Septimius Severus (Kaiserausrufung)
Nach der Ermordung von Kaiser Pertinax in Rom am 28. März 193 wurde Septimius Severus am 9. April 193 auf heute österreichischem Boden in Carnuntum von den pannonischen Legionen zum römischen Kaiser ausgerufen.
Politische Lage und Konkurrenz
Nach dem Tod von Kaiser Pertinax war die Lage im Reich verworren: In Rom wurde Didius Julianus von den Prätorianern auf den Thron gehoben. In der Provinz Syria wurde Mitte April Pescennius Niger als Kaiser ausgerufen. Von den in Britannien stationierten Truppen wurde Clodius Albinus favorisiert.
Machtergreifung
Die Geschwindigkeit von Septimius Severus‘ Vorgehen legt den Verdacht nahe, dass seine Machtübernahme bereits vor Pertinax‘ Tod geplant war. Septimius Severus nahm Rom ohne Widerstand ein. Bereits vor seiner Ankunft wurde Didius Julianus ermordet. Die alte Prätorianergarde wurde aufgelöst und durch eine ihm loyale Garde ersetzt. Dies bedeutet einen Einschnitt: Während die Prätorianer zuvor 200 Jahre lang stets ausschließlich in Italien und einigen wenigen besonders stark romanisierten Provinzen rekrutiert worden waren, stammten sie nun aus allen Regionen des Reiches, vor allem den ihm loyalen Gebieten Pannonien und Illyricum.
Clodius Albinus wurde von Septimius Severus zum Caesar, und damit zum Nachfolger designiert.
Der letzte Konkurrent, Pescennius Niger, wurde militärisch geschlagen: 193/194 gewann Septimius Severus in Thrakien und Kleinasien; im März 194 – nicht einmal ein Jahr nach seiner Ausrufung zum Kaiser – siegte er bei Issos. Pescennius Niger geriet in Gefangenschaft und wurde bald darauf getötet.
Auswirkungen auf Vindobona
Städte, die zu Pescennius Niger gehalten hatten, wie Antiochia und Byzanz, wurden hart bestraft. Die Provinz Syria wurde zweigeteilt, um eine Machtkonzentration in den Händen des Statthalters zu verhindern. Es kam auch zu einer begrenzten Christenverfolgung.
Pannonien, der Ausgangspunkt seiner Machtergreifung, florierte hingegen unter dem neuen Kaiser und dessen Dynastie: Während der Herrschaft der Severer zwischen 193 und 235 erlebte auch Vindobona eine Blüte. Die Legion erneuert die Straße zwischen Carnuntum und Vindobona. Die römische Zivilstadt Vindobona wird zum Municipium.
Unter Septimius Severus‘ Nachfolger Caracalla trat die Constitutio Antoniniana in Kraft, wodurch alle (freien) Bewohner des Reiches zu römischen Bürgern wurden.