Siegfried Fuchs
Siegfried Fuchs, * 26. September 1883 Wien, † 25. Juli 1946 Shanghai, Rechtsanwalt.
Biografie
Fuchs war jüdischer Herkunft, sein Vater migrierte in den 1870er Jahren aus Deutschkreuz nach Wien, wo er eine Handelsfirma aufbaute. Siegfried Fuchs studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und promovierte 1908 zum Dr. iur. Er arbeitete zunächst als Adovakaturskandidat bei einem Wiener Anwalt, machte sich jedoch während des Ersten Weltkriegs mit einer eigenen Kanzlei auf der Mölkerbastei 3 selbständig. Neben seiner Kanzlei sammelte der unverheiratet gebliebene Jurist Modeaccessoires wie Spazierstöcke, Knöpfe und Fächer, aber auch Handschriften, Druckschriften (insbesondere Kalender), Musikinstrumente und Werke der bildenden Kunst.
Nach dem "Anschluss" 1938 durfte der Rechtsanwalt seinem Beruf nicht mehr nachgehen. In dieser wirtschaftlichen Notlage verkaufte er Teile seiner Privatsammlung unter anderem an die Österreichische Nationalbibliothek und die Städtischen Sammlungen (heute Wien Museum und Wienbibliothek im Rathaus).
Die Objekte aus dem Bestand der Wienbibliothek im Rathaus wurden 2003 an eine Erbengemeinschaft restituiert und zurückgekauft.
Literatur
- Gerhard Milchram: Siegfried Fuchs. Sammler der kleinen und unscheinbaren Dinge. In: Christian Mertens/Gerhard Milchram/Michael Wladika (Hg.): "in gutem Glauben erworben" 25 Jahre Restitutionsforschung der Stadt Wien. Wien: Czernin 2024, S. 120-125
- Murray G. Hall / Christina Köstner: ...Allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern... Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien: Böhlau 2006 (Kapitel "Die Bibliothek von Siegfried Fuchs")
- Alexandra Reininghaus [Hg.]: Recollecting: Raub und Restitution. Ausstellung im MAK Wien, 03.12.2008 - 15.02.2009. Wien: Passagen Verlag 2008