Rudolf Saliger
Rudolf Saliger, * 1. Februar 1873 Spachendorf bei Freudenthal, Österreichisch-Schlesien, † 31. Jänner 1958 Wien, Techniker.
Biografie
Saliger studierte an der Technischen Hochschule Wien und erhielt als einer der ersten Absolventen den Titel Diplom-Ingenieur verliehen. Ab 1897 war er in technischen Betrieben, wie etwa dem Brückenbaubüro und der Streckenbauleitung der Südbahngesellschaft tätig. Sein Karriereweg führte ihn über eine kurze Tätigkeit im oberösterreichischen Staatsbaudienst nach Deutschland zum Materialprüfamt Berlin-Dahlem. Daneben war er auch in seinem ursprünglichen Beruf als Zivilingenieur für Eisenbeton in Kassel tätig. 1907 erhielt er eine Berufung an die Technische Hochschule Braunschweig, von wo er nach Prag und Dresden. 1910 ging er als Ordentlicher Professor für Eisenbeton und Statik an die Technische Hochschule Wien, wo Saliger bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1940 wirkte. In den Jahren 1924/1925 wurde er Rektor der Technischen Hochschule Wien und im Jahr 1938 deren kommissarischer Rektor.
Von 1927 bis 1934 war er Bauberater der Gemeinde Wien, wo er als Gutachter und Konstrukteur tätig war. Viele dieser Bauwerke wurden zu Wahrzeichen der Stadt: (Dianabad, Stadion, Hochhaus [1, Herrengasse 8], Reichsbrücke, Filmstudio Rosenhügel). Zahlreiche Veröffentlichungen, auch zur Statik.
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Rudolf Saliger ab 1940 Mitglied der NSDAP. Saliger, der einer deutschnational-völkischen Grundhaltung verpflichtet war, begrüßte den "Anschluss“. In seiner Funktion als Rektor der Technischen Hochschule (bis 1940) förderte er die Diskriminierung und Vertreibung politisch anders gesinnter sowie jüdischer Lehrender und Studierender. Nach Kriegsende war er als "Minderbelasteter“ registriert, jedoch wurde seinem Nachsichtsgesuch 1948 stattgegeben.
Rudolf Saliger verstarb am 31. Jänner 1958 in Wien 13., Larochegasse 29.
1965 wurde die Saligergasse in Wien-Favoriten nach dem Techniker benannt.
Literatur
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 122–124
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 255
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
- Alfred Lechner: Saliger, Rudolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22. Berlin: Duncker & Humblot 2005, S. 371 f.
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Rudolf Saliger: 60 Jahre Ingenieur 1897-1957. Der Schrift Bibliographie. 2., ergänzte Auflage. Wien: [o.V.] 1957
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Saliger, Rudolf [Sign.: TP-044063]
Rudolf Saliger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.