; Zum weißen Stiefel) den Besitzer wechselte. Um 1500 gehörte es Jörg Öchsel (Öchsl/Öxl) und seiner Frau Anna. Öchsel, der als Steinmetz am Bau des Stephansdomes beteiligt war, geriet in diesem Zusammenhang mit Anton Pilgram in Streit, da er den Auftrag zur Errichtung des Orgelfusses erhalten hattte und Pilgram ebenfalls mit dessen Herstellung beauftragt worden war.
Im Hofquartierbuch ist das Haus 1566 als Wirtshaus verzeichnet. Zwischen 1664 und 1795 wurde das bis dahin einstöckige Haus um zwei weitere Stockwerke erhöht. Hier lebte 1735 der bürgerliche Stukkateur Cajetan Bussy.
Das heutige Haus entstand 1909/1910 nach Plänen von August Fondi. Da man gleichzeitig die Riemergasse verbreiterte, schrumpfte die Grundfläche von 701 auf 661 Quadratmeter. Im Flur befindet sich rechts ein steinerner Tisch mit steinerner Sitznische. Diese wird von zwei hohen Säulen flankiert, die einen hockenden Faun beziehungsweise einen Pelikan (oder Marabu) tragen. Angeblich gehörte das Haus der Schauspielerin Helene Odilon, unter der es auch neu erbaut worden sein soll. Dies lässt sich jedoch nicht mehr mit Sicherheit feststellen, da die damalgen Grundbücher beim Brand des Justizpalastes im Jahr 1927 verbrannten. Fest steht aber, dass sich die von Odilon gegründete Kleinkunstbühne "Boccaccio" im Haus befand.
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude durch eine Einzugsverfügung der geheimen Staatspolizei (Gestapo), Leitstelle Prag, am 13. Mai 1942 dem Deutschen Reich (Reichsfinanzverwaltung) einverleibt und mit Bescheid der Finanzlandesdirektion vom 20. Jänner 1949 dem ehemaligen Besitzer zurückgegeben.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Wirtshaus
- Kabarret "Uhu", 1914
- "Vergnügungslokal Pan" bzw. „Kunstspiele Pan“, 1920
- "Wiener Blauer Vogel", 1923
- Deutsch-Russische Künstler-Spiele als "Moskauer Kunst-Spiele", 1923/24, als "Kunstspiele" bis 1933
- Kleinbühne "Boccaccio", 1950er Jahre
- Revue, Bar, Kaffee, Kino "Rondell", 1953 - 1993
- Jazzclub "Porgy & Bess", seit 1998
Weblinks
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 686-688