Riemergasse

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Portal des städtischen Bürgerladefondshauses (Riemergasse 1-3), errichtet im Jahr 1900 von Albert Hans Pecha
Daten zum Objekt
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48° 12' 24.83" N, 16° 22' 35.44" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Foyer des Bürgerladefondshauses, um 1900

Riemergasse (1). 1272 und um 1300 erscheint ein Teil des Straßenzugs, der später den Namen Riemergasse erhielt, als Vilzerstraz (1314 und 1329 Viltzerstrazze, 1435 und 1482 Filzerstraße), weil hier offenbar Filz hergestellt wurde. In der Umgebung der Wollzeile hatten Färber, Wollweber und Wollhändler ihren Sitz, ab 1289 lässt sich auch der Hansgraf hier nachweisen; die Färber mussten die Nähe der Wollweber und Filzer suchen, weil sie deren Wollstoffe zum Färben übernahmen. Die Umbenennung in Riemergasse wurde oftmals missdeutet. Der Umstand, dass der Straßenzug schon den Römern bekannt war und man bei Aushubarbeiten für Neubauten oftmals römische Münzen und Grabsteine entdeckte (Sammlung von Dr. Wolfgang Lazius), führte dazu, dass man zeitweise von einer Römerstraße sprach (noch auf dem Stadtplan von Augustin Hirschvogel [1547] und letztmalig 1770, obwohl sich bereits 1482 die Bezeichnung Unter den Riemern nachweisen lässt); einer Verballhornung in Riemergasse steht jedenfalls die Tatsache gegenüber, dass hier (insbesondere in der Umgebung des Jakobsklosters) nachweislich Riemer ansässig waren (ihr Zunfthaus Riemhaus befand sich allerdings am Hohen Markt). Die Riemergasse führte einst, die Schulerstraße und Wollzeile überquerend, über den Baugrund des späteren Universitätsgebäudes, vorbei an der Ausmündung der Schönlaterngasse, bis zum Alten Fleischmarkt und schließlich zum Biberturm. Durch die Niederlassung der Jesuiten am Ende der beiden Bäckerstraßen (Erbauung der Kirche und des Universitätgebäudes) wurde der gesamte Komplex umgestaltet und die Riemergasse knapp nach der Kreuzung mit der Wollzeile durch einen Querbau abgeriegelt, in dem sich 1949-1971 die Verkaufsstelle des Verlags der Österreichischen Staatsdruckerei (mit Ausstellungsräumen) befand.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Gebäude:

Quellen

Literatur

  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 376.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 72
  • Siegfried Weyr: Wien. Magie der Inneren Stadt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1968, S. 258 ff.
  • Zu Nummer 7: Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Band 96. Wien 1959-2003, S. 128 ff. (Das neue Gerichtsgebäude 1, Riemergasse 7 [1912]).