Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.72

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Plan zum Concursprojekt Nr. 72, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.34 - Concursprojekt Nr. 72
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 31. Jänner 1858
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 31. Juli 1858
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Ringstraße, Glacis
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Letzte Änderung am 11.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Wettbewerbsprojekt Nr.72.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Plan zum Concursprojekt Nr. 72, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.34 - Concursprojekt Nr. 72

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Devise: In magnis voluisse, sat-non-est.


Verfasser: unbekannt

Das Projekt Nr. 72 legte man im Ministerium des Innern am 31. Juli 1858 ab. Der unbekannte Projektant sandte wenige Tage später, am 4. August, eine zweite ergänzende Denkschrift an das Ministerium des Innern, die dem ersten Konvolut beigelegt wurde.[1] In der Sitzung der Jury am 17. November 1858 verlautbarte Berichterstatter Generalmajor Wurmb, dass das Projekt "aus der engeren Wahl ausgeschlossen"[2] wurde.


Städtebaulicher Entwurf

Von dem ursprünglichen Planumfang hat sich nur der Situationsplan erhalten, obschon zumindest auch ein Übersichtsplan und mehrere Niveaupläne abgegeben wurden. Den Übersichtsplan erwähnte der Planer im Kapitel der Eisenbahnen – er sah darin das "mächtigste Landverkehrsmittel" –, in dem er über seine die Gesamtstadt betreffenden Verkehrsplanungen Auskunft gibt. Aus der Genauigkeit, mit denen er Angaben zu Krümmungsradien und Steigungen gibt, ist man versucht in ihm einen Eisenbahningenieur oder ähnliches zu vermuten. Außerdem schlug der Teilnehmer entlang des Linienwalles eine die gesamte Stadt Wien begrenzende "Linienbahn" vor, die sowohl einen Abzweiger in die Brigittenau und zu den dortigen Bahnanlagen gehabt hätte, als auch einen entlang des Donaukanals. Bei der neuen Kaserne hätte sich dieser mit der Glacis- oder Gürtelbahn verbunden, die zu großen Teilen unterirdisch geführt worden wäre. Andererseits gab er zwei alternative Wegführungen für die Zugstrecken vom Westbahnhof zum projektierten Zentralbahnhof an. Diejenige, die als Tunnel unter der Mariahilferstraße und dann vom Getreidemarkt an als Hochbahn geführt worden wäre, zeigte er in seinem Plan an. Das Einfügen von Eisenbahnstrecken auf dem Glacis beeinflusste seinen städtebaulichen Entwurf nachhaltig, denn er versuchte die Gleiskörper mit Baulichkeiten zu kaschieren oder ganz verschwinden zu lassen. Unter der Hochbahn sollten sich Geschäfte oder Wohnungen befinden: "Diese sollen um anderthalb bis zwei Klafter vorspringen und sich etwas über die Bahn erheben, um dieselbe zu masquieren, und den Anlaß zum Scheuwerden der Pferde auf der Straße zu beseitigen." Die daraus entstandenen knappen Platzverhältnisse ergaben sehr schmale und lange Blöcke, die er ohne dieselben Zwänge auch andernorts anbrachte.
Grundsätzlich finden sich auf seinem Situationsplan zwei Planungsvarianten. Zum einen der gut ersichtliche Stadterweiterungsentwurf und zum anderen Straßenführungen und -durchbrüche, die er nur in strichlierten Linien andeutete, aber in seinen beiden Denkschriften genau ausführte.
Sein Stadterweiterungsentwurf sah einen polygonalen Straßenzug vor, den er im letzten Abschnitt auf die Kaserne ausrichtete und um sie herumführte. Abwechslung sollte die lange Prachtstraße durch unterschiedliche Plätze erhalten, die der Projektant durch Baumpflanzungen als Kreis- oder Achteckplätze plante und gegebenenfalls mit Monumenten (Viktoriasäule, Radetzky-Denkmal) versah.
Seine Monumentalbauten konzentrierte er im Bereich zwischen Kärntnerstraße und Elisabethbrücke und ordnete sie straßenbegleitend am Boulevard an. In zweiter Reihe sollte hier, ebenso wie in der Nähe des alten Schottentores, ein Bahnhof errichtet werden. Der größte Platz am Boulevard wäre ein Rundplatz ("Straßenstern") gewesen, dessen Symmetrieachse in die Heugasse, die Verbindungsstraße zum Südbahnhof, eingemündet wäre. Das Wohngebiet im Norden wurde durch den Radius der Schienenanlage und durch unregelmäßig geschnittene Wohnbauten, die unvorteilhaft disponiert waren, zu keiner Zierde des Entwurfes. Hingegen liegt dem Viertel im Süden ein strukturierendes Ordnungssystem (orthogonale Raster, die entlang einer Symmetrieachse gespiegelt wurden) zugrunde.
Im Anschluss an "Neu Wien", wohin er das Reichs-Archiv und die Bibliothek platzierte, nahm er die bestehenden Straßen auf und nutzte sie zum Grundgerüst seines Stadtviertels. Als Bautypologie für Wohngebäude schlug er eine Blockrandbebauung mit Hofanlagen vor, auch seine Monumentalgebäude waren um Höfe organisiert. An neuralgischen Stellen der Altstadt und an deren Rändern schlug der Teilnehmer einige Straßendurchbrüche und Regulierungen vor, hielt sich damit aber in Grenzen. Als Vorbilder und Referenzstädte erwähnte er kurz London und Paris, ohne aber auf konkrete Lösungen einzugehen.


Stellenwert

Obschon der Planer mit seinem Vorschlag eines umfangreichen Stadtbahnnetzes die Notwendigkeiten einer wachsenden Großstadt erkennt, bleibt er bei anderen Lösungsvorschlägen eher kleinmaßstäblich und zaghaft.[3]


Quellen


Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Fasz. 6836/M.I. 650/1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  3. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015