Sackgasse 1
Haus Stadt 840; 1., Sackgasse 1.
Zwischen den Objekten Grünangergasse 8 und Blutgasse 1 beziehungsweise 3 befand sich eines der ältesten Häuser der Stadt Wien. Es hatte eine enge, halbmorsche Treppe und zeichnete sich durch seine alte Fensterarchitektur aus. In den Bodenkammern waren noch Spuren alter Malerei erkennbar. Der Haustradition folgend, soll hier das Gesinde des 1782 aufgehobenen Nikolaiklosters gewohnt haben. Aus dieser Zeit stammte angeblich auch die Gangglocke. Dagegen spricht allerdings, dass das Haus außerhalb des Klosters lag sowie dessen Besitzverhältnisse. Im kleinen Keller befand sich eine mit Steinen und Schutt gefüllte Nische. Hier soll ein unterirdischer Gang in die Katakomben sowie in das Franziskanerkloster geführt haben. Im zu den Katakomben führenden Gang sollen sich viele Nischen mit Heiligenfiguren befunden haben, vor denen die Bewohner der Sackgasse Kerzen anzündeten. Da das Gerücht verbreitet war, dass sich darin Gespenster aufhalten würden, soll er verschüttet worden sein. Zwar wurden tatsächlich im Mittelalter tiefe und weitreichende Keller angelegt, doch wurden diese nirgends mit den erst ab 1486 angelegten Katakomben verbunden.
Auf diesem Grundstück stand lange Zeit ein Benefiziatenhaus, das 1396 gestiftet wurde. Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts fiel es einem Brand zum Opfer und wurde verkauft. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den großen Stadtbrand von 1525. 1533 wurde hier erneut ein Gebäude errichtet. Dieses wurde 1610 als Messstiftung dem Bürgerspital überlassen, das es 1618 wieder verkaufte. Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte es den jeweiligen Besitzern des Hauses Stadt 841 (Grünangergasse 8). Am 8. April 1945 wurde es von einer Bombe getroffen und schwer beschädigt. Heute befindet sich anstelle des Hauses ein Hof.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 642 f.